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Martin Braxenthaler und Verena Bentele bescherten dem deutschen Team einen Traumstart.  

Whistler - Martin Braxenthaler gab auf Maria Rieschs olympischem Gold-Hang Vollgas, Verena Bentele lief und zielte wie Magdalena Neuner. Der querschnittgelähmte alpine Skifahrer und die seit ihrer Geburt blinde Top-Biathletin haben dem deutschen Paralympics-Team in Whistler einen Traumstart beschert. Beim Weltfestival der Behindertensportler in Kanada feierten der Surberger Braxenthaler im Slalom und die Tettnangerin in der Verfolgung über 3 Kilometer jeweils ihr achtes Paralympics-Gold.

"Vollgas geben und die Flucht nach vorn antreten" - drei Tage nach seinem 38. Geburtstag hatte Braxenthaler in seinem 10 000 bis 11 000 Euro teueren Mono-Ski ein simples Rezept für den Gold-Coup. Zweiter war er vor der Entscheidung, der Österreicher Jürgen Egle lag klar vorn. Dann legte "Saukerl" Braxenthaler, wie sich der Star der paralympischen Alpinszene selbst bezeichnet, einen "genialen zweiten Lauf" hin und profitierte zudem vom Ausscheiden seines Konkurrenten.

Braxenthaler behielt im Schneetreiben von Whistler Creekside vor tausenden Besuchern den Durchblick und ballte nach seinem Triumph die Faust: Das 110. deutsche Gold in der Geschichte der Winter- Paralympics war geschafft. Debütantin Anna Schaffelhuber aus Bayerbach verpasste Bronze nur um 1,75 Sekunden.

Verena Bentele war die Glückseligkeit in Person. Die 28-Jährige fand Platz eins "extrem toll", Deutschlands Chef de Mission beurteilte ihre Leistung als "riesig. Ich zolle ihr unglaubliche Anerkennung dafür, dass sie dem Erwartungsdruck standgehalten hat", sagte Karl Quade. Dabei stand ihre Karriere vor dem Aus: Nach einem Unfall im Januar 2009 war Bentele eine Niere entfernt worden. Auch deshalb war ihr Sieg für Frank Höfle, Deutschlands erfolgreichster Starter der paralympischen Historie, "mehr wert als fünf Goldmedaillen von Magdalena Neuner".

Josef Giesen (Herzlake) fehlten in der Stehend-Entscheidung der 3- Kilometer-Verfolgung 0,7 Sekunden zu Biathlon-Bronze. Qualifikationssieger Willi Brem (Germaringen) wurde bei den Sehbehinderten ebenfalls Vierter. Andrea Eskau vom USC Magdeburg belegte im Biathlon Rang sechs und über 10 Kilometer mit dem Ski- Schlitten den achten Platz. Deutschlands Rollstuhl-Curler starteten in Vancouver mit einem 10:6 über Norwegen in das Turnier, verloren aber am Sonntag gegen den WM-Vierten USA mit 5:6. In der dritten Partie gab es ein 12:4 gegen Japan.

Die alpinen Wettbewerbe standen anfangs unter einem unglücklichen Stern: Dichter Nebel verhinderte am Samstag alle sechs Entscheidungen, der Zeitplan wurde durcheinandergewirbelt. Die Abfahrtsläufe sollen nun am Donnerstag stattfinden. Das Organisationskomitee Vanoc sagte Sonnenschein und tiefere Temperaturen voraus. Neu terminiert wurden auch die ursprünglich für Sonntag geplanten Super-G-Wettbewerbe: Die sitzenden und sehbehinderten Männer und Frauen fahren am Freitag auf der Piste "Franz's Run" um Medaillen, die Stehend-Entscheidungen fallen am Samstag.

Nach zwölf von 64 Entscheidungen lag Russland mit vier Gold-, vier Silber- und zwei Bronzemedaillen in der Nationenwertung vor der Ukraine (2-1-3), Österreich (2-0-1) und Deutschland (2-0-0) an der Spitze.

Alle bislang bei den Paralympics untersuchten 250 Doping-Proben waren negativ. Das gab das Internationale Paralympische Komitee (IPC) bekannt. Insgesamt sollen 425 Test durchgeführt werden.