Der niedrige Ölpreis führt dazu, dass wieder vermehrt Ölheizungen eingebaut werden Foto:  

Es werden wieder mehr Ölheizungen verkauft. Die neuen Heizkessel sind zwar durchaus ökologisch vertretbar. Umweltverbände sind dennoch besorgt. Experten sagen, ob sich der Kauf dennoch lohnt und worauf Verbraucher beim Einbau achten sollten.

Berlin - Wer ein neues Haus plant, steht vor der Frage, wie es beheizt werden soll: Modern mit einer Wärmepumpe – oder doch lieber klassisch mit einer Gastherme, die dann allerdings schon durch eine Solarthermie-Anlage ergänzt werden muss. Auf Nachfrage werden noch exotischere Varianten wie etwa eine Holzpellet-Heizung angeboten. Eines aber steht Fachleuten zufolge gar nicht erst zur Diskussion: die Ölheizung.

Doch gerade jene Heizform feiert nun ihr Comeback: Nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) wurden in den ersten neun Monaten von 2015 rund 30 Prozent mehr Ölkessel verkauft als im Jahr zuvor. „Das hängt mit den niedrigen Ölpreisen zusammen“, sagt Thomas Filor, Geschäftsführer des Magdeburger Emissionshauses Filor. Dies bestätigt auch Oliver Bohr, Geschäftsführer Energie beim Vergleichsportal Check 24. „Verbraucher freuen sich über niedrige Ölpreise.“

Ölheizungen sind für die Umwelt nicht unbedingt schlecht

Dieser Zusammenhang hat sich auch schon in den vergangenen Jahren gezeigt: Der Verkauf von Ölheizungen war in den Jahren mit hohen Ölpreisen stetig zurückgegangen. Wurde vor zehn Jahren noch etwa jedes vierte Haus hierzulande mit Öl geheizt, war es 2015 nur noch etwa jedes zehnte. Daher sind bislang die wichtigsten Wärmeerzeuger hierzulande die Gasheizungen – die auch trotz des gesteigerten Verkaufs von Ölheizungen immer noch am meisten verkauft werden: Von ihnen wurden in den ersten neun Monaten von 2015 rund 387 000 Stück verkauft – ein Plus von vier Prozent im Vorjahresvergleich. Die Zahl verkaufter Ölkessel lag dagegen bei etwa 62 000 Stück.

Für die Umwelt ist der plötzliche Boom bei Ölheizungen nicht unbedingt eine schlechte Nachricht. Denn in Neubauten dominieren nach wie vor Heizformen wie Wärmepumpen und Gas-Brennwertthermen. Die Mehrzahl der neuen Ölkessel wird hingegen in Bestandsbauten eingebaut, die noch alte Anlagen mit oft mehr als 30 Jahren auf dem Buckel haben. Moderne Brennwertheizungen – egal, ob sie mit Öl oder Gas befeuert werden – nutzen auch die im Abgas gebundene Wärme und erreichen dadurch Wirkungsgrade von um die 90 Prozent. Dadurch wird das Heizen umweltschonender, effizienter und kostengünstiger. Denn im Vergleich zu älteren Heizkesseln kann mehr Brennstoff eingespart werden.

Ölheizungen sind kombinierbar mit erneuerbaren Energien

Trotzdem sehen Umweltverbände das Comeback der Ölheizung kritisch: Zwar sei es richtig, dass moderne Ölheizungen mit ihren hohen Wirkungsgraden umweltfreundlicher seien als die alten Heizkessel. „Wir brauchen aber mehr erneuerbare Energien“, meint Caroline Gebauer, Energieeffizienz-Expertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Wenn jetzt Ölheizungen in die Häuser kommen, sind diese Häuser für Erneuerbare für weitere 30 Jahre verloren.“

Grundsätzlich sind eine Ölheizung und erneuerbare Energien kein Widerspruch: In Neubauten ist es nach der Energieeinsparverordnung sogar vorgeschrieben, dass zumindest ein Teil der Wärme für Heizung und Warmwasser über erneuerbare Energien abgedeckt werden. Wer seinen Neubau mit einer Öl- oder auch Gastherme beheizen möchte, muss diese durch eine Solarthermie-Anlage ergänzen. Auch bei der Heizungsmodernisierung im Altbau setzen viele auf eine Kombilösung. „Ein neuer Brennwertkessel lässt sich sehr gut mit erneuerbaren Energien wie Sonne oder Holz kombinieren“, sagt Adrian Willig, Geschäftsführer des Instituts für Wärme und Oeltechnik (IWO). Viele Besitzer einer Ölheizung würden bei der Modernisierung auf eine Ergänzung durch eine Solarthermie-Anlage für die Brauchwasserbereitung setzen: 28 Prozent aller erneuerten Ölheizungen wurden laut einer IWO-Befragung 2014 zusätzlich mit einer solchen Anlage ausgestattet.

Die Heiztechnik muss stets auf den individuellen Bedarf angepasst werden, sagt Willig. Wer eine Heizungsmodernisierung plant, sollte sich daher von einem Fachbetrieb beraten lassen. Dabei zeige sich häufig, dass es am günstigsten ist, dem bisherigen Energieträger treu zu bleiben – so ist die Grundausstattung wie etwa ein Raum für den Öltank bereits vorhanden.