Wer klassische Musik mag und historisch interessiert ist, wird mit „Feuer im Elysium“ seine Freude haben. Foto: Lukas Jenkner

Den Krimi-Schmöker zu 250 Jahre Ludwig van Beethoven liefert der Emons Verlag. Oliver Buslau hat eine spannende Handlung rund um die Uraufführung der 9. Symphonie 1824 in Wien erfunden.

Stuttgart - Es ist ein Event gewesen, das Ludwig van Beethoven da im Mai 1824 in Wien auf die Beine gestellt hat. Was heuer die großen Rockbands und Popstars sind, die mit ihren Megakonzerten tagelang für Aufsehen in einer Stadt sorgen, war um die Wende vom 18. ins 19. Jahrhundert der impulsive, höchst kreative und sehr umstrittene Komponist Ludwig van Beethoven. Was dieser Tage als gediegene Klassik gilt, hat damals die Herzen bewegt – und wohl auch erschüttert. Denn Beethovens 9. Symphonie und die Vertonung von Schillers „Ode an die Freude“ fielen in eine Zeit, in der die meisten Menschen wenig Anlass zur Freude hatten.

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Weil Beethoven damals schon populär war, sind die Geschehnisse rund um die Uraufführung der 9. Symphonie am 7. Mai 1824 im Theater am Kärntnertor bestens dokumentiert, wie der Musikwissenschaftler Oliver Buslau in seinem Nachwort zum im Emons-Verlag erschienen Beethoven-Krimi „Feuer im Elysium“ schreibt. Weil es den Lesegenuss noch einmal deutlich erhöht, sei an dieser Stelle verraten: Erstaunlich viel von dem, was den Rahmen für die ansonsten frei erfundene Handlung rund um den jungen Schlossverwalter Sebastian Reiser bildet, ist historisch belegt. Das reicht von den teilnehmenden Musikern über die bekannten Zeitgenossen wie Franz Schubert, in dessen Wohnung Reiser übernachtet, bis hin zur Beschreibung typischer Wiener Lokale. Wenn sich der Leser also mit Reiser auf die Suche nach dem Mörder seines Vaters und dessen Dienstherr begibt, tut er dies in der Gewissheit, einer akkurat recherchierten Geschichte zu folgen.

Ein Geflecht aus Intrigen und geheimer Politik

Die Handlung ist schnell erzählt: Der junge Schlossherr Reiser muss im April 1824 erleben, wie eine Kutsche mit seinem Vater und dessen Herrn bei der Fahrt über eine Brücke in die Tiefe stürzt – beide sterben. Durch eine Verkettung diverser Umstände gelangt Reiser nach Wien, wo Beethoven mitten in den Vorbereitungen für die Uraufführung der 9. Symphonie steckt. Reiser bekommt die Chance, an der Premiere mitzuwirken und gerät zugleich in ein Geflecht aus Intrigen und geheimer Politik. Anarchistische Studenten, Geheimgesellschaften und Spione bevölkern Wien und sorgen für Verwirrung. Denn es gibt Kräfte, die die Premiere mit allen Mitteln verhindern wollen.

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Während die Uraufführung den Mikrokosmos der Handlung darstellt, bildet die politische Großwetterlage den historischen Rahmen: Es ist die Zeit der politischen Restauration, der großen Gegenbewegung nach den wilden und blutigen Jahrzehnten der französischen Revolution und der napoleonischen Kriege. Nach dem Wiener Kongress 1814/15 installiert der österreichische Außenminister und spätere Staatskanzler Klemens von Metternich ein System der Verfolgung und Unterdrückung von Demokratie, Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit, das heute als „Metternichsches System“ seinen Platz im Giftschrank der europäischen Geschichte gefunden hat.

Mischung aus Abenteuer- und Kriminalroman

Das alles hat Oliver Buslau fest im Griff und serviert es dem Leser als flüssig zu lesende Mischung aus Abenteuer- und Kriminalroman. Der Leser, zumal wenn er an der Musik interessiert ist, folgt der Handlung mit Vergnügen und fühlt sich zum Schluss sehr viel schlauer als vorher – auch wenn der Held Sebastian Reiser bisweilen die emotionale Schwingungsfähigkeit eines Notenpults hat. Andererseits ist der Roman deshalb durchaus dem jungen Leser und Musikus bildungsbeflissener Eltern zu empfehlen.

Oliver Buslau: Feuer im Elysium. Kriminalroman. Emons Verlag Köln. Gebunden mit Schutzumschlag, 496 Seiten, 22 Euro.