Kommende Woche beginnt in der Karlskaserne das Open-Air-Kino 2017. Foto: Kinokult

Das Open-Air-Kino Ludwigsburg feiert Jubiläum – und wagt sich auf neues Terrain. Zum Auftakt gibt es Poetry-Slam statt cineastische Leinwand-Knüller.

Ludwigsburg - Mit dem Jim-Jarmusch-Film „Night on Earth“ hat es angefangen: Am 3. Juli 1993 – unmittelbar nachdem die letzte Rakete des Lichterfest-Feuerwerks über dem Blühenden Barock verglüht war – wurde das erste Sommernachtskino in Ludwigsburg gestartet. Seither ist die Leinwand größer, die Vorführtechnik digital und das Kino ein anderes geworden. Für die Jubiläumsausgabe zum 25. wagen sich die Veranstalter vom Verein Kinokult auf unbekanntes Terrain: Diesmal wird ein Film weniger gezeigt, dafür aber gehören am Eröffnungsabend, Donnerstag, 27. Juli, Bühne und Leinwand fünf Poetry-Slamern.

„Es ist auch ein Versuch, ein neues Publikum zu gewinnen“, erläutert Rainer Storz. Und der Ansturm auf die Tickets scheint den Veranstaltern Recht zu geben. „Es ist der stärkste Vorverkauf, den wir je hatten“, sagt der Kinokult-Geschäftsführer. „Wahrscheinlich werden wir über 1000 Besucher haben.“ Der Hof der Karlskaserne fasst bis zu 3000 Besucher. Den absoluten Besucherrekord verzeichneten die Freiluftkino-Macher im Jahrhundertsommer 2003 mit insgesamt 36 000 Gästen, aber auch 2013 und 2015 waren gute Open-Air-Kino-Jahre: mit je 33 000 Besuchern.

Komödienboom ebbt ab

In den letzten Jahren habe sich herauskristallisiert, dass die Besucher an lauen Sommerabenden sehr viel mehr Lust auf – meist französische – Komödien, als auf actiongeladene Blockbuster hätten, sagt Storz. Bei Filmen wie Fast-and-Furious kämen zwar die Jugendlichen, aber mit mehr als 1000 sei in der Regel nicht zu rechnen. Schuld seien die Sehgewohnheiten: „Die jungen Leute kennen diese Filme dann schon, weil sie sie sofort streamen, wenn sie rauskommen“, sagt Storz.

Inzwischen ebbe allerdings auch der Boom der Wohlfühl- und Ethnokomödien wie „Ziemlich beste Freunde“, „Madame Mallory und der Duft von Curry“ oder „Monsieur Claude und seine Töchter“ wieder ab. Er hatte dazu geführt, dass die Generation 50 plus wieder Kinosäle füllte. Doch inzwischen gebe es zu viele Aufgüsse, meint Storz. „Das Publikum lässt sich nichts vormachen.“ Wenn die immergleichen Geschichten erzählt werden, bleibe es weg.

Storz hätte das Programm zum 25-Jahre-Jubiläum gerne mit einem Klassiker gekrönt. Und zwar mit dem Directors Cut von „Blade Runner“. Nicht weil damit Zuschauerrekorde sicher wären, „eher aus Liebhaberei“, sagt er. Aber die Verleihfirma hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Film soll vermutlich nicht mehr gezeigt werden, bevor der lang schon angekündigte Blade Runner, Teil zwei im Oktober in die Kinos kommt.

Wie gewohnt aber gebe es auch 2017 einige Previews: Am 9. August wird „Magical Mystery“ (eine Fortsetzung von Sven Regeners Kultroman „Herr Lehmann“) gezeigt und zum Abschluss der Open-Air-Saison am 13. August „Hampstead Park“ mit Diane Keaton und Brendan Gleeson. Beide Filme sind erst von Ende August an in den Kinos. „Wir hoffen, dass wir für die Vorstellung von ,Magical Mystery’ auch die Schauspieler Detlev Buck und Charly Hübner nach Ludwigsburg bekommen“, sagt Storz.

Das Publikum entscheidet

An den übrigen Abenden sind Renner der Saison zu sehen: Unter anderem die „Pirates of the Caribbean“, „Plötzlich Papa“, „Lion“, „Monsieur Pierre geht online“, „Die Schöne und das Biest“, „Das Pubertier“, „Ich – Einfach unverbesserlich 3“ oder „La La Land“. Die Karte an der Abendkasse kostet zehn Euro.

Wenn das Team von Kinokult Poetry-Slamer engagiert, setzt es darauf, dass sich die inzwischen in Ludwigsburg fest etabliert haben. Angefangen hatte es mit kleinen Auftritten an der Pädagogischen Hochschule (PH). Inzwischen füllen die Wortakrobaten auch regelmäßig das Scala. In der Karlskaserne steht ihnen am 27. Juli die ganz große Bühne zur Verfügung. Geplant ist ein echter Wettstreit, am Ende darf das Publikum entscheiden, wer diesen Slam gewonnen hat. Damit alle die Slam-Poeten gut sehen können, wird die Performance auf die große Leinwand übertragen.

Bietigheim-Bissingen
Wegen Umbauarbeiten an der Hillerschule findet das Bietigheimer Open-Air-Kino in diesem Jahr auf dem Realschulhof im Aurain statt. Vom 15. bis zum 27. August werden täglich von 21 Uhr an Filme gezeigt; Einlass ist um 19 Uhr. Der Eintritt kostet 8 Euro, ermäßigt 7 Euro. Gezeigt werden Filme wie „Happy Burnout“, „Ein Dorf sieht schwarz“, „Der Wein und der Wind“ oder „La La Land“.

Vaihingen/Enz
In Vaihingen beginnt das Freilichtkino schon am 1. August. Bis zum 13. August werden hinter der Stadthalle täglich Filme wie „Die Blumen von gestern“ oder „Willkommen bei den Hartmanns“, aber auch „Vaihingen - wie es früher war“ gezeigt. Die Vorführungen beginnen um 21.15 Uhr, Einlass ist um 19 Uhr. Die Karten kosten 8 Euro, ermäßigt 7 Euro.