Mancher Herrenberger würde die Parkscheine gern wieder abschaffen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Autofahrer in Herrenberg sind sauer. Der Grund: früher war das Parken in der Stadt kostenlos, jetzt muss man zahlen.

Herrenberg - Der Zorn mancher Autofahrer war zu erwarten gewesen. Mehr als 40 Beschwerden hat die Herrenberger Finanzbürgermeisterin Gabrielle Getzeny in einem Gemeinderatspapier aufgeführt. Es ist die erste – schriftliche – Bilanz des Beschlusses, dass seit rund einem halben Jahr in Herrenberg das Parken Geld kostet. Zuvor war die Stadt ein Kuriosum in der gesamten Region gewesen. Pendler hatten die Auswahl unter 1200 kostenlosen Parkplätzen, allesamt nahe des Zentrums. Inzwischen sind sämtliche Parkscheinautomaten aufgestellt und etliche Strafzettel verteilt. Tatsächlich ist die Zahl der Beschwerden weit höher als 40, denn das Gemeinderatspapier fasst die Klagen zusammen.

Ein Tag kostet in Herrenberg so viel wie in anderen Städten die Stunde

Die Gebühren sind im Vergleich überaus günstig. 2,80 Euro kostet das Parken für einen vollen Tag – weniger als in Stuttgart für eine Stunde. Berufspendler können sich für 15 Euro eine Monatskarte lösen. Weit umfangreicher als die Gebührentabelle ist die Liste der Ausnahmen. Beispielsweise können sich Ehrenamtler und städtische Bedienstete von jeder Gebühr befreien lassen, sofern sie auf das Auto angewiesen sind. Öffentliche Einrichtungen haben kostenlose Parkkarten für Gäste bekommen.

Um niemanden wegen einiger Cent Mehrkosten für das Parken vom Einkauf in Herrenberg abzuhalten, sind Plätze an den entsprechenden Stellen der Stadt bis zu drei Stunden kostenlos. Ungeachtet dessen hat sich die Voraussage Getzenys bei Einführung der Gebühr bewahrheitet: „Wenn etwas Geld kostet, das vorher kostenlos war, gibt es natürlich Beschwerden“, hatte sie seinerzeit gesagt.

Insbesondere Lehrer sind erbost über allerlei Unterechtigkeiten

Insbesondere Lehrer, die an den Schulen Herrenbergs unterrichten, sind erbost über allerlei Ungerechtigkeiten. Dazu gehört, dass Teilzeitkräfte für eine Monatskarte denselben Betrag zahlen müssen wie Vollzeitkräfte oder dass Zeiten der Krankheit nicht vom Gesamtbetrag abgezogen werden können. Die Vorschläge reichen von weiteren Ausnahmen bis hin zur völligen Gebührenfreiheit für Unterrichtskräfte. Von Bewohnern der Herrenberger Altstadt stammt die Höchstforderung: die Gebühren gänzlich wieder abzuschaffen. Die Argumente dafür sind die allgegenwärtigen. Autofahrer würden in umliegende Wohngebiete ausweichen. Die Umsätze des Einzelhandels würden leiden.

„Man sieht, dass eine Interimslösung richtig viel Aufwand erfordern kann“, sagte Sarah Holczer für die SPD im Gemeinderat. „Der große Wurf wird uns heute Abend sicher nicht gelingen.“ In der Tat gelten die Gebühren nur vorläufig, bis ein umfassendes Verkehrskonzept für Herrenberg beschlossen wird, das derzeit in Arbeit ist.

Die Christdemokraten wollten zumindest den Geldbeutel von Autofahrern schonen, die schon früh am Morgen in die Stadt kommen. Dieter Haarer forderte für die CDU, dass die städtische Festwiese zum kostenlosen Parkplatz erklärt wird. Dieses Ansinnen scheiterte aber an der großen Gemeinderatsmehrheit und den Argumenten der Finanzbürgermeisterin: An zusammengerechnet vier Monaten des Jahres sei der Platz mit Veranstaltungen belegt. Dauerparker müssten abgeschleppt werden. Vor allem müssten die Zufahrten zur Wiese asphaltiert werden.