Ein ehrenamtlicher Taubenschützer füttert die Tauben im Schlag auf der Leonhardskirche Foto: Leif Piechowski

Bis Ende 2015 soll nicht gewartet werden. Die Stadträte wollen bereits vor den Haushaltsberatungen entscheiden, ob eine halbe Stelle für einen Taubenexperten eingerichtet werden soll. Das beschloss der Ausschuss für Umwelt und Technik am Dienstag.

Stuttgart - Derzeit gibt es in Stuttgart sieben Taubenschläge. Weitere sollen eingerichtet werden. Dem Amt für öffentliche Ordnung stehen dafür im laufenden und kommenden Jahr 120 000 Euro zur Verfügung. Die ehrenamtlichen Taubenschützer kritisieren, dass die Behörde noch keinen Cent davon ausgegeben hat (unsere Zeitung berichtete). In den Schlägen sollen Taubeneier gegen Attrappen ausgetauscht werden, um so die Zahl der Tiere zu verringern.

„Wir haben kein Personal, um Standorte zu suchen und auf ihre Tauglichkeit hin zu überprüfen“, stellte Dorothea Koller, Leiterin des Ordnungsamts, vor dem Ausschuss für Umwelt und Technik fest. Sie fordert, von den 120 000 Euro etwa 43 000 Euro abzuzwacken. Für das Geld soll eine halbe Stelle für einen Taubenbeauftragten eingerichtet werden. Seine Aufgabe soll unter anderem darin bestehen, Standorte für weitere Schläge zu finden.

Bis auf Eberhard Brett von der Alternative für Deutschland (AfD) waren sich die Ausschussmitglieder darüber einig, dass über die Forderung vor den nächsten Haushaltsberatungen abgestimmt werden muss. Brett forderte hingegen, eine Prämie von zehn Euro für jede getötete Taube auszusetzen. „Dann kommen wir mit dem Gesetz in Konflikt“, stellte Ordnungsbürgermeister Martin Schairer klar.

Beate Bull-Schmidt (CDU) wies auf Klagen von Anwohnern aus der Überkinger Straße in Bad Cannstatt hin. Durch den Taubenschlag auf dem Parkhaus Mühlgrün würden sich auf dem nahe gelegenen Spielplatz Tauben auf Schaukeln und Rutsche niederlassen und sie verkoten. Die CDU-Stadträtin fürchtet, dass ein zweiter Schlag dort geplant sein könnte und sich die Situation dadurch verschlimmert.

Dort sei nichts geplant, sagte Koller. Sie führt die „unbefriedigende Situation“ in Bad Cannstatt mit darauf zurück, dass zu „großzügig gefüttert werde“. Dadurch kämen Tauben in die Schläge, die dort gar nicht nisteten. Generell sollen die Tauben in den Schlägen nur noch 30 Gramm Futter pro Tier erhalten.

Damit ist der nächste Konflikt mit den ehrenamtlichen Taubenschützern programmiert. Silvie Brucklacher-Gunzenhäußer sagte gegenüber unserer Zeitung, dass eine Rationierung des Futters nicht klappen könne. „Tauben hören nicht auf zu fressen, wenn sie die 30 Gramm aufgepickt haben. Die dominanten Tauben fressen den anderen alles weg“, ist sie überzeugt und beruft sich auf die Gutachten von Experten. Die Folge sei, dass die zu kurz gekommenen Vögel den Schlag nicht mehr anflögen, dort nicht nisteten und ihnen keine Ei-Attrappen untergejubelt werden könnten.

Brucklacher-Gunzenhäußer und ihre fünf ehrenamtlichen Mitstreiter gehen von einer Futtermenge pro Vogel von 50 bis 60 Gramm aus. „Auf 40 Gramm könnten wir uns noch einlassen. Aber alles andere ist geht nicht“, sagt sie und stellt fest, dass auch bei der Menge von 60 Gramm längst nicht alle Vögel etwas abbekommen. „Die sind dann wieder auf der Straße“, so Brucklacher-Gunzenhäußer.

Für den abgebrochenen Taubenschlag im Hauptbahnhof gibt es bis zum Ende des Jahres Ersatz in der Kriegsbergstraße. Das Baugesuch wurde vor kurzem genehmigt.