Das Tingvall Trio: Kontrabassist Omar Rodriguez Calvo, Schlagzeuger Jürgen Spiegel und Pianist Martin Tingvall Foto: Veranstalter

Martin Tingvall und sein Piano-Trio haben die Menschen begeistert zum Abschluss der Internationalen Jazztage im Theaterhaus.

Stuttgart - Martin Tingvall ist geradezu ein Popstar unter den Jazzmusikern, er verkauft Tonträger in großer Stückzahl und hat eine treue Fangemeinde. Die aus Stuttgart hat sich am Montag zum Abschluss der Jazztage im Theaterhaus versammelt mit dem festen Vorsatz, mit dem Tingvall Trio einen schönen Abend zu erleben – und wird, wie bei dieser Formation üblich, kein bisschen enttäuscht.

Der schwedische Pianist und Bandleader ist ein hoffnungsloser Romantiker. In dem kubanischen Kontrabassisten Omar Rodriguez Calvo und dem deutschen Schlagzeuger Jürgen Spiegel hat er zwei ideale Mitstreiter gefunden, gemeinsam bringen sie die Poesie in Tingvalls Stücken zum Strahlen, die schon in den Titeln angelegt ist: „Vägen“ (Weg), „Karussellen“ (Karussell), „Cirklar“ (Kreise), „Spöksteg“ (Geisterschritte) bieten allen Raum der Welt, um zu schwelgen, zu sinnieren, zu träumen. Tingvalls Spiel ist geprägt von überbordendem Überschwang, Spiegel akzentreiches Drumming sorgt für einen rauen Touch und Calvo sichert lyrisch ab mit warmem, blitzsauberem Ton.

So leicht das oft klingt, so schwer ist eine so unheimliche Melodiosität mit so starker Spannung herzustellen. Bei aller Freiheitsliebe, die diese Musik verströmt, ist sie doch sehr präzise auf den Punkt hin arrangiert: Die Spannungsbögen sitzen perfekt, kein Stück ist auch nur einen Takt länger, als es sein muss. Das ist Tingvalls große Kunst, die ihn mit einem anderen schwedischen Piano-Virtuosen verbindet, dem 2008 verstorbenen Esbjörn Svensson; darüber hinaus verbieten sich Vergleiche, Tingvall musiziert – wie Svensson einst mit E.S.T. – in seinem ganz eigenen Universum.

Überdies ist er ein Scherzkeks mit Lausbubengrinsen, dem bei seinen Ansagen die Herzen nur so zufliegen. Sieben Jahre sei es her seit dem letzten Besuch im Theaterhaus, sagt er , „ich hatte also sieben Jahre Zeit, zu üben“. Das Publikum im Theaterhaus liebt diesen Pianisten und sein Trio, tosender Applaus und Jubel begleiten das gesamte Konzert. Einen schöneren Ausklang für ein Festival kann man sich kaum wünschen.