Die Polizisten staunten nicht schlecht bei der Menge der Räder. Foto: dpa

Nur so aus Spaß, behauptet er zumindest, hat ein Möhringer praktisch ausschließlich in Degerloch und Sonnenberg gewütet. Die Polizei steht vor einem Rätsel. Was hat den Mann wirklich angetrieben?

Filder - Als Polizist ist man ja einiges gewohnt. Von den dramatischen Notrufen über alltägliche Streifeneinsätze bis zur Entenfamilie, die sicher über die Straße geleitet wird: Tobias Tomaszewski kennt das alles. „Aber einen solchen Fall hatte ich auch noch nicht“, sagt der Sprecher der Stuttgarter Polizei. „Ich bin gespannt, ob herauskommt, was wirklich dahintersteckt.“

Jedenfalls waren die Kollegen des Möhringer Reviers bass erstaunt, als sie auf einen anonymen Hinweis hin ausrückten und am Mittwoch an der Tür eines Mannes klingelten. Der Hinterhof eines Gebäudes an der Leinenweberstraße in Möhringen, kurioserweise praktisch in der Nachbarschaft der Polizisten, war vollgestellt mit Fahrrädern. Und auch im Keller des 49-Jährigen wurden die Beamten fündig. Drei der Räder waren als gestohlen gemeldet worden und befanden sich im Fahndungssystem der Polizei. Die beschlagnahmte prompt alle Drahtesel.

Was verbindet den Möhringer mit dem Tatort Degerloch?

Kurios und wohl einzigartig daran ist, dass es sich kaum um gewerbsmäßigen Diebstahl handeln dürfte oder Hehlerei, auch wenn die Polizei natürlich in diese Richtung ermittelt. In der Vernehmung habe der Mann nämlich nicht nur die Diebstähle zugegeben, sondern zudem gesagt, er habe die Räder aus Spaß geklaut. Dazu passt, dass „vom Fast-Schrottrad bis zum neuwertigen Rad“ alles dabei war, sagt Tomaszewski. Alle Typen und alle Preisklassen fanden sich in dem Sammelsurium. Und einige der gehorteten Räder hätten in dem Hinterhof wohl auch schon Rost angesetzt.

Dem noch nicht genug, hat der Mann die Räder nach eigenen Angaben wohl ausschließlich in Degerloch und Sonnenberg entwendet. Die Polizisten rätseln nun, ob den Mann wohl eine besondere Abneigung mit diesen Orten verbindet oder er vielleicht auf dem Weg nach Hause schlicht regelmäßig dort vorbeikam und die Gelegenheit ergriff. Von den Gründen für den massenhaften Diebstahl hängt ab, was mit dem Mann vor Gericht geschieht. Möglich, dass er mit der Härte des Gesetzes rechnen muss. Möglich aber auch, dass er in psychiatrische Behandlung kommt.

Der Fahrradkeller der Polizei ist zum Bersten voll

Fünf Polizisten und mehrere Fahrten mit dem Streifenwagen waren übrigens nötig, um die 33 Räder von dem Haus an der Leinenweberstraße in die Garage des Polizeireviers zu schaffen. Dort gibt es einen Fahrradkeller. „Ob die aber alle da reingepasst haben, weiß ich nicht“, sagt der Polizeisprecher. Ein Kollege sei mehrere Stunden damit beschäftigt gewesen, die Räder zu katalogisieren.

Menschen, denen das Fahrrad in Degerloch oder Sonnenberg geklaut wurde, bittet die Polizei, sich zu melden. Wer eine Rechnung vorlegen kann, ein Foto oder eine gute Beschreibung des Rades, kann dieses zurückbekommen. Zuständig sind die Beamten an der Balinger Straße, die erreichbar sind unter der Telefonnummer 0711/89 90 34 00.