Papst Franziskus, hier bei der Heiligsprachung von Mutter Teresa, ist mal wieder auf Reisen. Foto: AFP

Orthodoxe Hardliner sind nicht glücklich über den Besuch des Papstes in Georgien. Das Oberhaupt der Katholiken reist zu einer spannungsgeladenen Zeit erneut in den Kaukasus. Auch in Aserbaidschan warten Konflikte.

Tiflis/Rom - Stolz präsentiert Sasa Waschakmadse, Leiter der Behörde für religiöse Angelegenheiten in Georgien, einen Rosenkranz aus Silber und dunklen Holzperlen, der an der Wand in seinem Büro hängt. „Den hat der Papst mir bei einem Treffen im Vatikan im vergangenen Jahr geschenkt“, erzählt er und zeigt ein Foto von der Begegnung.

Wenn Franziskus diesen Freitag als zweiter Papst nach Johannes Paul II. 1999 in der orthodox geprägten Kaukasusnation zu Gast ist, hoffe er nicht nur auf Worte der Barmherzigkeit des Kirchenoberhauptes, sagt Waschakmadse. „Es wäre sehr wichtig für uns, wenn der Papst auch über unsere besetzten Gebiete sprechen würde.“

Russland erkennt seit einem Krieg 2008 die von Tiflis abtrünnigen Gebiete Südossetien und Abchasien als unabhängige Staaten an. Wegen des mehrtägigen Waffengangs gilt der große Nachbar im Norden vielen Georgiern bis heute als Feind. Auch bei der Parlamentswahl am 8. Oktober ist dies eines der zentralen Themen.

Die Abstimmung gilt als wichtige Richtungswahl, denn die Regierung strebt eine Annäherung an EU und Nato an. Die Wahl überschattet den Papstbesuch, die öffentliche Debatte in der Schwarzmeernation dreht sich wenige Tage vorher nur um Regierung und Opposition.

Normalerweise vermeidet es der Vatikan, dass der Papst in Regionen reist, in denen Wahlen anstehen. Aber da Georgien kein katholisches Land sei, werde der Papst als nicht sehr einflussreich angesehen, betonte Vatikansprecher Greg Burke.

Zwar unterstützt der georgische Patriarch Ilja II. den Papstbesuch, doch die Beziehungen der beiden Kirchen sind kompliziert. 2003 wollten der Heilige Stuhl und die Regierung ein Abkommen treffen, dass der katholischen Kirche einen Rechtsstatus in Georgien gegeben hätte. Doch auf Druck der orthodoxen Kirche scheiterte das Abkommen.

Blutiger Konflikt in Berg-Karabach

Die georgische Kirche gilt als ultrakonservativ sowie als treuer Partner des Patriarchats in Moskau, das die Vorherrschaft in der orthodoxen Welt anstrebt. Rund 84 Prozent der etwa vier Millionen Georgier bekennen sich zu ihrer Nationalkirche, die vom Staat wertvolle Privilegien und Geld erhält.

Wenig deutet in der Hauptstadt Tiflis auf den Papstbesuch hin. Und nicht alle Georgier empfangen Franziskus mit Freude. Orthodoxe Hardliner hatten vergangene Woche demonstriert. „Du bist nicht willkommen im orthodoxen Georgien“, stand auf einem Plakat.

Die katholische Kirche kann dies nicht nachvollziehen. „Der Papst kommt als Friedensbotschafter nach Georgien“, sagt Bischof Giuseppe Pasotto örtlichen Medien zufolge. „Warum sollte jemand etwas dagegen haben?“ Höhepunkt der Visite dürfte eine Messe am Samstag in einem Stadion werden, zu der Zehntausende Menschen erwartet werden, auch wenn nach Angaben aus Tiflis nur 20 000 Georgier katholisch sind - der Vatikan spricht dagegen von 112 000 Katholiken.

Im benachbarten Aserbaidschan wird mit Spannung erwartet, ob Franziskus zum Abschluss seiner Kaukasusreise deutliche Worte zum blutigen Konflikt um das Unruhegebiet Berg-Karabach findet. Dieses gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, proarmenische Kräfte hatten sich aber mit einem Krieg Anfang der 1990er Jahre von Baku losgesagt. Seither flammen immer wieder Kämpfe auf. Bei seinem Armenien-Besuch im Juni hatte der Papst für Frieden in Berg-Karabach gebetet. „Es steht mir nicht zu, vorwegzunehmen, was der Papst sagen wird. Man weiß, dass der Heilige Stuhl sich generell nicht in solche Konflikte einmischt, aber warten wir es ab“, sagte der Papstsprecher.

Der Papst nimmt kein Blatt vor den Mund

In der mit Öl- und Gaseinnahmen modernisierten Hauptstadt Baku am Kaspischen Meer plant der Papst einen Gottesdienst und will eine Moschee besuchen. Der autoritäre Präsident Ilham Aliyev will sein Treffen mit Franziskus nutzen, um das muslimisch geprägte Land als tolerant zu präsentieren. Mit rund 500 Gläubigen machen Katholiken in dem Land nur 0,01 Prozent der Bevölkerung aus. Kritiker werfen Aliyev vor, die Opposition zu unterdrücken und Menschenrechte zu missachten.

Bei der dreitägigen Reise solle es vor allem um die Themen Frieden, Ökumene und um den interreligiösen Dialog gehen, so der Vatikan. Dass Franziskus auch in kritischen Situationen kein Blatt vor den Mund nimmt, hatte er bei seiner Armenien-Reise bewiesen, als er das Massaker 1915/16 an den Armeniern im Osmanischen Reich erneut als Völkermord bezeichnet und damit Proteste in der Türkei - dem Nachfolgstaat des Osmanischen Reiches - ausgelöst hatte.