Kiosk als Familienbetrieb (v. li.) : Kosta, Isabelle und Elefterios Hatzimeletiu. Foto: Haar Foto:  

Kioske haben es in den neuen, digitalen Zeit nicht leicht. Doch die neuen Pächter in der Rathaus-Passage haben ein besonderes Konzept. Sie setzen auf junges Publikum und den Trend zum Shisha-Rauchen.

S-Mitte - Von der ursprünglichen Wortbedeutung sind die heutigen Kioske weit entfernt. Was früher als Bezeichnung für ein Gartenpavillon war, ist heute viel mehr. Manchmal ein Treffpunkt der Kommunikation, meistens Anlaufstelle für Zeitungen und Zeitschriften, Tabak oder für das Spiel mit dem Glück (Toto, Lotto). In Griechenland leitet sich die Bezeichnung des Kiosks (Periptero) sogar von der Tempel-Bauform Peripteros ab.

So gesehen, hat Stuttgart seit Montag einen echten Periptero. Die griechische Familie Hatzimeletiu hat den Kiosk in der Rathaus-Passage in Eigenregie auf Vordermann gebracht und ist nun von 6.30 bis 21.30 Uhr für die Passanten da.

Die Geschichte hinter dieser Geschichte ist rührend. Denn Papa Elefterios Hatzimeletiu hat den Kiosk seiner Tochter Melina zu verdanken. Sie hat bei Hans Helfferich, dem Mann der Süddeutschen Zeitungszentrale (SZZ), für ihren Papa angerufen. Helfferich erinnert sich gut, wie die Tochter ihn bat: „Sie müssen uns helfen, mein Vater hat in Thessaloniki zehn Jahre einen Kiosk betrieben, er braucht dringend eine Beschäftigung. Er ist todtraurig.“

Einer der Top-Fünf-Kioske

So viel Verve der jungen Dame beeindruckte den Mann des Pressegroßhandels. Und auch das Schicksal spielte mit. Denn ausgerechnet einer seiner 25 SSB-Kioske, die Helfferich verwaltet, war gerade frei geworden. Und schon bei der Renovierung „eines der Top-Fünf-Kioske der Stadt, ist Hans Helfferich klar geworden: die Hatzimeletius sind die Richtigen.

Die Auswahl der Kioskbetreiber will gut überlegt sein. Denn das Geschäft wird immer härter. Die Gründe nennt Helfferich in einem Satz: „Es werden weniger Zeitungen verkauft, der Tabakkonsum geht zurück und auch das Glücksspiel ist wie der Medienmarkt digital geworden.“

Der Trend geht zur E-Zigarette

Tatsächlich hat erst zuletzt eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) den Trend zum Nichtrauchen bestätigt – vor allem bei jungen Leuten. Den BZgA-Daten zufolge sank die Raucherquote der Zwölf- bis 17-Jährigen seit 2001 von 27,5 Prozent auf 6,6 Prozent im Jahr 2018. Bei den 18- bis 25-Jährigen rauchen aktuell 24,8 Prozent. 2001 waren es noch 44,6 Prozent.

Aber die Studie sagt auch: Das Shisharauchen ist bei den 18- bis 25-Jährigen sweiter gestiegen: 19,1 Prozent gaben an, in den vergangenen 30 Tagen Wasserpfeife geraucht zu haben. Zehn Jahre zuvor waren es noch 7,8 Prozent.

Genau darauf wollen die Hatzimeletius reagieren. „Wir setzen verstärkt auf junges Publikum“, sagt Hatzimeletiu junior. Kosta Hatzimeletiu, der aus der Gastronomie kommt und demnächst eine Cocktailbar eröffnt, weiß um den Wasserpfeifen-Trend: „Daher wollen wir mit unserer jugendlichen Ausstrahlung und einem reichen Sortiment an Shisha-Tabak sowie Liquids für E-Zigaretten punkten.“

Leicht wird es dennoch nicht, wie die Zahlen der Kioske zeigen. Die Zahl ist stark rückläufig. Wie groß der Schwund ist, kann Helfferich nicht sagen: „Leider haben wir keine historischen Daten mehr.“ Tatsache ist: Oft ist auch die hohe Miete nicht mehr zu erwirtschaften. Und obwohl sich der Kiosk in der Rathauspassage dank seiner Lage einer hohen Passantenfrequenz erfreut, weiß Helfferich, „dass die Betreiber echt ranklotzen müssen, um erfolgreich zu sein“. Es sei daher nicht leicht, fleißige Pächter zu finden. Umso glücklicher ist er, dass er mit den Hatzimeletius nun offenbar eine gute Wahl getroffen hat. Und zudem einen Kiosk hat, das salonikisches Periptero-Flair hat.