Donald Trump in Cleveland. Foto: AFP

Beim Nominierungsparteitag der Republikaner spricht auch Donald Trumps früherer Partei-Konkurrent Ted Cruz keine direkte Empfehlung für den Präsidentschaftskandidaten aus.

Cleveland - Es war schon spät am Abend, als Ted Cruz die Bühne in der Quicken Loans Arena von Cleveland in Ohio betrat. Artig beglückwünschte der Senator aus Texas, der einer der schärfsten Konkurrenten Trumps im Vorwahlkampf war, den Immobilienmogul zu dessen Nominierung als Präsidentschaftskandidat. Das war es aber auch schon an Artigkeiten. Cruz erwähnte Trump nicht mehr.

Die Verfassung verteidigen

Er sprach stattdessen sprach viel von Freiheit und Prinzipien. Doch der Satz, auf den viele Delegierte im Saal hofften, mochte einfach nicht fallen. Cruz rief nicht öffentlich zur Wahl Trumps auf. Im Gegenteil: Wer wollte, konnte aus Cruz‘ Worten auch heraushören, dass er dazu aufrief, Trump nicht zu wählen. „Wir haben Führer verdient, die für Prinzipien stehen, die uns alle hinter gemeinsam geteilten Werten vereinen. Das ist der Standard, den wir von jedem erwarten können“, sagte der gescheiterte Möchtegern-Präsident und fügte hinzu: „Folgt eurem Gewissen und wählt Kandidaten, die die Verfassung verteidigen.“

Angespannt und verärgert

Die Delegierten quittierten diese Worte mit lauten Buhrufen. Cruz‘ Frau Heidi wurden von aufgebrachten Trump-Anhängern bedrängt und musste von Sicherheitsmännern aus dem Saal eskortiert werden. Donald Trump ließ sich gegen Ende des Rede auf der Bühne sehen, um die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen. Er wirkte angespannt und verärgert. Später zischten Delegierte dem Texaner zu, er sei ein Verräter. Die ursprünglich 17 republikanischen Präsidentschaftsbewerber hatten vor Monaten gelobt, gemeinsam den Kandidaten zu unterstützen, der das Rennen machen würde. Trump twitterte verärgert: „Wow, Ted Cruz ist von der Bühne gebuht worden, hat das Gelöbnis nicht eingehalten!“

Rache nehmen

Cruz ist ein erzkonservativer Republikaner, der sich offenbar aus zwei Gründen für den ungewöhnlichen Auftritt entschied. Er wollte Rache nehmen für die Angriffe, die Trump während des Vorwahlkampfes auf ihn und seine Familie gestartet hatte. Trump sprach damals ständig von „Lügen-Ted“, attackierte Heidi Cruz und brachte den Vater des Texaners in Verbindung mit der Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy.

Der zweite Grund: Cruz schielt offenbar auf eine Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2020. Er scheint Donald Trump nur geringe Chancen gegen Hillary Clinton einzuräumen und will deswegen nicht als ein Parteigänger des Populisten wahrgenommen werden. Das sei riskant, hieß es am Morgen danach in US-Medien. Denn für den Fall eines Wahlsiegs von Trump sei Cruz‘ politisches Schicksal wahrscheinlich besiegelt. Gleichwohl machte der dritte Abend des Nominierungsparteitages den tiefen Riss deutlich, der die republikanische Partei in den USA durchzieht, seit sie einen Präsidentschaftskandidaten hat, der in den eigenen Reihen umstritten ist.

Die Frage nach dem Bündnisfall

Auch inhaltlich sorgte Donald Trump, der in der Nacht zu Freitag eine Grundsatzrede in Cleveland halten wollte, wieder einmal für Verwunderung. Der New Yorker Milliardär stellte die Beistandspflicht der USA im Nato-Bündnisfall in Frage. Der „New York Times“ sagte Trump, er würde als Präsident den restlichen 27 Mitgliedern des Verteidigungsbündnisses nicht unbedingt garantieren, dass ihnen das US-Militär mit voller Kraft zur Seite stehe. Er wolle erst sehen, welchen Beitrag die Länder für die Nato geleistet hätten. Würde er das ernsthaft umsetzen wollen, müsste Trump auch mit Widerstand aus eigenen Reihen rechnen.

Die Demokraten um Ex-Außenministerin Hillary Clinton dürften diesen Plan, der eine völlige Umkehr der bisherigen US-Politik bedeutete, ohnehin für Wahlkampfzwecke nutzen. Schon der Eklat um Ted Cruz war ihnen eine schnelle Reaktion wert. „Wählt nach eurem Gewissen“, twitterte die demokratische Präsidentschaftskandidatin. Wer dem beigefügten Link folgte, landete auf einer Seite, auf der sich Clinton-Fans als Wähler registrieren können.