Pfarrerin Dorothea Wisotzky verlässt Möhringen nach fünf Jahren. Foto: Nina Ayerle

Dorothea Wisotzky verlässt nach fünf Jahren die Martinskirche und die evangelische Gemeinde. Sie hatte in der Gemeinde Möhringen-Nord eine halbe Pfarrstelle.

Stuttgart-Möhringen - Am liebsten predigt Pfarrerin Dorothea Wisotzky vorne vom Lesepult der Martinskirche aus. Oben auf der Kanzel ist sie soweit weg von den Gottesdienstbesuchern. Das gefällt ihr nicht. „Ich möchte mit ihnen auf Augenhöhe sein“, sagt die 56-jährige evangelische Pfarrerin. Fünf Jahre lang hatte sie in der Gemeinde Möhringen-Nord eine halbe Pfarrstelle. Jetzt hat sie sich entschieden, die Gemeinde zu verlassen. Am Sonntag war ihr Abschiedsgottesdienst.

Im Jahr 2007 war Dorothea Wisotzky die erste Inhaberin der Stelle im neu fusionierten Pfarrbezirk Nord mit rund 700 Gemeindegliedern. Mit einer halben Stelle war sie dort beschäftigt. Ihr Augenmerk lag dabei immer auf den älteren Menschen im Stadtbezirk. „Das hat mir sehr viel Spaß gemacht“, sagt die Theologin. Sie habe dabei viel in der Altersforschung und im Umgang mit Senioren gelernt. Im Pflegeheim hat sie Gottesdienste abgehalten, sie hat die älteren Menschen am Geburtstag besucht und einen Seniorenkreis gegründet.

Ein großer persönlicher Gewinn

Die gebürtige Stuttgarterin lebt in Degerloch. Zum einen habe es, wie sie erzählt, kein Pfarrhaus für diese Stelle gegeben. Zum anderen sei ein Umzug nach Möhringen für sie aus privaten Gründen nicht in Betracht gekommen. Anfangs hatte sie noch ein Büro vor Ort, die letzten Jahre hat sie von zu Hause aus gearbeitet.

Wenngleich sie nicht vor Ort war, verbucht Dorothea Wisotzky dennoch einen großen persönlichen Gewinn für sich: „Ich bin wieder näher an die Gemeindearbeit herangerückt.“ Denn rund 15 Jahre war die evangelische Pfarrerin in diesem Bereich nicht mehr tätig. Nach ihrem Studium in Tübingen und Berlin habe sie zunächst nicht über ein Pfarramt nachgedacht, erzählt sie. Theologie habe sie aus Interesse studiert, ebenso Sozialpädagogik. „Das studentische Leben war mir genauso wichtig, wie immer wieder nach links und rechts zu schauen“, fügt sie hinzu. Erst im Vikariat habe sie sich mit dem Berufsbild auseinandergesetzt. Einige Jahre war sie danach Gemeindepfarrerin in Reutlingen und in Bietigheim-Bissingen. Ihre Berufung aber hat sie danach in der Seelsorge gefunden.

„Ich möchte die Stelle nicht blockieren“

Seit 20 Jahren arbeitet Dorothea Wisotzky nämlich während der anderen Hälfte der Woche in der Seelsorgeeinheit des Katharinenhospitals. „Das mache ich mit Herzblut.“ Dort gehört sie inzwischen auch zu den „Dinosauriern“, wie sie sagt. Sie kennt die Menschen, die Abläufe und die Arbeit. In Zukunft warten dort schon einige Aufgaben auf sie: Um die dortige Kapelle zu kämpfen, ist nur eine davon. Diese soll voraussichtlich verlegt werden. „Dieses Thema beschäftigt mich sehr“, sagt sie.

Dies ist auch ein Grund, warum sie ihre Stelle in Möhringen für einen Nachfolger freigeben will. „Ich möchte die Stelle nicht blockieren“, sagt sie. Beide Stellen mit ganzem Herzen auszufüllen, sei ihr zudem nicht gelungen. Deshalb hat sich die 56-Jährige nun entschieden, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Was die Zukunft für sie nun bereit hält, weiß sie noch nicht genau. „Jetzt freue ich mich erst einmal auf ruhigere Zeiten“, sagt sie.