Klaus Staeck hat mit seinen Plakaten immer wieder erfolgreich provoziert. Foto: Manfred Mayer

41 Prozesse hat der politische Satiriker Klaus Staeck im Laufe seiner Karriere gewonnen. Mit dem Slogan „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ kann er dennoch nichts anfangen – er hält ihn gar für eine Verhöhnung der Meinungsfreiheit.

Stuttgart - Klaus Staeck landete 41 mal vor Gericht auf der Anklagebank. Der Mann kann ein Lied davon singen, wie es ist, mit Kunst anzuecken. In den 70er Jahren machte er das Plakat zur satirischen Form, gegen den Widerstand seiner Gegner. Bei der 25. Filmschau Baden-Württemberg, die am Sonntag zu Ende ging, hatte der 81-Jährige einen Auftritt, vor dem er sich im Metropol-Kino zuallererst mehrere Ausgaben der Festivalzeitung einpackte – für sein Archiv.

„Ich bin ein Kind des Papierzeitalters und hänge am Papier“, gibt Staeck zu. „Wenn ich heute einsteigen würde, würde ich immer noch Plakate als Medium wählen, um meine Botschaften zu verbreiten. Aber vermutlich hätte ich inzwischen auch einen eigenen Instagram-Kanal.“

„Bilder irritieren mehr als Worte“

Auf den Freitagsdemonstrationen der Klimabewegung zeige sich die Macht der Plakate: „Die Aktivistinnen und Aktivisten tragen Transparente – und in den Zeitungen werden wiederum nicht nur die Menschen, sondern vor allem ihre Plakate abgebildet. Das zeigt: Bilder haben eine größere Chance, zu irritieren, als das gesprochene Wort“, so Staeck.

Trotzdem stehen Satiriker heute vor Fragen, die Staeck sich einst eher nicht stellen musste. Wie verschafft man seinem Anliegen noch Aufmerksamkeit in einer Welt, in der Millionen von Menschen täglich online um sie buhlen? Ist es gerechtfertigt, Tabus zu brechen, um sich ins Gespräch zu bringen? Staeck ist nachdenklich. Das Zentrum für politische Schönheit zum Beispiel nutze Methoden, die er selbst so nicht verwenden würde. „Aber das ist keine Distanzierung. Das ist eine andere Generation, die unter dem Diktat der Öffentlichkeit steht. Ich konnte damals mit relativ einfachen Mitteln Aufmerksamkeit schaffen. Heute muss man dafür ganz andere Wege gehen.“

Es gibt Grenzen des Sagbaren: die deutschen Gesetze

Dennoch gibt es für den heute 81-Jährigen klare Grenzen – und das nicht nur für Satiriker. Staeck selbst ist ein eingefleischter Verfechter der Meinungsfreiheit: „Sie ist ein hohes Gut und wird vor Gericht sehr ernst genommen.“ In einer Demokratie müsse man sich wehren dürfen. Doch die „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“-Mentalität rechter Gruppierungen lehnt Staeck klar ab. „Bei allem, was gesagt werden darf, gibt es Grenzen: unsere Gesetze“, sagt der Satiriker. Wer zum Beispiel den Holocaust leugne, begehe schlicht eine Straftat. „Wer uns weiß machen möchte, es gefährde die Meinungsfreiheit, seine Lügen nicht öffentlich verbreiten zu dürfen, missbraucht die Meinungsfreiheit. Denn: Nein, manche Sachen darf man wirklich nicht sagen. Weil sie Unrecht sind. Weil sie falsch sind.“