Weinfactum-Macher Thorsten Klimek wird künftig häufig in Hessigheim sein. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Stuttgart hat künftig eine selbstständige Weingärtnergenossenschaft weniger: Das Weinfactum Cannstatt schlüpft unter das Dach der fast 15mal so großen Felsengartenkellerei in Besigheim. Der Hauptgrund: Immer weniger Menschen trinken Trollinger.

Stuttgart - Das dürfte eine der größten Veränderungen in der Stuttgarter Weinszene der vergangenen Jahre werden: Die Cannstatter Weingärtnergenossenschaft, die seit 2015 unter dem Namen Weinfactum firmiert, soll nach Informationen unserer Zeitung im Frühsommer mit der Felsengartenkellerei Besigheim fusionieren. In den nächsten Wochen werden die rund 100 Mitglieder der 1923 gegründeten Genossenschaft über die Pläne informiert. Eine offizielle Bestätigung der Pläne soll nach unseren Recherchen an diesem Dienstag erfolgen.

Das Weinfactum Cannstatt ist mit einer Anbaufläche von etwa 50 Hektar die kleinste noch selbstständige Weingärtnergenossenschaft in Stuttgart. Allerdings leidet der mehrfach preisgekrönte Betrieb unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Vor allem der Absatz von Trollinger, immer noch die meistangebaute Rebsorte bei den Cannstattern, gestaltet sich immer schwieriger. An den Problemen änderte auch die Fusion mit der Genossenschaft Unteres Murrtal im Jahr 2010 nichts. Zwar gewannen die Cannstatter damit etliche bevorzugte Lemberger-Lagen aus Marbach-Rielingshausen, Steinheim und Kirchberg hinzu, an den Schwierigkeiten mit der Württemberger Leitsorte Trollinger änderte das aber nichts. Im Gegenteil: Der Absatz ist im vergangenen Jahr extrem eingebrochen.

Die Produktion in Cannstatt soll geschlossen werden

Die Felsengartenkellerei Besigheim gehört dagegen zu den großen Spielern in der Württemberger Weinbaubranche. Der Betrieb mit Sitz in Hessigheim im Kreis Ludwigsburg nimmt Trauben aus zehn verschiedenen Städten und Gemeinden an, darunter neben Besigheim und Hessigheim die Große Kreisstadt Bietigheim-Bissingen und die traditionellen Weinbau-Gemeinden Walheim, Gemmrigheim und Ilsfeld. Insgesamt bewirtschaften die 1400 in der Felsengartenkellerei zusammengeschlossenen Wengerter etwa 700 Hektar Rebläche. Der Neubau der Kellerei in Hessigheim gilt als einer der modernsten seiner Art in ganz Deutschland.

Die Produktion des Weinfactums im Cannstatter Römerkastell soll komplett stillgelegt werden. Nach den Plänen der Fusionspartner wird der Wein aus Cannstatt bereits von der Ernte im Herbst 2019 an ausschließlich in Hessigheim produziert.