Geld verdienen, ohne etwas dafür zu tun? Schön wäre es. Foto: dpa/Federico Gambarini

Das Thema „passives Einkommen“ liegt im Internet zurzeit im Trend. Doch hat es viele Widerhaken. Eine Übersicht.

Geld verdienen, ohne etwas zu tun? Sozusagen im Schlaf? Kein Wunder, dass Ratschläge dazu aktuell im Internet trenden. Also in einer Zeit, in der viele Menschen Sorge haben, ob ihr Einkommen noch reicht. Sogar eine Internetseite, die vom Bundeswirtschaftsministerium und der staatlichen Förderbank KfW veröffentlicht wird, wird da nicht müde, ein paar finanzielle Strategien vorzuschlagen.

Einmal kurz in Immobilien investieren

Auf dieser Seite namens„Gruenderplattform.de“ findet sich beispielsweise unter dem Titel „Der Weg in die finanzielle Freiheit“ ein Sammelsurium an Ideen. Das beginnt mit der Vorstellung, durch Fotos, Webinare oder Bücher im Netz Geld zu verdienen. Oder etwa durch Markenwerbung in Youtube-Videos. Und gleich danach folgt eine Liste von kleineren und größeren Spekulationen: per Crowdfunding in Start-ups investieren. Geld in Wertpapieren anlegen. Immobilien kaufen und vermieten. Übersetzt: durch clevere Spekulation reich werden.

Und das klingt dann gar nicht anders als auf privatwirtschaftlichen Plattformen, die mit solchen Ideen selbst Geld verdienen. Etwa beim Anbieter Propvest, der Anteile an Immobilien vermittelt: „Wie du ein passives Einkommen mit 1000 Euro aufbauen kannst?“, lautet dort die Frage. Ganz einfach, jedenfalls laut Webseite: in Aktien, Immobilien, Bücher, Kunstgegenstände wie Gemälde investieren. „Alternativ kannst Du auch Vermieter werden und somit Einnahmen aus Immobilien-Eigentum generieren.“ Wie das mit 1000 Euro dann genau funktionieren soll, beantwortet die Webseite allerdings nicht.

Geld ohne Zutun verdienen?

Letztlich ist die der alte Rentiers-Traum des Kapitalismus: sozusagen ohne eigene Arbeit durch Kupon-Schneiden zum Wohlstand. „Da sich das Geld von alleine verdient, ist es völlig egal, wo du wann bist – theoretisch könntest du also tatsächlich das ganze Jahr Urlaub machen und dabei passives Einkommen generieren“, so lautet etwa auf der immerhin quasi staatlichen Internetseite „Gruenderplattform.de“ das Versprechen.

Die Möglichkeiten, ein solches passives Einkommen zu generieren, gibt es in der Tat. Aber sie sind im Einzelnen komplizierter und unsicherer als in den Internet-Stichworten suggeriert. Zwar wird auch dort ganz allgemein von Risiken gesprochen. Aber solche Risiken kann nur eingehen, wer bereits finanzielle Substanz hat, wer also Geld übrig hat, das er auch gegebenenfalls verlieren kann.

Wirklich Bedürftige nicht im Blick

Es ist deshalb klar, welche gesellschaftliche Schicht hier im Blick ist. Es sind nicht die Menschen, die zurzeit die größten Schwierigkeiten haben, finanziell über die Runden zu kommen. Denn unter der Rubrik „Nachteile“ steht auf dem vom Bundeswirtschaftsministerium publizierten Portal der klare Satz: „Von nichts kommt nichts.“ Wer Geld verdienen wolle, müsse erst etwas investieren.

Insgesamt ist das Thema „passives Einkommen“ also wieder einmal einer der für das Internet typischen Trends der schlichten Rezepte: Eine komplizierte Welt wird in einfache Tipps zerlegt, am besten auch noch durchnummeriert – und schon sind die Fragen beantwortet. Die Komplexität der Realität bleibt dabei auf der Strecke.