Schön aber sanierungsbedürftig: Das Opernhaus in Stuttgart. Foto: dpa

Die baden-württembergische Landesregierung will die Staatstheater in Karlsruhe und Stuttgart fit für die Zukunft machen. Es geht um mehrere 100 Millionen Euro – und die CDU-Fraktion sieht offene Fragen.

Stuttgart - Geht es nach der baden-württembergischen Landesregierung, soll per Kabinettsbeschluss baldmöglichst der politische Wille der Koalition aus Grünen und CDU zur Sanierung und Erweiterung der Staatstheater in Stuttgart und Karlsruhe unterstrichen werden. „Ziel ist es“, heißt es in einer unserer Zeitung vorliegenden Kabinettsvorlage, „abschnittsweise bauliche und strukturelle Defizite zu beheben und für die Staatstheater einen zeitgemäßen und zukunftsfähigen Spielbetrieb sicherzustellen“.

Keine Kritik am Sanierungsvorhaben an sich

Der Beschluss der Vorlage steht jedoch noch aus. Die CDU-Fraktion im Stuttgarter Landtag sieht offene Fragen. Dies bestätigten Tobias Wald als finanzpolitischer Sprecher und Sabine Kurtz als kulturpolitische Sprecherin unserer Zeitung. „Die CDU-Fraktion“, sagt Wald, „steht für eine solide Finanzpolitik. Sie hat keine Fragen zur Kabinettsvorlage selbst, sie möchte sich aber die erforderliche Zeit nehmen, und sich mit diesem bedeutsamen Thema ausreichend und intensiv zu befassen“. Dies sei „das legitime Interesse der Fraktion, die im Landtag als Haushaltsgesetzgeber früher oder später auch über die Bereitstellung der entsprechenden Mittel entscheiden muss“.

Prüfstein Interimsspielstätte

Wald weiter: „Auf der Hand liegt, dass das Badische Staatstheater Karlsruhe und die Württembergischen Staatstheater Stuttgart saniert und erweitert werden müssen. Es gibt aber noch Klärungsbedarf hinsichtlich der Gesamtkosten und Zeitpläne.“ Wald verweist in diesem Zusammenhang auf die „Interimsspielstätte“.

Wie berichtet, laufen aktuell Untersuchungen über die Nutzung des früheren Paketpostamtes in der Ehmannstraße als Interimsspielstätte für die Oper Stuttgart und das Stuttgarter Ballett.

„Belastbares Umsetzungskonzept fehlt“

Sabine Kurtz geht noch weiter: „Für die Württembergischen Staatstheater Stuttgart“, sagt die kulturpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, „liegt bisher noch nicht einmal ein belastbares Umsetzungskonzept für die Sanierung und Erweiterung vor. Der Verwaltungsrat hat sich in den vergangenen Monaten ausschließlich mit der Frage befasst, wo die Interimsspielstätte angesiedelt werden soll“. Und Kurtz ergänzt: „Auch die Entscheidung für die Ehmannstraße wurde gefällt, ohne dass Kosten dafür beziffert werden konnten.“

Verwaltungsrat tagt erst im Mai

Welche Schritte sind vor diesem Hintergrund für die CDU-Fraktion mit Blick auf die nächste Verwaltungsratssitzung des Staatstheaters Stuttgart wichtig? „Die nächste Verwaltungsratssitzung“, sagt Sabine Kurtz, „wurde von März auf Mai verschoben, da erst bis dahin die voraussichtlichen Kosten, insbesondere für eine mögliche Interimsspielstätte in der Ehmannstraße, vorgelegt werden können“. Und weiter: „Aus Sicht der Fraktion ist es wichtig, dass Entscheidungen auf der Grundlage von validen, belastbaren und transparenten Zahlen getroffen werden“.

Frühester Baubeginn in Stuttgart: 2024

Mit „270 bis 325 Millionen Euro Vollkosten“ wird in der Kabinettsvorlage für die Sanierung und Erweiterung des Badischen Staatstheaters gerechnet. Für die Sanierung und Erweiterung des Staatstheaters Stuttgart mit seinem Herzstück Opernhaus gibt es bisher nur eine vorläufige Berechnung aus dem Jahr 2015 – über Kosten von 342 Millionen Euro. Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) hatte hingegen Ende 2017 mögliche Kosten von 500 Millionen Euro genannt. Wie auch beim Badischen Staatstheater in Karlsruhe gilt: Stadt und Land müssen sich die Kosten teilen. Frühester Beginn der auf fünf bis sechs Jahre angelegten Arbeiten wäre Stand jetzt 2024.

Land und Stadt suchen den Schulterschluss

Die Landesregierung hält derweil an ihren Plänen fest, einen Kabinettsbeschluss für die Sanierung und Erweiterung der Staatstheater in Stuttgart und Karlsruhe zu fassen. Geplant ist dies für Anfang März – das bestätigte ein Sprecher des Staatsministeriums. Voraussetzung sei, dass bis dahin die Fragen der CDU-Fraktion geklärt seien. Zudem streben die Landesregierung und Stuttgarts OB Kuhn für Mitte März einen demonstrativen Schulterschluss an, so der Sprecher des Staatsministeriums.