Äthiopier können nun ihr eigenes Getreide ohne nutzen, ohne Patentgebühr zu zahlen. Foto: dpa

Ein skurriler Streit um die Getreideart Teff erregte die Gemüter in Äthiopien. Eine Firma aus den Niederlanden hatte es patentiert und Äthiopier hätten dafür Abgaben zahlen sollen. Nun kam die Wende.

Johannesburg - Mehr als 100 Millionen Äthiopier können aufatmen. Sie werden wie seit Tausenden von Jahren auch in Zukunft ihre „Indschera“ genannten Pfannkuchen essen können, ohne einer holländischen Firma dafür Abgaben zu bezahlen. Ein Gericht in Den Haag hat jetzt entschieden, dass ein von dem Geschäftsmann Jans Roosjen angemeldetes Patent auf sogenannte Teff-Produkte „null und nichtig" sei, weil der holländische Patentanmelder nichts Neues erfunden habe. Teff ist eine uralte Getreidesorte, die Äthiopiern und Eritreern zur Herstellung ihres Grundnahrungsmittels Indschera dient. Das ist ein säuerliches Fladenbrot, das sowohl als Beilage wie als Besteck zum Einsatz kommt: Man nimmt die Fleisch- und Gemüsegerichte mit den Fingern zwischen den Fladen eingequetscht auf. „Wir beten nicht: ‘Unser täglich Brot gib uns heute’, sondern ‘unser Indschera gibt uns heute’“, sagt ein Äthiopier in Johannesburg.

Äthiopien ging bei Patent leer aus

Als Direktor der holländischen Firma „Health and Performance Food International“ hatte Roosjen vor mehr als 15 Jahren ein Patent für Produkte aus gemahlenem Teff angemeldet. Der Holländer rechnete sich offenbar satte Geschäfte aus, denn Teff ist glutenfrei und enthält wichtige Nährstoffe – Eigenschaften, die ganz nach dem Geschmack europäischer und amerikanischer Konsumenten sind.   Zunächst versprach Roosjen dem äthiopischen Staat einen Anteil an dem Verkauf der Teff-Produkte, doch seine Firma meldete im Jahr 2005 Konkurs an, was seine Patentrechte für Europa, Japan und die USA allerdings nicht beeinträchtigte. Das brachte die Regierung in Addis Abeba gegen ihn auf: Sie nahm sowohl diplomatische wie rechtliche Schritte auf, um sich die Eigentumsrechte an dem tausende von Jahren alten Grundnahrungsmittel wieder zurück zu erobern.

Teff soll nun Quinoa Konkurrenz machen

„Eine großartige Nachricht“, twitterte der äthiopische Politiker Fitsum Arega nach der Bekanntgabe des holländischen Urteils: „Ich hoffe, dass unsere nationalen Besitzstände jetzt von allen respektiert und geschützt werden.“ Nun wollen äthiopische Geschäftsleute die Teff-Produkte ihrerseits auf die Weltmärkte bringen: Sie sind überzeugt davon, dass der gesunde Kleinweizen Produkten wie Quinoa Konkurrenz machen kann.