Maria Grazia Chiuri ließ sich diesmal vom England der 50er-Jahre inspirieren. Foto: dpa

Nur eine Woche nach dem Tod von Karl Lagerfeld nimmt die Pariser Fashion Week mit den Shows von Dior und Saint Laurent ihren Lauf - der ist allerdings nur auf den ersten Blick normal.

Paris - Genau eine Woche nach dem Tod von Karl Lagerfeld hat es bei der Show von Christian Dior auf der Pariser Fashion Week eine diskrete Hommage an den Verstorbenen gegeben. Als sich die Gäste wie Jennifer Lawrence und Cara Delevingne im Garten des Rodin-Museums in einem großen weißen Zelt tummelten, fand sich auf den Sitzen eine Show-Notiz mit einer besonderen Botschaft: „Zu Ehren des Alchimisten der Eleganz und Schönheit, Karl Lagerfeld“, war darauf zu lesen. Ihre Kollektion, mit der sich Dior-Kreativdirektorin Maria Grazia Chiuri wieder einmal dem Thema Feminismus zuwandte, widmete sie am Dienstag dem verstorbenen Modeschöpfer, mit dem sie in ihren Anfangsjahren bei Fendi gearbeitet hat.

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Das Zelt war mit einer Reihe von Fotografien der Künstlerin und Feministin Tomaso Binga dekoriert. Auf den Bildern stellte Binga mit ihrem nackten Körper einzelne Buchstaben dar, die aneinandergereiht feministische Verse ergaben. Eröffnet wurde das Defilee von einem T-Shirt mit der Aufschrift „Sisterhood is Global“ in Anlehnung an die feministische Anthologie von Robin Morgan.

Schottenmuster und starke Frauen

Maria Grazia Chiuri ist bekannt für ihre Vision von starken Frauen und ließ sich diesmal vom England der 50er-Jahre inspirieren. Ihre „Teddy Girls“ - eine Anspielung auf die Teddy Boys - trugen kilt-Stoffe mit großen Karomustern, Regenhüte mit Spitzenbesatz und coole Lederblousons zu wadenlangen Petticoat-Röcken. Die legendäre Bar-Jacke tauchte ebenfalls im Rot-Grünen Schottenmuster auf und wurde mit einer sportlichen, gesteppten Hose kombiniert.

Saint Laurent sorgte für Rock-Glamour und Glow in Neonfarben

Bei Saint Laurent ist normalerweise ein ganz anderes Frauenbild zu sehen, denn Chefdesigner Anthony Vaccarello mag es ultrasexy und leicht bekleidet. Das Gegenteil von Chiuris maskulinen Looks. Diesmal aber wirkten seine Frauen überraschend stark und angezogen - und das trotz zahlreicher freiliegender Brüste. Beendet wurde die Show mit einer Art zweitem Akt, bei dem die Models nur von Schwarzlicht beleuchtet wurden und ihre Kleider in unterschiedlichen Neonfarben strahlten.

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