Papst Franziskus hat die staatlich ernannten Bischöfe Chinas anerkannt. Foto: imago stock&people

Die Ernennung von Bischöfen hat jahrzehntelang zu Spannungen zwischen dem Heiligen Stuhl und China geführt. Das soll nun ein Ende haben.

Rom - Provisorisch zwar, aber nicht minder historisch: nach jahrelangen Verhandlungen haben der Vatikan und China am Samstag ein vorläufiges Abkommen geschlossen. Im Kern geht es in dem Papier darum, wer in China die Bischöfe ernennen darf. Normalerweise werden diese allein vom Papst ernannt. Im Reich der Mitte hat diese Aufgabe bislang aber lieber der Staat übernommen. Monatelang wurde in Rom über den Abschluss eines solchen Abkommens spekuliert, auch wenn viele Beobachter erhebliche Zweifel daran hegten, dass es je zu einer Unterschrift kommen würde. Doch nun ist die Tinte trocken.

„Zum ersten Mal sind heute alle Bischöfe in China in der Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom, mit dem Nachfolger Petrus“, sagte Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär am Vatikan, nach Bekanntwerden des Abschlusses. Wie Parolin betonte auch Vatikansprecher Greg Burke, dass es sich bei dem Abkommen „nicht um ein politisches, sondern um ein pastorales“ handele. Das Papier wird von beiden Seiten als „provisorisch“ angesehen.

In China leben etwa 13 Millionen katholische Christen

Veröffentlicht werden soll das Abkommen nicht. Der Vatikan teilte am Samstag lediglich mit, dass Papst Franziskus die bisherigen Bischöfe der chinesischen Staatskirche, die kein päpstliches Mandat hatten, nun voll anerkennt. Mit der Machtübernahme der Kommunisten 1949 geriet die katholische Kirche in China unter staatliche Kontrolle. Seit 1951 unterhalten China und der Heilige Stuhl keine diplomatischen Beziehungen mehr miteinander. In China herrscht heute zwar auf dem Papier Religionsfreiheit, diese hat aber enge Grenzen, die vom staatlichen Religionsamt gesetzt werden.

Etwa 13 Millionen der 1,3 Milliarden Chinesen sind Schätzungen zufolge katholische Christen. Allerdings sind nur etwa sechs Millionen bei den Behörden registriert. Die katholische Kirche in China hat sich innerhalb der vergangenen Jahrzehnte geteilt: In eine vom Staat kontrollierte offizielle Kirche, die so genannte „Patriotische Vereinigung“, und in eine vatikantreue Untergrund-Kirche. Letztere ist immer wieder Ziel staatlicher Sanktionen, Bischöfe und Priester werden verhaftet und verhört, Kirchen dürfen nicht gebaut werden.

Von den etwa 100 Bischöfen in China waren bis Samstag sieben nicht von Rom anerkannt, drei sogar exkommuniziert. Sie sind mit dem Abkommen nun von Papst Franziskus anerkannt. 36 Bischöfe amtieren in der Untergrund-Kirche, sie sind vom Papst ernannt, haben aber keine Genehmigung der chinesischen Regierung. Insider berichteten darüber, dass das Abkommen für künftige Bischofsernennungen folgendes Prozedere vorsehe: Die chinesischen Diözesen wählen aus Vorschlägen von Seiten der Regierung einen Kandidaten aus, diese Entscheidung wird dann dem Papst vorgelegt. Dieser soll dann ein paar Monate Zeit haben, um den Kandidaten zu prüfen und gegebenenfalls sein Veto einzulegen.

Was mit den Bischöfen der Untergrund-Kirche geschieht, ist weiter unklar

Vor drei Jahren hatte der Vatikan die Verhandlungen mit China über die Ernennung der Bischöfe wieder aufgenommen. Diese waren jahrelang auf Eis gelegen, unter anderem weil der Vatikan Taiwan offiziell anerkennt, wobei die Insel von der Regierung in Peking als abtrünnige Provinz gilt, die wieder mit dem Festland vereinigt werden soll. Wie mit den Bischöfen aus der Untergrund-Kirche, die zwar vom Papst, aber nicht von der chinesischen Regierung anerkannt sind, passiert, ist wohl nicht Teil des Abkommens.

An diesem Punkt setzt auch die Kritik an. Ein Sprecher der Hongkonger Diözese sagte, er sei „sehr enttäuscht“ über das Abkommen. „Es wird nur schädlich sein und der Kirche in China und in der Welt nicht helfen“, sagte Porson Chan, Vorsitzender der Gerechtigkeits- und Friedenskommission des Bistums. Es mangele auch an Transparenz, die der Vatikan eigentlich zugesagt habe. Die Kommission verwies auf die anhaltende Unterdrückung der Kirche in China und den zwangsweisen Abriss von Kirchen. „Es ist anzuzweifeln, ob China die Aufrichtigkeit besitzt, die Religionsfreiheit der chinesischen Kirche zu garantieren. Stärkere Kontrolle durch die Regierung wird der Religionsfreiheit nur schaden“, sagte Chen. „Der Vatikan sollte zumindest die chinesische Regierung auffordern, alle festgenommenen und vermissten Bischöfe und Priester freizulassen, und aufhören, sie zu belästigen.“

Auch der einstige Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, hatte bereits im Vorfeld der Unterschrift seine Skepsis über das Abkommen kundgetan. Vor kurzem sagte er der katholischen Nachrichtenagentur, kein Abkommen sei besser als ein schlechtes.