Der Herr ist mein Hirte: Ein Schaf lässt sich in Riedenberg polizeilich abführen. Foto: 7aktuell.de/Alexander Hald

Immer wieder gibt es Aufregung um die Schafherde im Eichenhain in Riedenberg – mal gibt es Streit mit Hundehaltern, mal Beschwerden aus der Nachbarschaft. Nun musste die Polizei zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ausrücken.

Stuttgart - Schon wieder sind Schafe in Riedenberg auf freiem Fuß – das zweite Mal binnen drei Tagen. Die Aufregung um die Herde im Naturschutzgebiet Eichenhain in Riedenberg wird damit um ein trauriges Kapitel erweitert – und erinnert an manches Bibelwort. „Also will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Örtern, dahin sie zerstreut waren zur Zeit, da es trüb und finster war“, heißt es etwa bei Hesekiel, Kapitel 34, Vers 12.

Der Schäferin Nicole von Kopp Ostrowski lag eher ein unbiblischer Fluch auf den Lippen: Am Dienstagabend musste sie zusammen mit der Polizei erneut ihre Schafherde in Riedenberg einfangen, nachdem Unbekannte den Weidezaun beschädigt hatten. Bis zu drei Streifen des Möhringer Reviers rückten aus, um den Schafen die Festnahme zu erklären. Frei nach der Dienstvorschrift in Matthäus, Kapitel 18, Vers 12: „Wenn irgend ein Mensch hundert Schafe hätte und eins unter ihnen sich verirrte: lässt er nicht die 99 auf den Bergen, geht hin und sucht das verirrte?“

Täter schreckte der Elektrozaun nicht ab

Die Polizei war am Dienstag um 17.39 Uhr alarmiert worden: „Ein Anrufer berichtete von mindestens drei Schafen auf der Birkacher Straße“, sagt Polizeisprecher Martin Schautz. Bereits am vergangenen Sonntag waren um 18.50 Uhr etwa 30 Tiere auf der Straße. Unbekannte hatte an einer Stelle den Weidezaun auf 40 Meter Länge herausgerissen und zusammengeknüllt. „Dass da Strom drauf war, hat die Täter nicht gestört“, stellt die Schäferin fest.

Die Aktion am Dienstagabend zog sich laut Polizei bis 19.30 Uhr hin. Autofahrer mussten reichlich Geduld aufbringen, weil die Birkacher Straße wegen des außergewöhnlichen amtlichen Schäferlaufs gesperrt werden musste. „Dabei kam es zu keinen besonderen Vorkommnissen“, so Polizeisprecher Schautz. Die Polizisten setzten einen Besen als Dienstwaffe ein. Die Fahrbahn war dem Herbstlaub gleich mit Schafsköttel übersät.

Tierhaltung in finanziellen Engpässen

Von den Urhebern fehlt bisher jede Spur. Ob gezielter Anschlag oder Dummejungenstreich – Zeugen gibt es offenbar nicht. Für die Schäferin ist dies freilich nur eines von vielen Ärgernissen, die mit ihrer Schafherde verbunden sind. Sie klagt über finanzielle Engpässe, die auch ihr Winterquartier in Esslingen-Pliensauvorstadt betreffen. Wie auch schon im Februar kündigt sie erneut an, einen Verein gründen zu wollen, mit dem die Futterversorgung der Tiere gesichert werden soll.

Dabei gerät sie auch schon mal mit den Riedenbergern in die Wolle. An Ostern etwa waren die Tiere nicht ausreichend mit Wasser versorgt– was Anwohner zu Beschwerden, aber auch Hilfeaktionen veranlasste. Zeitweise wurden Vorwürfe laut, die Tiere vernachlässigt würden – was Behörden indes nicht bestätigten. „Ich bin immer diejenige, die alles erklären muss und die Schuldige ist“, hatte Nicole von Kopp Ostrowski schon damals geklagt. Auch nach den jüngsten Schaf-Vorfällen fürchtet sie wieder schuldlos am Pranger zu stehen.

Der Trost des Johannes

Vielleicht tröstet die Hirtin auch die Erkenntnis des Johannesevangeliums, Kapitel 10, Verse 7 bis 9: „Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir gekommen sind, die sind Diebe und Mörder; aber die Schafe haben ihnen nicht gehorcht. Ich bin die Tür; so jemand durch mich eingeht, der wird selig werden und wird ein und aus gehen und Weide finden.“