Thomas Bach (r.) nimmt an einer Sitzung der Exekutive des IOC per Video teil. Foto: dpa/Greg Martin

Die Chancen der Rhein-Ruhr-Initiative auf eine erfolgreiche Bewerbung für Olympia 2032 sind praktisch auf Null gesunken. Das IOC sieht im australischen Brisbane seinen Favoriten – und in Deutschland fehlte offenbar die Unterstützung.

Berlin - Der Traum von Olympia 2032 an Rhein und Ruhr ist praktisch geplatzt - und die Art und Weise sorgt für Wirbel: Wie IOC-Präsident Thomas Bach am Mittwoch mitteilte, ist der australische Bundesstaat Queensland mit seiner Hauptstadt Brisbane der Favorit für die Sommerspiele in elf Jahren. Eine entsprechende Empfehlung hatte die IOC-Evaluierungskommission dem Exekutivkomitee um Bach vorher gegeben. Eine deutsche Bewerbung ist derweil offenbar an mangelndem Rückhalt im eigenen Land gescheitert.

„Die Kommission hat der Exekutive empfohlen, für die Spiele der 35. Olympiade in einen zielgerichteten Dialog mit Brisbane 2032 und dem Nationalen Olympischen Komitee Australiens zu treten“, sagte Bach am Mittwoch nach einem Treffen der Exekutive. Dieser Empfehlung sei einstimmig zugestimmt worden.

Knockout für deutsche Bestrebungen

Im weiteren Verlauf werde die Kommission nun „detailliertere Gespräche“ mit Brisbanes Organisationskomitee und dem Nationalen Olympischen Komitee (NOK) Australiens „bezüglich ihres Potenzials als Gastgeber der Spiele 2032 aufnehmen“, sagte Bach. Das ist für die deutschen Bestrebungen fast schon als Knockout zu werten.

Die Initiative Rhein-Ruhr zeigte sich von der Entscheidung durchaus angefasst. „Wir nehmen den überraschenden Schritt des IOC zur Kenntnis, kurzfristig mit den offiziellen Verhandlungen mit einem von mehreren potenziellen Bewerbern zu beginnen“, sagte Initiator Michael Mronz in einem Statement: „Wie das IOC bekannt gegeben hat, ist die Entscheidung von heute auch auf die starke Unterstützung von Brisbane durch das australische Nationale Olympische Komitee zurückzuführen, die im Falle Deutschlands leider nicht gegeben gewesen sei.“

Vorschläge mehrerer Städte und Regionen geprüft

Zuvor hatte die sogenannte „Future Host Summer Commission“, die sich unter der Leitung der Norwegerin Kristin Kloster Aasen mit der Bewertung zukünftiger Gastgeber befasst, die Vorschläge mehrerer Städte und Regionen geprüft. Laut Kloster Aasen habe der für deutsche Bewerbungen letztendlich verantwortliche Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bei einem Treffen im Februar bestätigt, dass er „nicht Teil der weiteren Dialogphase sein wird. Das ist die Basis für die Empfehlung bezüglich der deutschen Bewerbung“, sagte die Skandinavierin am Mittwoch.

Der DOSB und Präsident Alfons Hörmann zeigten sich „enttäuscht über die sehr frühe Weichenstellung für 2032“, es komme aber nicht ganz überraschend: „Das IOC setzt im Umfeld schwieriger Gesamtbedingungen inmitten einer Pandemie aus Gründen der Stabilität und Planungssicherheit für die Olympische Bewegung auf einen zweifelsohne sicheren und attraktiven Kandidaten.“

Auf die fehlende Bereitschaft zum Dialog ging Hörmann in einem ersten Statement nicht ein. „Gemeinsam mit der privaten Initiative Rhein-Ruhr“ werde die Situation nun neu bewertet.

Laschet am Dienstag noch optimistisch

Die deutsche Initiative hatte offiziell noch keine Bewerbung in den Ring geworfen. Dennoch hatte sich Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet am Dienstag noch optimistisch gezeigt. „Ich rechne damit, dass wir in Bälde offizieller Bewerber der Bundesrepublik für die Olympischen Spiele werden können“, sagte der CDU-Vorsitzende. Andere deutsche Kandidaten werde es nicht geben. „Wir wollen 2032 die Spiele in Nordrhein-Westfalen ausrichten“, bekräftigte Laschet.

Zuletzt hatte sich Leipzig als deutscher Vertreter um die Spiele 2012 beworben, war aber nicht in die Auswahl der fünf Kandidatenstädte gekommen. Geplante Bewerbungen von München und Hamburg für die Spiele 2022 bzw. 2024 waren durch Bürgerbefragungen frühzeitig gestoppt worden. Zuletzt hatte es 1972 in München Olympia auf deutschem Boden gegeben.

Neben Queensland und Rhein-Ruhr bekundeten bislang unter anderem auch Katars Hauptstadt Doha, Jakarta/Indonesien, Budapest oder Madrid ihr Interesse an einer Bewerbung für die Spiele 2032. Immer wieder gehandelt wird auch ein gemeinsamer Anlauf der verfeindeten Bruderstaaten Nord- und Südkorea mit den Hauptstädten Pjöngjang und Seoul. Australien hat bislang 1956 (Melbourne) und 2000 (Sydney) Olympische Sommerspiele ausgerichtet.