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Der Internationale Sportgerichtshof hat entschieden: 45 russische Athleten dürfen in Pyeongchang nicht starten. Es ist das vorläufige Ende einer Posse mit vielen Versäumnissen seitens des IOC, kommentiert unser Olympia-Reporter Jochen Klingovsky.

Pyeongchang - Eine Umfrage, die am Freitag veröffentlicht wurde, besagt: Nur sieben Prozent der Deutschen glaubt, dass die Athleten bei den Winterspielen in Pyeongchang sauber sind. Nur? Die Zahl ist überraschend hoch. Doping gehört zum olympischen Sport wie die Ringe, die Medaillen und das Feuer, das seit ein paar Stunden brennt. Daran ändert auch nichts, dass der Internationale Sportgerichtshof (Cas) kurz vor der Eröffnungsfeier 45 russischen Athleten die Teilnahme verweigert hat. Damit haben die Juristen dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) womöglich eine kleine Auszeit verschafft. Mehr aber sicher nicht.

Denn natürlich wird das Thema Doping das IOC weiter beschäftigen und belasten. Die Herren der Ringe haben es versäumt, auf den staatlich gesteuerten Betrug in Russland so zu reagieren, dass der Rechtsstreit nicht bis kurz vor den Spielen andauert. Und sie sind vieles schuldig geblieben. Zum Beispiel die Erklärung, warum sie Stars wie Anton Schipulin oder Sergej Ustjugow sperren. Weil Belege für deren Beteiligung am Dopingsystem noch fehlen, dürfen sie nach Olympia im Weltcup wieder starten. Das ist absurd.

Der Kampf gegen Doping ist unterfinanziert

Zudem könnte das IOC endlich damit beginnen, Doping-Kronzeugen zu unterstützen, statt sie zu behandeln wie Nestbeschmutzer. Und der Welt-Anti-Doping-Agentur so viel Geld zu überweisen (ohne daran Bedingungen zu knüpfen), dass ein sinnvoller Kampf gegen Betrüger möglich ist - egal ob diese in Systemen, Trainingsgruppen oder auf eigene Faust dopen, und egal wo auf der Welt sie es tun. Sponsoren und TV-Giganten haben dem IOC in den vergangenen vier Jahren rund fünf Milliarden Euro bezahlt, während die Wada in Pyeongchang ankündigte, ihren Jahresetat in den nächsten vier Jahren auf knapp 37 Millionen Euro erhöhen zu wollen. Schon diese beiden Zahlen zeigen, wie viel dem internationalen Sport der Kampf gegen Doping wert ist. Nicht viel.

jochen.klingovsky@stzn.de