Alexander Neifer (l.) und Ruth Rosenbauer freuen sich auf den ersten Lagertag. Foto: Gottfried Stoppel

Am Mittwoch beginnt das Bundeslager der Christlichen Pfadfinderschaft Deutschlands, an dem 1300 junge Menschen teilnehmen. Geleitet wird die Veranstaltung von Ruth Rosenbauer aus Backnang und Alexander Neifer aus Stuttgart.

Backnang/Stuttgart - Die ersten Pfadfinder sind bereits eingetroffen. Seit einer guten Woche bereiten sie auf einer Wiese bei Beilstein (Kreis Heilbronn) die Infrastruktur für das große Bundeslager vor. Darunter sind auch die 20-jährige Ruth Rosenbauer und der 25-jährige Alexander Neifer. Die beiden Studenten haben die Gesamtleitung des Lagers übernommen. Keine Aufgabe, die man nebenher erledigt.
Frau Rosenbauer, Herr Neifer, Sie sind mitten im Vorbereitungsendspurt. Wie sehen Ihre Tage momentan aus?
Alexander Neifer: Teilweise telefoniere ich fünf bis sechs Stunden, weil wir noch einmal mit allen Verantwortlichen Kontakt aufnehmen, bevor wir selbst auf dem Lager und damit schwerer erreichbar sind. Außerdem muss ich mir überlegen, was ich eigentlich selbst alles mitnehmen will.
Ruth Rosenbauer: Wir sind auch dabei, Geschenke für die engen Mitarbeiter vorzubereiten. Das ist ziemlich aufwendig.
Viel Zeit für das Studium bleibt dann vermutlich nicht. . .
Ruth Rosenbauer: Zum Glück hatte ich gerade ein Praktikumssemester. Das Praktikum ist schon zu Ende, und ich kann mich voll auf das Lager einstimmen.
Alexander Neifer: Ich wollte dieses Semester zwei Scheine machen. Aber als sich herausgestellt hat, dass meine Gruppe durchfällt, bin ich am Schluss gar nicht mehr hin. Es war von Anfang an klar, dass das Studium unter dieser Aufgabe leidet. Diese Bereitschaft muss man mitbringen.
Die Vorbereitungen für das Lager haben vor zwei Jahren angefangen, hinter Ihnen liegen 13 Treffen mit dem Vorbereitungskreis, tausende Stunden am Telefon und vor dem Computer. Warum übernimmt man ein solches Amt?
Ruth Rosenbauer: Ich habe mir schon auf dem Bundeslager vor vier Jahren vorgenommen, mich beim nächsten Mal in der Organisation zu engagieren. Auf dem ersten Ideentreffen wurde dann gesagt, dass es noch keine Lagerleitung gibt. Ich habe erst mal alle Leute angesprochen, die ein bisschen älter sind als ich, und dann hat mich Alex auf einer Fahrt in Ungarn gefragt, ob ich seine Stellvertreterin sein möchte. Ich wollte unbedingt, dass das Lager stattfindet, auch für meine eigenen Sipplinge.
Alexander Neifer: Ich war auf der Suche nach einer neuen Aufgabe, nachdem ich die Leitung meines Stammes in Stuttgart abgegeben hatte. Ich wollte schon einmal ein Lager leiten, das dann aber wegen zu weniger Teilnehmer abgesagt wurde. Ich wusste, dass das bei einem Bundeslager garantiert nicht passiert.
Was waren die größten Herausforderungen in der Vorbereitung?
Ruth Rosenbauer: Wir mussten ständig mit Leuten in Kontakt treten, die wir nicht kennen. Das macht mir eigentlich nichts aus, aber das so massiv tun zu müssen, war schon schwer. Da habe ich viel gelernt.
Alexander Neifer: Wir haben beide unser gesamtes Netzwerk abgegrast, um alle Aufgaben verteilt zu bekommen. Schließlich wird bei uns alles von Ehrenamtlichen organisiert. Durchhaltevermögen zu entwickeln, das war sicherlich eine große Herausforderung. Und sich eigene Fehler einzugestehen. Außerdem war ich überrascht, wie viele Details es bei der Planung zu berücksichtigen gibt.
Zum Beispiel?
Alexander Neifer: Wir hatten viel Kontakt mit dem Landratsamt. Für die Behörde ist so ein Lager auch Neuland. Wenn es um die Lebensmittelhygiene geht, kennen die sich mit Kindergärten aus, aber nicht damit, wie das auf der grünen Wiese funktioniert. Außerdem haben wir ein ausführliches Sicherheitskonzept erarbeitet.
In den vergangenen Wochen gab es häufig starke Gewitter. Was geht in solchen Momenten in Ihnen vor?
Alexander Neifer: Wenn ich von den vielen Verletzten auf Festivals gehört habe, habe ich schon an unser Lager gedacht. Auf dem letzten Bundeslager gab es eine schwere Gewitternacht, auf die niemand vorbereitet war. Da sind wir jetzt besser gerüstet.
Ruth Rosenbauer: Wir werden uns während des Lagers täglich mit den Behörden treffen und dann auch Dinge wie den Wetterbericht besprechen. Das Gute an Pfadfindern ist, dass in solchen Situationen alle mit anpacken und sich gegenseitig helfen.
Für das Lager gibt es eine eigene Ordnung, in der unter anderem festgelegt ist, dass eine Ablenkung durch elektronische Geräte wie Handys oder MP3-Playern nicht erwünscht ist. Ist das zeitgemäß?
Alexander Neifer: Ich denke, es wäre nicht zeitgemäß, im Notfall kein Handy zu benutzen. Auch ich muss für Behörden erreichbar sein. Aber ansonsten denke ich, dass es immer wichtiger wird, diese Dauerbeschallung mal für ein paar Tage abzuschalten. Viele Jugendliche merken gar nicht mehr, wann ihre Handys fehl am Platz sind.
Ruth Rosenbauer: Wir wollen die Zeit in der Gemeinschaft genießen, im Hier und Jetzt leben. Und da lenken Handys nur ab. Es gibt natürlich Eltern, die darauf bestehen, dass ihre Kinder ein Handy für den Notfall dabei haben. Dann wird das eben unten im Rucksack versenkt.
Alexander Neifer: Und nach ein paar Tagen hat sich das eh erledigt, denn Strom gibt es auch nicht.
Überhaupt nicht?
Alexander Neifer: Der Vorbereitungskreis braucht schon Strom für die Laptops, an denen wir zum Beispiel die Anmeldezahlen abgleichen. Auch andere Infrastruktur bauen wir auf. Es werden Wasserrohre verlegt, was eine ganz schöne Herausforderung ist, weil der Platz ziemlich groß ist: 700 auf 600 Meter.
Es ist bestimmt nicht einfach, so einen großen Lagerplatz zu finden.
Alexander Neifer: Das stimmt. Umso glücklicher bin ich, dass wir einen Platz gefunden haben, von dem aus man keine Stromleitung, kein Haus sieht. Und wir werden dort von der Gemeinde sehr unterstützt, gerade auch der Bürgermeister von Beilstein hilft, wo er kann.
Auf welche Momente freuen Sie sich besonders?
Ruth Rosenbauer: Auf den Ankunftstag, den 27. Juli. Wenn plötzlich ein ganzer Schwall Leute auf das Lager schwappt. Und auf den Abschlussabend, weil ich den mit seiner schönen Atmosphäre schon immer besonders spannend fand. Außerdem haben wir dann hoffentlich alles gut geschafft.
Alexander Neifer: Ich freue mich auf den Moment, wenn ich zum ersten Mal auf dem Lagerplatz stehe. Wenn dieser noch ganz leer ist. Und ich freue mich dann schon auch darauf, wenn alles vorbei ist.
Ruth Rosenbauer: Immerhin werden wir fast vier Wochen auf dem Lager sein. Danach haben wir uns den Urlaub wirklich verdient.