Mit schwarzem Granit arbeitet der Schorndorfer Bildhauer Christoph Traub am liebsten. Foto: Frank Eppler

Seit 30 Jahren arbeitet Christoph Traub als Bildhauer. Einen Einblick in sein Schaffen gewährt er beim Schorndorfer Ateliertag am Wochenende. Insgesamt machen 13 Künstler mit.

Schorndorf - Wenn Christoph Traub aufräumt, dann reichen Besen und Kehrschaufel nicht aus. Mit Kran und Gabelstapler bereitet der 56-Jährige den Außenbereich für seine offenen Ateliertage am 19. und 20. September vor. Tonnenschwere Blöcke aus schwarzem Granit, weißem Jura oder anderem Gestein rückt der Bildhauer zurecht, um einige seiner Skulpturen im Freien zeigen zu können.

Seit 30 Jahren ist der Schorndorfer als Künstler tätig, seit knapp 20 Jahren hat er seine Werkstatt im Röhm-Areal. Den Corona-Lockdown hat Christoph Traub dazu genutzt, endlich mal eine Werkliste zu erstellen: „Um die 560 Arbeiten habe ich registriert, davon stehen etwa 200 hier“, erzählt der gelernte Steinmetz, der ursprünglich Maler werden wollte.

Ein Aha-Erlebnis beim Arbeit am Brunnen

Das Studium an der Kunstakademie Karlsruhe hatte er gerade begonnen, als ein Aha-Erlebnis ihn eines Besseren belehrte: „Ich hatte einen Wettbewerb für einen Brunnen in Endersbach gewonnen. Als ich an dem riesigen Stein geschafft habe, da war klar: Ich will nur noch Steine klopfen“, erzählt Traub, dessen Werke in vielen Gemeinden des Remstals stehen.

Die Begeisterung für sein Lieblingsmaterial hat nach drei Jahrzehnten nicht nachgelassen. Im Arbeitsbereich des Ateliers steht gerade eine fast fertige Statue aus Basalt-Lava. Die porige Struktur gefällt ihm ganz gut, sein Favorit ist aber seit vielen Jahren der schwarze Granit. „Das ist ein unbequemer, weil sehr harter Stein. Aber er hat von sich aus nicht viel Eigenleben, das passt zu meinen organischen Formen“, sagt Christoph Traub, der es zudem faszinierend findet, welche Farbnuancen dem Stein zu entlocken sind: Die Bruchstellen sind grau, der restliche Stein scheint nach x-maligem Polieren wie schwarz lackiert. So etwa zu sehen bei seinem Werk „Relikt“ aus dem Jahr 2012, das im großen Lagerraum des Ateliers steht.

Anti-Körper heißen die neuesten Werke

Die Stationen seines Schaffens, sie stehen dort dicht an dicht: umgearbeitete Grabsteine, Torsi und Arbeiten seiner „Haut“-Serie. In der einen Ecke befinden sich erste Übungsstücke, in der anderen neue Arbeiten, entstanden während der Corona-Krise: kleine Kraftprotze mit definierten Muskeln, genannt „Anti-Körper“. Nicht inspiriert von dem Fitnessstudio, das sich über seinem Atelier befindet, sondern von der Pandemie: „Wir sollten an unseren Anti-Körpern arbeiten, damit wir nicht so anfällig sind“, sagt Traub, der sich bei diesen Skulpturen treu bleibt: „Ich bin immer weiter weg vom Figürlichen.“

Mit einem Marathonlauf vergleicht Christoph Traub seine schweißtreibende Tätigkeit, die – so sieht es derzeit aus – eine aussterbende Kunst ist: „Nicht mehr viele wollen mit Stein arbeiten“, sagt Christoph Traub, der die Nachteile nur zu gut kennt: „Das ist ein schwieriger Markt.“ Und trotzdem kann er sich nichts besseres vorstellen als das Schaffen mit Steinen: „Ich bin mittendrin und habe noch mehr als genug Ideen.“

Info: Als Ersatz für die Schorndorfer Kunstnacht, die coronabedingt ausfällt, öffnen 13 Schorndorfer Kunstateliers am Samstag, den 19. September, von 12 bis 20 Uhr ihre Türen. Das Atelier von Christoph Traub hat zudem am Sonntag, 20. September, von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Er zeigt zudem Bilder seiner Schwester Sibylle Bross zum Thema Wald. Weitere Infos gibt es im Internet