Von Januar an werden mehr Busse im Landkreis unterwegs sein. Foto: factum//Simon Granville

Neue Linien, mehr Busse, verlängerte Betriebszeiten: Der öffentliche Nahverkehr im Kreis wird attraktiver. Um davon auch die Fahrgäste in Städten wie Ludwigsburg, Remseck oder Kornwestheim zu überzeugen, wartet der VVS am Neujahrstag mit einem besonderen Angebot auf.

Ludwigsburg - Das neue Jahr beginnt mit einem ungewöhnlichen Geschenk für die Ludwigsbürger: Am 1. Januar 2020 ist bis zum nächsten Morgen um 6 Uhr das Busfahren in der Stadt und einigen Nachbarkommunen kostenlos. Damit will der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) darauf hinweisen, dass eine neue Ära im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) beginnt. Im Kreis Ludwigsburg tritt ein neuer Fahrplan in Kraft – mit zusätzlichen oder verlängerten Linien, längeren Betriebszeiten und sehr viel mehr Bussen. Für Ludwigsburg heißt das zum Beispiel: Es wird vier neue Linien geben, und auf den Hauptstrecken verkehren die Busse im Zehn-Minuten-Takt.

Wie sieht die neue Busflotte aus?

Der VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger lobt „den unternehmerischen Mut der Ludwigsburger Verkehrslinien Jäger (LVL). „Bei uns steigt die Nervosität“, sagt die LVL-Chefin Carry Buchholz. Das Unternehmen hat viel investiert: Mit dem neuen Fahrplan werden 50 neue Busse in Betrieb genommen. Bis 2025 sollen alle 80 Busse der LVL mit Elektro- oder Hybridantrieb fahren. Insgesamt wird der Fahrplan für Ludwigsburg und die angrenzenden Kommunen Kornwestheim, Remseck und Asperg um 5,3 Millionen Buskilometer pro Jahr aufgestockt.

Was ändert sich in Ludwigsburg?

Künftig werden in der Stadt Ludwigsburg die vier Hauptlinien 421, 422, 425 und 427 montags bis freitags von 5.30 Uhr bis 21 Uhr im Zehn-Minuten-Takt fahren. „Das wird sich ab nächstem Jahr auch in Ferienzeiten nicht ändern“, sagt Buchholz. Die Städte Ludwigsburg und Kornwestheim würden durch die neuen Buslinien 420, der die Arena und das Gewerbegebiet Weststadt anbinden soll, 426, der das Angebot in Neckarweihingen verbessert, 428, der das Gelände der Firma Wüstenrot von Ludwigsburg aus und die Linie 415, der das Unternehmen von Kornwestheim aus anbindet, besser erschlossen. Die Linien 426 (Schlösslesfeld) und 430 (Poppenweiler-Straßenäcker) werden verlängert. Mit dem neuen Angebot werden die Busse pro Jahr mehr als eine Million Kilometer zusätzlich zurücklegen.

Wann fährt der letzte Remseck-Bus?

Die Busse in und nach Remseck verkehren in den Abendstunden künftig länger. Darüber freut sich der Remsecker OB Dirk Schönberger. So fährt der letzte Bus der Linie 431 zwischen Ludwigsburg und Neckarrems von Januar an täglich um 0.20 Uhr in Ludwigsburg ab statt wie bisher um 22.33 Uhr. „Im Sommer gehen viele Remsecker in die Ludwigsburger Weinlaube“, sagt Schönberger. „Da macht es schon einen Unterschied, ob der letzte Bus um halb 11 oder um halb eins fährt.“

Auch die Busse der Linie 402 zwischen Hochberg und Pattonville werden bis nach Mitternacht unterwegs sein. An Samstagen fährt der letzte Bus um 0.32 Uhr von der Stadtbahnhaltestelle in Remseck in Richtung Hochdorf – eine Stunde später als bisher. Unter der Woche sind die Busse der Linie 402 künftig von 6 bis 19.30 Uhr im 20-Minuten-Takt statt wie bisher im 30-Minuten-Takt unterwegs. Bis 22.30 Uhr fahren die Busse dann im Halbstundentakt statt wie bisher im Stundentakt.

Zudem bekommt die Linie tagsüber mehr Pufferzeit. So wollen die Verantwortlichen von VVS, Landratsamt und der Remsecker Verwaltung den Anschluss an die Stadtbahn in Neckargröningen verbessern. Die Anzahl der Kilometer, die Busse im Raum Remseck zurücklegen, wird insgesamt um ein Viertel auf 539 000 aufgestockt, in Kornwestheim um 40 Prozent auf 800 000.

Was tut sich innerstädtisch?

Die Busse der Remsecker Linie 403 zwischen Hochberg und Aldingen fahren von Januar an alle 30 Minuten. Samstags können Fahrgäste die Linie zwischen 8 und 18 Uhr nutzen (und nicht wie bisher von 7 bis 17 Uhr). Zwischen Hochberg und Neckargröningen Stadtbahn gibt es mit Jahresbeginn vier Fahrmöglichkeiten pro Stunde. Die Linien in Kornwestheim und Remseck werden wie bisher von den Busunternehmen Knisel und LVL Jäger gefahren. Knisel hat zwei Hybridbusse gekauft, die von Februar an als Stadtbusse in Remseck fahren werden.

Was wird anders am Wochenende?

Die Busse der Linien 411, 412 und 413 zwischen Kornwestheim, Ludwigsburg, Pattonville und Stammheim sollen vor allem am Wochenende und spätabends öfter fahren und durch neue Nachtbuslinien ergänzt werden.

Wo gibt es das billige Tagesticket?

Eine weitere Neuerung für Kornwestheim und Remseck sind die sogenannten Stadttickets. Damit können Passagiere ein Tagesticket für drei Euro kaufen und damit beliebig viele Fahrten bis 7 Uhr am nächsten Morgen machen. Das Kornwestheimer Stadtticket umfasst auch Pattonville, das Remsecker Stadtgebiet alle Remsecker Ortsteile inklusive Pattonville.

Um die durch das Tagesticket fehlenden Einnahmen der Verkehrsunternehmen auszugleichen, schießt Remseck jährlich 49 000 Euro und Kornwestheim 63 000 Euro zu. In Ludwigsburg gibt es dieses Stadtticket bereits seit Sommer 2018; auch hier kostet es drei Euro.

Wird im Strohgäu nachgebessert?

In Korntal steht der Fahrplanwechsel noch bevor. Dort kommt es erst 2025 zu Änderungen. In Gerlingen und Ditzingen gelten bereits seit Beginn des Jahres 2019 neue Fahrpläne. In Ditzingen hatte zunächst eine Haltestelle der Buslinie 638 für Schwierigkeiten gesorgt. Die Haltestelle wurde auf die andere Seite der Bahngleise (Südseite) verlegt. Was zur Folge hatte, dass die Fahrgäste anders als früher nur durch die Unterführung am Bahnhof zur Bushaltestelle gelangen konnten – für viele ein Ärgernis, da der Weg nicht barrierefrei ist.

Dieses Problem ist aus Sicht der Stadtverwaltung mittlerweile behoben, wie Jens Schmukal von der Stadt Ditzingen mitteilt. Mit der Fertigstellung des Aufzugs südlich des Bahnhofs bestehe zukünftig ein barrierefreier Übergang zwischen der Nord- und der Südseite des Bahnhofs.

Wo enden die Tarifzonen?

Eine Neuerung gibt es für Hemmingen und den Ditzinger Stadtteil Heimerdingen. Diese liegen von 1. Januar an auf dem VVS-Tarifzonenplan auf der Zonengrenze 2/3. Der Teilort Heimerdingen war bislang der Zone 3 zugeordnet gewesen – was die Heimerdinger als ungerecht empfunden hatten. Künftig liegen alle Ditzinger Stadtteile auf der Zonengrenze. Dadurch brauchen Fahrgäste aus Heimerdingen von Januar an nur noch ein Ticket für zwei Zonen (2,90 Euro) anstelle des Drei-Zonen-Tickets für 4,20 Euro. Durch die Verlegung von Heimerdingen und Hemmingen auf die Zonengrenze entstehen dem VVS Einbußen von 90 000 Euro. Dieses Loch füllen Heimerdingen und Hemmingen gemeinsam.

Auch in Korntal findet zum Jahreswechsel eine Angleichung der Tarifzonen statt. Künftig liegen alle drei Ortsteile auf der Tarifzonengrenze 1/2. Korntal und Kallenberg lagen auch schon bisher auf dieser Grenze, während Münchingen in der Zone 2 angesiedelt war. Münchinger können somit bald mit einem Einzelticket für 2,50 Euro nach Stuttgart fahren

Korrektur: Ursprünglich stand in dem Artikel, dass der letzte Bus der Linie 431 zwischen Ludwigsburg und Neckarrems künftig mit Ausnahme der Nacht von Sonntag auf Montag um 0.20 Uhr in Ludwigsburg abfährt. Hier lag ein Missverständnis vor. Der letzte Bus dieser Linie fährt täglich um 0.20 Uhr, auch in der Nacht von Sonntag auf Montag. Wir haben die Angabe korrigiert.