Die Diskothek Megapark auf Mallorca: für die einen ein Vergnügen, für die anderen ein knallhartes Geschäft. Foto: dpa

Der Betreiber einer der größten Diskotheken Mallorcas sitzt in Untersuchungshaft. Er ließ angeblich Polizei und Politik für sich und gegen die Konkurrenz arbeiten.

Madrid - Bartolomé Cursach, genannt Tolo, erhält dieser Tage viel Zuspruch. Vielleicht zu viel. Die Medien „verdrehen“ die Tatsachen und „fantasieren“, schrieb einer der 1700 Beschäftigten des Mallorquiner Diskothekenbetreibers in einem Facebook-Eintrag, ein anderer wetterte gegen „so viel Erfindung“. Ein dritter ging vor ein paar Tagen noch weiter und drohte einem Zeugen: „Ihr wisst nicht, was ihr da angestellt habt. Das wird für dich nicht gratis sein.“ Das letzte Zitat entstammt dem Haftbefehl gegen Cursach von Anfang der Woche. Er war einige Tage vorher festgenommen worden, jetzt sitzt er in Untersuchungshaft. Angesichts der Einschüchterungsversuche hielt es der Richter für angemessen, Cursach und den Generaldirektor seiner Gruppe, Bartolomé Sbert, hinter Gittern zu belassen.

Mallorquiner Nächte sind lang. Doch was für die Urlauber ein unbeschwertes Vergnügen ist, ist für andere ein hartes Geschäft. Eines, das sie sich von niemandem verderben lassen wollen. Seit gut drei Jahren ermitteln ein Untersuchungsrichter und ein Staatsanwalt gegen mutmaßliche mafiöse Strukturen in der Lokalpolizei von Palma de Mallorca. Die Spuren führten schließlich mitten hinein ins Nachtleben der Insel. Die Angelegenheit ist ernst: Die beiden Ermittler erhielten von der Guardia Civil die Erlaubnis, eine Waffe zu tragen, weil sie sich bedroht fühlten.

Der Untersuchungsrichter spricht nicht von einer mafiösen, sondern einer „kriminellen und pseudomafiösen Gruppe“, die in Mallorca nach der Macht über die Nacht gestrebt habe. Laut Dutzenden Zeugenaussagen, die er zusammengetragen hat, ist der Kopf dieser Gruppe Cursach und dessen rechte Hand Sbert. Cursach hat in den vergangenen vier Jahrzehnten auf Mallorca ein „führendes Familienunternehmen der Unterhaltungsbranche“ aufgebaut, heißt es auf der Website seiner Gesellschaft. Am bekanntesten sind seine Diskotheken, die zu den größten Europas gehören – zum Beispiel das BCM in Magaluf oder der Megapark an der Playa de Palma. Rund 1,5 Millionen Kunden besuchen laut Tolo pro Jahr seine Betriebe, zu denen auch Hotels und Sportanlagen gehören.

Konkurrenten werden von der Polizei schikaniert

Bei seinem Aufstieg zum Mallorquiner Diskothekenkönig soll ihn die Lokalpolizei von Palma kräftig unterstützt haben. Die spanische Ausgabe von „Vanity Fair“ lässt einen Filmemacher von der Insel, Ivo Erasmo, zu Wort kommen, der es gewagt hatte, zwei Cafés in Palma zu eröffnen. „Sie schicken eine erste Patrouille vorbei, um zu sehen, was da läuft“, erzählt er. „Wenn du das Glück hast, dass ihnen dein Geschäft egal ist, gut. Wenn nicht, beginnen die Besuche, einer nach dem anderen, bis sie mit dir Schluss gemacht haben.“ Jeder Betrieb lässt sich durch häufige Inspektionen in die Knie zwingen, notfalls sollen sich die Polizisten Verstöße gegen diese oder jene Norm ausgedacht haben.

Die Lokale von Cursach ließen die Beamten dagegen in Ruhe. Wenn sie doch einmal vorbeikamen, kündigten sie ihre Besuche vorher an. Wenn es stimmt, was die Zeugen dem Untersuchungsrichter erzählt haben, erhielten die Polizisten die üblichen Gegenleistungen: „Privatfeste, auf denen es Alkohol, Kokain und Frauen gab.“ Und natürlich freien Zugang zu Cursachs Lokalen. An den Festen nahmen mutmaßlich „Bürgermeister Mallorcas, Polizeichefs und Politiker“ teil. Eine der Prostituierten, die zu diesen Festen bestellt wurde, soll eine Minderjährige gewesen sein.

Der gute Draht zu lokalen Politikern wurde dadurch erleichtert, dass Cursachs rechte Hand, Sbert, Anfang der 90er Jahre das Amt des Tourismusgeneraldirektors in der damaligen Regionalregierung der konservativen Volkspartei innehatte. Die Vernetzung war offenbar von Nutzen: So ließ sich selbst die Entscheidung darüber beeinflussen, an welchen Orten Taxi- oder Bushaltestellen eingerichtet wurden – am liebsten in direkter Nachbarschaft von Cursachs Diskotheken.