Spendenbetrüger nutzen die Gutgläubigkeit ihrer Opfer aus. Foto: Eva Funke

Ein Mann sammelt angeblich im Auftrag der Kirche für die Seniorennothilfe. Die Evangelische Kirchengemeinde Stuttgart-Nord und die Polizei warnen vor dem falschen Spendensammler.

S-Nord - Die Geschichten, die betrügerische Spendensammler Bürgern erzählen, um ihnen Geld aus der Tasche zu leiern, sind vielfältig: Mal sammeln sie für die Vesperkirche, dann wieder für ein Kinderheim. Und jetzt im Stuttgarter Norden angeblich im Auftrag der Evangelischen Kirchengemeinde Stuttgart-Nord für eine „Seniorennothilfe“.

Bereits Ende vergangenen Monat klingelte der angebliche Spendensammler an der Tür eines 91-Jährigen Mitglieds der Evangelischen Nordgemeinde. „Er stellte sich mit dem Namen Schleyer vor, und erzählte, dass der in den 70er Jahren von der RAF ermordete Hanns Martin Schleyer sein Großvater sei und er für die Seniorenhilfe sammle“, sagt der 91-Jährige, bat den Mann in seine Wohnung, unterhielt sich mit ihm und spendete schließlich für den angeblich guten Zweck 150 Euro. „Normalerweise mache ich so etwas nicht, denn ich weiß ja, dass man leicht übers Ohr gehauen wird. Aber der Mann machte einen sehr sympathischen Eindruck, und so eine Geschichte kann man doch nicht erfinden“, war er überzeugt.

Pfarrerin erstattet Anzeige

Doch, man kann. Als das gutgläubige Opfer ein paar Tage später Juliane Jarsek, die Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Stuttgart Nord, traf und auf die Sammelaktion ansprach, fiel die aus allen Wolken. „Wir schicken doch niemanden mit Spendenbitten von Tür zu Tür“. stellt sie fest und hat den Fall beim Polizeirevier Wolframstraße zur Anzeige gebracht.

„Ich bin nicht nur getäuscht worden, sondern auch sehr enttäuscht“, sagt der 91-Jährige, der regelmäßig für gute Zwecke spendet. Leid tut ihm auch, dass er die 150 Euro nun nicht mehr für wirklich notleidende Menschen spenden kann. Den falschen Spendensammler beschreibt er als Mitte 50, untersetzt und gepflegt.

Laut Auskunft der Polizei sind auch in Stammheim betrügerische Spendensammler unterwegs. „Dort klingelte Anfang März eine männliche Person an einer Haustür und sammelte angeblich fürs Deutsche Rote Kreuz“, so ein Polizeisprecher. Er rät, in solchen Fällen den Geldbeutel zuzulassen.