Wer nicht zahlen will, muss zahlen: Die Stadt baut das Netz d er Kontrolleure immer weiter aus, um möglichst viele Verstöße in den Zonen mit Parkraummanagement ahnden zu können. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

100 Kontrolleure tun auf Stuttgarts Straßen im Auftrag der Verkehrsüber­wachung Dienst. Mit jeder neuen bewirtschafteten Parkzone steigt ihre Zahl – 2017 kommen zwölf dazu.

Stuttgart - Wer in Stuttgart den Eindruck hat, es stünde bald an jeder Straßenecke ein Kontrolleur, der Parkverstöße ahndet, irrt nur ein bisschen: Denn tatsächlich gibt es immer mehr Mitarbeiter bei der Verkehrsüberwachung. „Wir haben 100 Leute auf der Straße – dort, wo wir bewirtschaftete Parkraumgebiete haben“, sagt Joachim Elser, Leiter der städtischen Verkehrsüberwachung. 20 der 100 Kontrolleure haben 2016 neu angefangen.

Alle zusammen haben im vergangenen Jahr 560 939 Strafzettel wegen Falschparkens in den Bezirken Mitte, Nord, Süd, West und Ost überall dort ausgestellt, wo bereits ein Parkraummanagement eingerichtet ist. Insgesamt stellte die Verkehrsüberwachung im vergangenen Jahr 870 106 Strafzettel aus, so viele wie nie zuvor in der Stadt. Auch die Summe der Verwarnungsgelder war auf Rekordniveau: Sie brachten knapp 11,5 Millionen Euro für die Stadtkasse ein.

Die Zahlen aus den verschiedenen Zonen kann man nicht direkt miteinander vergleichen

Bei der Bewertung der Zahlen sei Vorsicht geboten, sagt Elser. Es sei nicht so, dass die Stuttgarter immer rücksichtsloser würden, wenn es um das Einhalten von Regeln beim Parken gehe. Der Anstieg sei vor allem auf die Ausweitung des Parkraummanagements zurückzuführen. „Wo das neu eingeführt wird, steigen die Zahlen der Verstöße zunächst an“, erläutert Elser. Die Stadt lasse ein paar Wochen lang Kulanz walten. „So zwei, drei Wochen Schonfrist sind das immer“, sagt der Chef der Kontrolleure. Die Mitarbeiter würden in dieser Zeit Hinweiszettel an die Fahrzeuge stecken, die deren Halter ohne einen Parkschein oder einen Anwohnerparkausweis abgestellt haben.

Der Spitzenreiter unter den Bereichen mit Parkraummanagement ist die Parkraumzone City im Bezirk Mitte. Dort standen 246 846 Fahrzeuge ohne korrekten Parkschein. „Das hat es auch schnell. Wir haben dort einige Bereiche mit einer Höchstparkdauer von 60 Minuten“, erläutert Elser. Wer es darauf ankommen lasse und zwei Stunden wegbleibe, sei schnell mit dabei. Für das Klagen, es bleibe einem nichts anderes übrig, als sich beispielsweise im Hospitalviertel länger als erlaubt hinzustellen, hat man in Kreisen der Verkehrsüberwacher kein Verständnis. „In der Innenstadt bieten die Parkhäuser gut 12 500 Parkplätze. Außer an den vier Adventsamstagen ist da immer noch was frei“, sagt Elser.

Anwohner haben trotz Parkausweis kein Recht auf einen Parkplatz

Überhaupt, die Beschwerden: Die kommen sowohl von den erwischten Parksündern, als auch von den Anwohnern, die in den bewirtschafteten Bereichen eine Gebühr von rund 30 Euro pro Jahr bezahlen müssen. „Manche verstehen den Parkausweis so, als hätten sie damit ein Anrecht auf einen Parkplatz. Das ist nicht so“, sagt Elser. Dort, wo im öffentlichen Verkehrsraum Parkplätze eingezeichnet seien, stünden diese zunächst allen zur Verfügung. Die Anwohner seien lediglich privilegiert. Insgesamt habe man im Rathaus den Eindruck, dass zumindest tagsüber in den bewirtschafteten Zonen die Chance auf einen Parkplatz gestiegen sei. Das habe man auch in der ersten Zone des Parkraummanagements im Stuttgarter Osten beobachten können. Dort hätten früher viele Pendler ihr Auto an der Reitzensteinstraße abgestellt, um an der Haltestelle Stöckach eine Stadtbahn zu nehmen. Das habe nachgelassen. Die Zone Ost-1 brachte es immerhin in nur einem halben Jahr auf knapp 20 000 Verstöße, sie war erst im Juni eingerichtet worden. Im Westen, dem Bezirk, der als erster das Parkraummanagement bekam, wurden 116 444 Autos ohne oder mit abgelaufenem Parkschein in acht Zonen notiert.

Auch wenn sich der Vergleich beim Blick auf die Karte mit der Zahl der Verstöße aufdrängt: Man könne die absoluten Zahlen aus den Zonen nicht miteinander vergleichen, sagt Elser. Zum einen seien die Bezirke und Parkzonen zu unterschiedlich, mal überwiege der Wohnbau, dann das Gewerbe. Zum anderen habe beispielsweise im Westen eine Gewöhnung eingesetzt. „Dort finden wir immer weniger Autos ohne Parkschein, die Einnahmen aus den Parkgebühren steigen hingegen“, sagt Joachim Elser.

Apropos Einnahmen: Die Summe, welche die Verkehrsüberwachung über die Verwarnungsgelder einnimmt, ist nicht zweckgebunden. Sie fließt in den allgemeinen Haushalt. Projekte wie das Parkhaus im Rossbollengässle im Stuttgarter Westen, das aus den Einnahmen des Parkraummanagements mitfinanziert worden sei, seien in nächster Zeit nicht geplant. Dafür aber schon die nächsten Parkraumzonen: In Bad Cannstatt werden von November an vier Zonen, im Norden und im Süden je eine eingerichtet. Über eine Ausweitung im Osten der Stadt werde noch diskutiert.