Erstrahlt in neuem Glanz: Das frisch sanierte Parkhaus am Schillerplatz nach Ende der Bauarbeiten. Foto: Michele Danze

Acht XXL-Stellplätze, 15 Frauenparkplätze und Behindertenparkplätze direkt am Ausgang. Das alles gibt es im Parkhaus Schillerplatz ab Donnerstag für drei Euro die Stunde.

Stuttgart - Ein komplettes Jahr hat es gedauert, doch jetzt ist es vollbracht: Das Parkhaus Schillerplatz öffnet am Donnerstag wieder seine Tore und lädt mit Parkplätzen für extrabreite Autos und einem Gehweg-System für sicheres Durchqueren des Parkhauses. Vier Millionen Euro hat die Komplettsanierung gekostet.

„Wir haben unser Parkhaus an die Bedürfnisse der Nutzer angepasst“, sagt Andreas Huber, Abteilungsdirektor der Commerzbank Stuttgart. So gibt es nun zur besseren Orientierung eine farbliche und namentliche Unterscheidung der beiden Parkebenen. Die frühere Ebene A heißt nun nach der griechischen Kulturmetropole Athen und ist in zartes Hellblau getaucht. Das zweite Untergeschoss darf sich passend mit dem Namen der Bundeshauptstadt Berlin schmücken und ist peppig orange gestrichen. Auch die Beschilderung sei neu, die Fahrwege jedoch die alten, ergänzt Huber. Für höhere Sicherheit der weiblichen Parkenden sorgen die doppelt ausgeleuchteten Frauenparkplätze direkt links neben Ein- und Ausfahrt. „Natürlich funktionieren die Leuchtstoffröhren mit energiesparenden Bewegungsmeldern“, ergänzt Harald Mayer, Abteilungsdirektor der Commerzbank Frankfurt. Auch Liebhaber von überbreiten Geländewagen kommen im neuen Parkhaus auf ihre Kosten. Die XXL-Parkplätze messen statt der normalen Breite von 2,40 Metern ganze drei Meter. Trotzdem bleibt die Gesamtanzahl der Parkplätze von 196 Stück erhalten. Sogar für Wintereinbrüche wie die der letzten Tage ist das Luxusparkhaus bestens gewappnet: „Wir haben einen beheizten Aufgang, damit keine Rutschgefahr besteht“, so Huber und Mayer. Die ganzen Extras schlagen sich allerdings auch in der Parkgebühr nieder, so zahlen Autofahrer jetzt drei Euro pro Stunde anstatt der vorher üblichen 2,70 Euro.

Einzig und allein einen Aufzug gibt es immer noch nicht. Da das Parkhaus direkt unter dem Schillerdenkmal liegt und damit auf historischem Grund steht, genehmigte die Stadt einen überirdischen Ausbau nicht. „Ein erneuter Bauantrag für einen Aufzug inklusive ebenerdigem Einbau hätte eine siebenstellige Summe gekostet“, bedauert Huber das Fehlen. Aber die Auffahrten und Treppenhäuser seien nun komplett barrierefrei.

Viel Unmut

Im eigentlichen Fokus der Sanierungsarbeiten standen aber die maroden Wände, Stützen und Säulen der Parkanlage. Bei der Freilegung des Gemäuers war klargeworden: Die Bausubstanz ist viel schlechter als vermutet. Jahrelanges Eindringen von Wasser hatte sie brüchig gemacht. Eine Komplettsanierung musste veranlasst werden. „Das ist dann eine Kettenreaktion, wenn Weihnachten dazwischen kommt und die Unternehmen nicht arbeiten zwischen den Feiertagen“, rechtfertigt Huber die dreimonatige Verzögerung der Wiedereröffnung.

Für alternative Parkmöglichkeiten während der Dauer der Sanierungsarbeiten konnte aber auch er nicht sorgen. So stapelten sich die Autos förmlich in den Straßen rund ums Schillerviertel. Unmut bei Anwohnern und Einzelhandelsbetreibern war vorprogrammiert.

Sandra Schumann, Bedienung im alteingesessenen Café Nast, erinnert sich: „Wir haben ein älteres Ehepaar, schon über 90 sind beide, die kommen jede Woche zweimal zu uns. Er hat seine Frau immer vor dem Café aussteigen lassen und musste dann lange auf einen Parkplatz warten.“ Der akute Parkplatzmangel ging natürlich auch den Autofahrern auf die Nerven, und so waren Hupkonzerte und empörte Schimpftiraden an der Tagesordnung. „Es gab immer Ärger und Gehupe, wenn einer dem anderen den Parkplatz vor der Nase weggeschnappt hat“, erzählt Ugur Öztüfekçi, Kioskbesitzer nahe dem Parkhaus.

Tilman Kube, Pressesprecher des Parkhausbetreibers Apcoa Parking, kann die empörten Autofahrer beschwichtigen: „Renovierungsmaßnahmen in diesem Stil kommen alle zehn bis zwanzig Jahre vor. Für die nächste Zeit ist keine Sanierung in einem unserer Parkhäuser nötig.“ Die Firma betreibt in Stuttgart mehr als 20 Parkhäuser, unter anderem auch jene nahe den Königsbau-Passagen und am Friedrichsbau.