Sie sind eine Publikumsattraktion: Die Paternoster im Stuttgarter Rathaus Foto: www.7aktuell.de | Florian Gerlach

Eine Verordnung aus Berlin bremst die Paternoster in Deutschland aus - auch die im Stuttgarter Rathaus. Verwaltungsbürgermeister Wölfle will mit "vereinten Kräften" daran arbeiten, die Paternoster für die Zukunft wieder nutzbar zu machen.

Stuttgart – Ausgebremst! Die Paternoster im Stuttgarter Rathaus müssen vorerst stillgelegt werden. Ziel der Stadtverwaltung sei es aber, „eine Lösung zu finden, um die Paternoster in Zukunft wieder öffentlich nutzbar zu machen. Daran arbeiten wir mit vereinten Kräften“, sagte Bürgermeister Werner Wölfle (Grüne) laut einer Pressemitteilung der Stadt am Freitag.

Hintergrund ist ein Papier aus Berlin: Die „Verordnung zur Neuregelung der Anforderungen an den Arbeitsschutz bei der Verwendung von Arbeitsmitteln und Gefahrstoffen“ aus Andrea Nahles‘ Arbeitsministerium erzwingt die Stilllegung der letzten noch aktiven Paternoster in Deutschland.

Dass das im Stuttgarter Rathaus für Verstimmung sorgt, ist der Mitteilung der Stadt vom Freitag anzumerken. Konkret bedeute die Berliner Verordnung, so Wölfle, „dass wir unsere drei Paternoster im Rathauskomplex vorerst stilllegen müssen, denn unsere Beschäftigten, die seit Jahrzehnten unfallfrei im Stuttgarter Rathaus die Aufzüge benutzt haben, sind bislang weder ‚eingewiesen worden‘, wie man ‚richtig Paternoster fährt‘, noch kann überwacht werden, wer die Kabine betritt und ob diese Personen die Erlaubnis zum Fahren als eingewiesene Beschäftigte haben.“

"Das nimmt absurde Züge an"

Die drei Paternoster des Rathauses seien eine Attraktion der Stadt: „Zahlreiche Touristen und Einheimische kommen täglich zu uns und sind bisher mit großem Vergnügen im Paternoster gefahren“, erklärte der Verwaltungsbürgermeister. „Aber ab 1. Juni würde die Stadt ordnungswidrig handeln und sich gegebenenfalls sogar strafbar machen“, sollte sie die Paternoster weiter betreiben.

Aus seinem Unmut über die Verordnung aus Berlin macht Wölfle keinen Hehl: „Das nimmt absurde Züge an. Ich habe null Verständnis für diese neue Vorschrift, denn ich kann mich an keinen nennenswerten Unfall, geschweige denn an einen Personenschaden erinnern.“ Die Paternoster des Rathauses seien schon vor Jahren mit Sicherheitsklappen und einer automatischen Abschaltung ausgestattet worden. „Wir werden nun prüfen, welche weiteren Maßnahmen ergriffen werden müssen, damit die Aufzüge wieder in Betrieb gehen können.“

Schilder im Rathaus sollen informieren

Ab Montag will die Rathausverwaltung vor den Paternostern Schilder aufstellen, auf denen die Maßnahme erklärt wird und auch, wer hinter dem Verbot steckt. Wölfle ruft die Stuttgarter aktiv auf, die freie Fahrt für Paternoster zurückzufordern: „Ich würde mich freuen, wenn Besucher die Wiedereröffnung der Paternoster an entsprechender Stelle einfordern.“

Zusammen mit Hamburg und München wolle man jetzt die Initiative ergreifen. In der Zwischenzeit sollen Maßnahmen getroffen werden, damit wenigstens die Rathausmitarbeiter wieder die Paternoster benutzen dürften.

In Berlin ist man indes dabei, an einer Novellierung der Verordnung zu arbeiten - geplant ist, dass es Ausnahmen von der Paternoster-Einschränkung geben soll.