In dieser Zwischendecke, direkt am Kamin, waren drei tote Katzen versteckt. Foto: Zeyer

In einem alten Gebäude an der Spitalstraße sind drei mumifizierte Katzen gefunden worden. Es handelt sich um Bauopfer.

Zuffenhausen - Als Ulrich Stübler vor ein paar Tagen in seinem Haus an der Spitalstraße gearbeitet hat, förderte er Überraschendes zu Tage: Beim Herausbrechen einer alten Heraklitplatten-Decke kam eine weitere, bis dahin verborgene Zwischendecke zum Vorschein. Bei deren Freilegen rieselte Stübler zunächst der Staub der Jahrhunderte entgegen, bevor es ein wenig gruselig wurde: Nach und nach kamen die Reste von drei mumifizierten Katzen ans Tageslicht.

Ein Relikt aus längst vergangenen Tagen

„Bei der ersten dachte ich noch, die hat sich vielleicht zum Sterben an einen dunklen Ort zurückgezogen, oder sie hat sich einfach verlaufen“, erzählt Stübler. Nachdem er dann aber das dritte Tier entdeckt hatte, wurde rasch klar, dass es so eher nicht gewesen sein konnte. Als Mitarbeiter des Naturkundemuseums und historisch bewandertem Menschen kam ihm dann in den Sinn, dass in früheren Zeiten Katzen eingemauert worden waren, um das Böse vom Haus und seinen Bewohnern fern zu halten. Gewissheit bekam Stübler schließlich durch den Kontakt mit Winfried Schweikart vom Heimatgeschichtlichen Arbeitskreis, der sich wiederum an die Landesstelle für Volkskunde Stuttgart wandte. „Es handelt sich eindeutig um Bauopfer“, lautete die dortige Auskunft. Solche Funde in alten Häusern seien zwar nicht alltäglich, würden aber immer wieder gemacht.

Bauopfer, so der heutige Stand der Wissenschaft, sollten Unglück, Geister und Hexen abwehren. Da früher Hexen und Katzen eine enge Verbindung nachgesagt worden war, erscheint es plausibel, dass eine Hexe, und zwar in Form einer toten Katze, im Haus deponiert worden war. Wie das geschah, dafür gab es vermutlich individuelle Bräuche. Der Mumifizierungsprozess der Kadaver, also seine natürliche Austrocknung, kann, je nach Luftzufuhr, relativ schnell beendet gewesen sein.

Hexen sollten abgeschreckt werden

Die drei Katzen, die Stübler in seinem Haus an der Spitalstraße gefunden hat, befanden sich in unmittelbarer Nähe zum Kamin. Dort, so vermutet er, sind sie platziert worden, damit ja keine Hexe durch den Schornstein in die gute Stube rauschen kann. Wann das geschehen sein könnte, darüber lässt sich nur spekulieren. Vom Makler hatte Stübler die Auskunft bekommen, das Gebäude stamme aus dem Jahr 1800. Er selbst schätzt das Alter aber eher auf 350 bis 400 Jahre.

Was mit den drei mumifizierten Miezen geschieht, darüber hat sich Ulrich Stübler schon erste Gedanken gemacht. „Eine vergrabe ich neben dem Stuttgarter Hauptbahnhof, damit das Böse ausbleibt“, sagt der passionierte S-21-Gegner mit einem Augenzwinkern.