Vor allem an Grundschulen fehlen Lehrer. Foto: dpa

Bremen verteilt Flyer, Bremerhaven wirbt im Kino für den Pädagogenberuf, Berlin lockt mit Stipendien: Die Länder lassen sich einiges einfallen.

Stuttgart - Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hat auch in diesem Schuljahr ihre liebe Not, die Unterrichtsversorgung sicherzustellen. Gerade an Grundschulen werden Stellen offen bleiben. Dabei wurde bereits die Hinzuverdienstgrenze für Pensionäre geöffnet, wer seinen Ruhestand hinausschiebt, bekommt zehn Prozent mehr Gehalt, Teilzeitbeschäftigte werden gebeten, ihre Arbeitszeit aufzustocken. Gymnasiallehrer ohne Stelle können an Grundschulen arbeiten. Viele Länder haben die gleichen Probleme wie der Südwesten. Was tun sie gegen die Personalnot? Ein Überblick. Berlin lobt für hundert Bachelorabsolventen ein Stipendium aus, wenn sie einen Masterstudiengang fürs Lehramt belegen. Das dotiert die Stadt vier Semester lang mit 500 Euro im Monat. Die Stipendiaten müssen sich verpflichten, mindestens drei Jahre im Berliner Schuldienst tätig zu sein. Bremen setzt auf das Image des Lehrerberufs. Die Stadt verteilt Flyer, während Bremerhaven im Kino für den Beruf wirbt. Sachsen hat schon 2015 das Sachsenstipendium aufgelegt, um dem Lehrermangel auf dem Land zu begegnen. Studenten, die sich verpflichten, nach ihrem Abschluss außerhalb von Dresden und Leipzig zu arbeiten, bekommen 300 Euro monatlich bis zum Ende der Regelstudienzeit. Referendare, die aufs Land gehen, können ab 2019 mit Zuschlägen bis zu 1000 Euro rechnen. Seit 2014 gibt es das Freiwillige Soziale Jahr Pädagogik an Schulen. Dabei werden junge Leute zwischen 16 und 26 in der Hausaufgabenbetreuung oder bei Projektarbeiten eingesetzt. Zweck der Übung ist, in den Lehrerberuf hineinzuschnuppern. Von 2019 an werden neue Lehrer in Sachsen verbeamtet, Grundschullehrer werden in die Gehaltsstufe A 13 angehoben. Im Südwesten werden sie in die Besoldungsgruppe A 12 eingruppiert. Bereits seit 2016 gibt es eine Stunde zusätzliche Altersermäßigung: ab 58 Jahren eine Stunde, ab 60 zwei und ab 61 drei Stunden weniger. Im Südwesten wird die Verpflichtung ab 60 um eine Stunde reduziert, ab 62 um zwei Stunden. Grundschullehrer müssen im Freistaat mit 27 Wochenstunden eine Stunde weniger unterrichten als im Südwesten. Nordrhein-Westfalen lässt Gymnasiallehrer, die keine Stelle gefunden haben, seit Herbst 2017 für zwei Jahre an einer Grundschule unterrichten. Sie haben die Garantie, danach an eine weiterführende Schule versetzt zu werden. In diesem Jahr richtet NRW 340 zusätzliche Studienplätze für das Grundschullehramt ein und 250 für Sonderpädagogik. Seiteneinsteiger absolvieren einen zweijährigen berufsbegleitenden Vorbereitungsdienst. Niedersachsen überlegt, das Gehalt der Grund-, Haupt- und Realschullehrer anzuheben. Nach dem Vorbild Baden-Württembergs soll die Hinzuverdienstgrenze für Pensionäre angehoben werden, damit diese im Unterricht aushelfen. Eine Arbeitsgruppe soll Konzepte für eine nachhaltige Bedarfsplanung entwickeln. Brandenburg setzt bei den Grundschullehrern aufs Geld. Vom 1. Januar 2019 an sollen sie nach A 13 bezahlt werden. Studienräte werden dauerhaft an Grundschulen eingesetzt. Auch werbe man im Nachbarland Polen um Lehrkräfte. Jeder zehnte Lehrer in Brandenburg ist ein Seiteneinsteiger. Künftig sollen diese drei Monate vor Beginn des Schuljahrs beziehungsweise des Halbjahrs eingestellt werden und einen pädagogischen Kompaktkurs absolvieren. Schleswig-Holstein zahlt Zuschläge für Lehrer, die über die Altersgrenze hinaus arbeiten. Grundschullehrer können von 2020 an mit höheren Gehältern rechnen. Erste Begegnungen mit dem Lehrerberuf und gleichzeitig eine Maßnahme gegen die Versorgungslücken ist der Aufbau eines Netzwerks von Oberstufenschülern, die in der Grundschule als Unterrichtsassistenten in Mint-Fächern tätig sind. Rheinland-Pfalz sieht sich gut gerüstet. Nur 20 Planstellen im Förderschulbereich seien zum Schuljahresbeginn nicht besetzt, man sei optimistisch, dass das Problem bis Februar erledigt sei, erklärt ein Sprecher von Bildungsministerin Stefanie Hubig. Auch der Einsatz von Quer- und Seiteneinsteigern sei kaum erforderlich. „Gegen den Bundestrend setzen wir auf attraktive Arbeitsbedingungen der Lehrer“, so der Sprecher. Die Besoldung der verbeamteten Lehrern werde in den beiden kommenden Jahren um je zwei Prozent steigen, zusätzlich zur Übertragung des Tarifergebnisses auf die Beamtenbezüge. Anders als im Südwesten werden Vertretungslehrer von diesem Schuljahr an auch in den Sommerferien bezahlt, wenn ihr Vertrag vor dem 1. März eines Jahres abgeschlossen wurde und sie bis zum Schuljahresende unterrichten. Bayern hat schon 2015 eine Zweitqualifizierungsmaßnahme für Realschul- und Gymnasiallehrer gestartet. So können die Pädagogen an den bayerischen Mittelschulen, die zum Hauptschulabschluss oder zur mittleren Reife führen, unterrichten. Das Programm gibt es auch für Grund- und Förderschulen. 840 Teilnehmer haben bereits abgeschlossen und sitzen unbefristet auf einer Planstelle. Vom aktuellen Schuljahr an werden rund 1440 Lehrer an der Maßnahme teilnehmen. Gegen den Mangel an Sonderpädagogen soll ebenfalls ein Qualifizierungsprogramm helfen. Neue Lehrstühle für die Ausbildung von Sonderpädagogen sollen in München, Würzburg und Regensburg entstehen. „Spezielle Maßnahmen, um Lehrpersonal anderer Länder zu gewinnen, ergreift Bayern nicht“, so das Kultusministerium.