Eine Parkzeit von vier Stunden reicht nicht, wenn der Gast übernachten will. Foto: Caroline Holowiecki

Das neue Parkraumkonzept in Leinfelden hat bei Anwohnern, die Besuch empfangen wollen, Fragen aufgeworfen, denn Autos von außerhalb durften nur vier Stunden parken. Jetzt macht das Ordnungsamt eine Rolle rückwärts.

Leinfelden - Mittwochnachmittag in der letzten November-Woche. An der Anemonenstraße in Leinfelden ist wenig los. Einen Parkplatz zu finden, ist kein Problem. Doch Anwohner kennen das auch anders. „Zurzeit herrscht kein Parkdruck, weil die Messe geschlossen ist und wenige Menschen fliegen“, sagt eine Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Viele Menschen hätten hier in der Vergangenheit ihre Autos gelassen und seien dann mit der S-Bahn weitergefahren. Den Bahnhof erreiche man zu Fuß in nur acht Minuten.

Das hat sich erst einmal erledigt. Erstens, weil sowohl Messe als auch Flughafen coronabedingt keine Massen anziehen. Zweitens, weil am 30. November die Übergangsfrist fürs neue Parkraumkonzept im Viertel zwischen der Rohrer und der Anemonenstraße abgelaufen ist. In der Zone LM2 gilt nun: Anwohnerparkausweis einlegen oder Parkscheibe stellen – und im letzteren Fall nach spätestens vier Stunden das Feld räumen.

Der Lebensgefährte hat ein Problem

Die Anwohnerin befürwortet das Parkraummanagement. „Ich habe das begrüßt“, stellt sie klar. Ihren Parkausweis für 30 Euro im Jahr hat sie bereits erhalten, „damit darf ich stehen, wie ich will“. Doch ihr Lebensgefährte hat ein Problem. Er kommt von außerhalb – mit dem Auto. Mit Übernachten oder Wochenendbesuchen wird’s schwierig. Denn die Vier-Stunden-Regel gilt in der Zone LM2 sowie nebenan in LM1 bis zur Manosquer Straße rund um die Uhr. „Der kann hier theoretisch nur noch illegal stehen“, sagt die Frau.

Es gibt andere Beispiele in der Stadt. In Oberaichen darf man in der Zone LO2 auch lediglich vier Stunden parken, allerdings gilt diese Regel nur zwischen 8 und 18 Uhr. Im Bereich LO1 wiederum darf man maximal zehn Stunden stehen. „Damit wird man den Bedürfnissen von Besuchern gerecht“, wird der Ordnungsamtsleiter Gerd Maier in einer Mitteilung aus dem Rathaus zitiert. Aber was ist mit Besuchern anderswo?

Stadt: Anwohner könnten mit Stellplätzen aushelfen

Auf Anfrage verweist Gerd Maier aufs umfangreiche ÖPNV-Angebot sowie auf die P+R-Parkplätze an den S-Bahn-Stopps Leinfelden und Oberaichen. Auch der Parkplatz des Waldfriedhofes stehe am Wochenende und nachts für die Öffentlichkeit zur Verfügung. „Für längeres Parken von Besuchern besteht für Bewohnerinnen und Bewohner die Möglichkeit, ihren privaten Stellplatz zur Verfügung zu stellen und selbst mit ihrem eigenen Bewohnerparkausweis im öffentlichen Raum zu parken“, teilt Gerd Maier mit. Die Frau aus der Anemonenstraße lacht auf. „Ich habe keinen, sonst hätte ich ja keinen Parkausweis gebraucht.“

Gerd Maier verteidigte den Entschluss Ende November noch. „Die unterschiedlichen Regelungen ergeben sich aus der Zahl der vorhandenen öffentlichen Parkplätze in Relation zu der Zahl der Bewohnerinnen und Bewohner.“ Bei wenigen öffentlichen Parkplätzen und einer dichten Bebauung komme man nicht umhin, die Parkmöglichkeiten einzuschränken, damit für die Anwohner ausreichend Platz bleibe.

Nun die Überraschung

Die bestehenden Regelungen seien in der AG Parkraumkonzeption, bestehend aus Stadträten und Verwaltungsleuten, im Oktober evaluiert und bewertet worden. „Hierbei wurde festgelegt, dass zwar einzelne Nachbesserungen stattfinden werden, aber der bestehende Gesamtplan weiterhin umgesetzt werden soll“, so Maier.

Nun die Überraschung: Anfang Dezember fischt die Anwohnerin einen Brief des Ordnungsamtes aus der Post. „Nach internen Abstimmungen und Diskussionen mit dem Gemeinderat“ sei man zur Überzeugung gekommen, dass die Regelung doch anzupassen sei. Ab sofort gilt die Vier-Stunden-Regel in den Zonen LM1 und LM2 nur noch zwischen 8 und 18 Uhr. Dadurch hätten Gäste und Besucher deutlich mehr Zeit – im längsten Fall von 13.30 Uhr bis 8 Uhr am nächsten Tag, heißt es im Schreiben. Die zusätzlichen Schilder sollen bis Ende Dezember angebracht sein.