In einem Offenburger Discounter sind spitze Stecknadeln in Lebensmitteln gefunden. Foto: dpa-Zentralbild

Wie kommen spitze Nadeln in Esswaren eines Supermarkts? Die Behörden in Baden-Württemberg untersuchen mit Nachdruck die bisherigen fünf Fälle. Auch über den Einsatz eines Metalldetektors wird nachgedacht.

Offenburg - Es ist ein Alptraum für jeden Supermarkt und für einen Offenburger Discounter seit Dezember bittere Realität: gefährlich spitze Stecknadeln in Lebensmitteln. Kunden entdeckten die kleinen Stechwerkzeuge nach dem Einkauf unter anderem in einer Toastbrotpackung und einem Salami-Snack - zum Glück rechtzeitig vor dem Verzehr der präparierten Waren. Beim Verschlucken können Nadeln schwere innere Verletzungen verursachen.

Insgesamt fünf Fälle registrierte die Polizei bisher. Alle Waren stammen aus dem gleichen Geschäft im Westen Baden-Württembergs. Die Produkte wurden korrekt ausgeliefert und erst im Markt manipuliert, heißt es bei der Polizei. Doch wie gelangten die drei bis vier Zentimeter großen Fremdkörper in die Nahrungsmittel? „Wir tun alles Mögliche, um das zu erfahren“, sagt Karen Stürzel, Sprecherin vom Polizeipräsidium Offenburg. Die Packungen würden untersucht und mögliche Zeugen befragt.

Erpresser hinterlassen meist Spuren

Erst im September hatte in Baden-Württemberg ein Erpresser Schrecken verbreitet, als er mit dem Giftstoff Ethylenglykol versetzte Babynahrung in Supermärkten platzierte. Der Mann verlangte von einem Handelsunternehmen eine zweistellige Millionensumme. Später wurde der 53-Jährige im Raum Tübingen festgenommen. Im Offenburger Fall gebe es bisher keine Anhaltspunkte für eine Erpressung, sagt Stürzel.

Die meisten Erpresser hinterlassen Spuren, zum Beispiel Briefe. Es gibt aber auch Saboteure, die schweigen und vor allem Schrecken verbreiten wollen. Lebensmittelsabotage gilt als Horrorvision von Firmen. Schon mit wenig Aufwand können Täter dem Ruf eines Ladens schaden. Ein möglicher Rückruf von Produkten kann teuer werden.

Der betroffene Supermarkt hat die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. „Wir haben die Aufmerksamkeit noch einmal geschärft“, sagt ein Unternehmenssprecher. Details wollte er nicht mitteilen. Bereits zuvor hatte das Unternehmen die besorgniserregenden Fundstücke aus den Regalen entfernt. Neue Ware sollte weiterhin einer Sichtkontrolle unterzogen werden, bevor sie einsortiert wird.

Noch am Dienstag wollten Vertreter der Lebensmittelkontrolle und der Polizei sowie des Ortenaukreises und des Supermarkts über den Fall beraten. Möglicherweise kommen Metalldetektoren zur Kontrolle der Waren zum Einsatz, hieß es. Eingebunden ist auch das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Stuttgart.

Verbraucherzentrale gibt Tipps

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg appelliert an Kunden, genau darauf zu achten, ob Packungen beschädigt sind. „Falls es Hinweise gibt auf Manipulationen - im vorliegenden Fall etwa kleine Löcher -, sollte man die Behörden verständigen“, sagt Pressechef Niklaas Haskamp. Auch eine transparente Informationspolitik des Unternehmens sei wichtig. „Als Verbraucher will ich wissen, welche Produkte betroffen sind.“

Grundsätzlich kann es immer wieder zu Fremdkörpern in Lebensmitteln kommen - Haare und Fasern machen einen deutlichen Anteil davon aus. Sie sind oft Grund von Beschwerden bei der Lebensmittelüberwachung. Bei der juristischen Beurteilung kommt es Experten zufolge auch darauf an, ob ein Haar vom Menschen oder vom Tier stammt. Das kann Hinweise darauf geben, wie die entsprechende Ware produziert wurde.

Auch Nadeln in Lebensmitteln hat es schon gegeben, zum Beispiel vor einigen Jahren in einem kanadischen Flugzeug. Der Passagier entdeckte das Stechwerkzeug in seinem Thunfisch-Sandwich aber rechtzeitig.