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Die Eröffnung der Olympischen Spiele in London war gespickt mit zahlreichen Überraschungen.

London - Spektakulär und schrill, aber auch anrührend und mit mitreißendem Humor - unter dem Motto „Isles of Wonder“ (Inseln der Wunder) hat sich Großbritannien bei der Eröffnungsfeier der XXX. Olympischen Spiele in London als Gastgeber mit Herz präsentiert. 62 000 Zuschauer im Olympiastadion und ein Milliardenpublikum weltweit vor den TV-Geräten ließen sich am Freitagabend von einer stilvollen Show mit vielen Lacheffekten verzaubern.

Am Samstag um 0.18 Uhr Ortszeit gab Königin Elizabeth II. mit den Worten „Ich erkläre die Spiele von London zur Feier der XXX. Olympiade für eröffnet“ das offizielle Startsignal für das dritte Weltfest des Sports in der britischen Hauptstadt nach 1908 und 1948. 18 Minuten später entzündeten sieben britische Nachwuchssportler auf imposante Weise das olympische Feuer. 16 Jahre nach seinem Entfachen der Flamme in Atlanta war auch Muhammad Ali Teil der Zeremonie. Zusammen mit acht anderen Sportlern hielt der „Größte“ die olympische Flagge.

Jacques Rogge, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), bedankte sich bei den stolzen britischen Gastgebern und rief ihnen zu: „In gewissem Sinne kehren die Olympischen Spiele heute Nacht zu ihren Wurzeln zurück.“ Die Athleten forderte er zu Fair Play im Wettkampf auf: „Lehnt Doping ab und achtet Eure Gegner. Denkt daran, dass Ihr alle Vorbilder seid. Wenn ihr das tut, werdet Ihr eine ganze Generation inspirieren.“ Charakter zähle weit mehr als Medaillen, betonte der Belgier.

Natascha Keller führt die deutsche Mannschaft in die Arena

Kurz vor Mitternacht deutscher Zeit hatte Hockey-Spielerin Natascha Keller als Fahnenträgerin die deutsche Mannschaft als 73. Team in die Arena geführt. Etwa die Hälfte der 392 deutschen Olympia-Starter waren beim Einmarsch mit von der Partie und genossen die prickelnde Atmosphäre. „Ich bin schon ein bisschen aufgeregt“, sagte Keller kurz vor dem „besonderen Moment“. Auf der Tribüne winkten Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt begeistert.

Schon bevor das olympische Feuer nach einem 70-tägigen Fackellauf durch ganz Großbritannien die Arena erreichte, waren die Zuschauer von dem für 27 Millionen Pfund (34 Millionen Euro) inszenierten Programm mitgerissen worden, das Rad-Heros Bradley Wiggins eröffnete. Der einheimische Tour de France-Sieger gab im Gelben Trikot mit einem Gongschlag das seit Jahren ersehnte Startsignal.

Höhepunkt war der Auftritt von James Bond-Darsteller Daniel Craig

Großer Höhepunkt war der Auftritt von James Bond-Darsteller Daniel Craig - und auch die Queen spielte dabei mit. Für die Eröffnungsfeier hatte Elizabeth II. erstmals in ihrer mehr als 60 Jahre währenden Amtszeit eine Filmrolle übernommen - und dann gleich in einer Action-Szene an der Seite „ihres“ Geheimagenten. 007 holte die 86 Jahre alte Monarchin im Buckingham Palast mit dem Hubschrauber ab. Der Streifen war bereits vor Monaten abgedreht worden.

In der Filmszene besteigt Craig einen Hubschrauber - und springt dann mit einem Fallschirm im Union-Jack-Design mit einem Queen-Double an seiner Seite über dem Olympiastadion ab. Im selben Moment betrat die echte Königin an der Seite ihres Ehemannes Prinz Philip leibhaftig die Ehrentribüne des Stadions. Für Begeisterungsstürme sorgte auch der gemeinsame Auftritt von Komiker Mr. Bean mit den Londoner Symphonikern.

Star-Regisseur und Oscar-Preisträger Danny Boyle hatte die stimmungsvolle Aufführung kreiert, in der auch Reminiszenzen an Großbritannien als Wiege der Rock- und Popmusik nicht fehlten. Vor den Augen der britischen Königsfamilie sowie rund 130 Staatsoberhäuptern aus aller Welt führten 15 000 Freiwillige in einem farbenfrohen Kaleidoskop durch die Geschichte des Königreichs. Auch Bundespräsident Gauck schaute gebannt zu. Er hatte sich darauf gefreut, „Olympia mitzuerleben und die Atmosphäre aufzusaugen“.

Vom Agrarland mit Kühen, Gänsen und Schafen im Stadion-Innenraum verwandelte sich die Szenerie in wenigen Minuten in eine Industrielandschaft mit rauchenden Schornsteinen. Von der industriellen Revolution ging die Reise weiter ins Internetzeitalter. „Es sind unsere Inseln, die wir hier zeigen“, erläuterte Boyle. Dazu gehörten auch spektakuläre Effekte: Die fünf olympischen Ringe wurden an Ballons 34 Kilometer in die Höhe gezogen. Am Ende der Zeremonie sollten sie die Stratosphäre erreicht haben.

Nach der olympischen Auftaktparty gehören die Arenen bis zum 12. August den Sportlern, die in 302 Wettbewerben um Gold, Silber und Bronze kämpfen. Erstmals sind in allen olympischen Sportarten Frauen vertreten. An diesem Samstag stehen die ersten zwölf Entscheidungen auf dem Programm. Das erste Gold der Spiele geht traditionell an eine Schützin. Im Wettbewerb mit dem Luftgewehr zählen auch die Deutschen Beate Gauß und Jessica Mager zu den Medaillen-Kandidatinnen.