Der Kesselwasen bei der Maille in Esslingen soll laut Julia Fülle am Freitag, 18. September, in eine grüne Oase mit Mitmachaktionen verwandelt werden. Allerdings nur bei gutem Wetter. Foto: Roberto Bulgrin

Bunte Vielfalt statt grauem Beton. Der Kesselwasen bei der Maille in Esslingen hat ökologisches Potenzial. Das meinen zumindest Julia Fülle und weitere Mitstreiter. Darum wollen sie den Platz am Freitag, 18. September, am „Parking Day“, in eine grüne Oase, ein grünes Wohnzimmer, eine grüne Aktionsfläche verwandeln.

Esslingen - Heiße Tage sorgen manchmal für coole Ideen. Bei tropischen Temperaturen standen Julia Fülle und einige Bekannte am Kesselwasen bei der Maille in Esslingen zusammen und stellten fest, dass die riesige Platane dort ein wunderbarer Schattenspender ist. Das gab den Ausschlag für das Projekt „Grünes Wohnzimmer“. Am Freitag, 18. September, am „Parking Day“, werden Teile des Parkplatzes gesperrt und verschiedene Mitmachaktionen, Spiele, Möglichkeiten zum Chillen angeboten. Der Grundgedanke dabei: Öffentlicher Straßenraum wird alternativ und als grüne Oase genutzt.

Mit „Holländischem Griff“

Einen Plan vom Kesselwasen hat sie vorsorglich mitgebracht: „Die Parkplatzreihe vor dem Haus mit der Nummer 21 und die zweite Reihe der Stellplätze hin zur Maille werden für Autos gesperrt“, erläutert Julia Fülle. Die somit frei werdenden Flächen möchten sie und ihre Mitstreiter am Freitag, 18. September, nachhaltig-ökologisch nutzen. Als „Grünes Wohnzimmer“. Zwischen 11 und 17 Uhr können Besucher in Liegestühlen unter der riesigen Platane eine „schattige Longe“ finden, es gibt Infos zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz, und der „Holländische Griff“ wird vorgestellt. Keine asiatische Kampftechnik, sondern ein einfacher Trick, um das Gefährdungspotenzial für Radfahrer zu senken. Die meisten Menschen, so erläutert Julia Fülle die Ergebnisse einer Studie, würden sich wegen Sicherheitsbedenken nicht in den Radsattel schwingen. Darum sollen Autofahrer künftig beim Aussteigen ihre Tür mit der rechten Hand öffnen. Der Clou dabei: Durch die Schulterbewegung blickt der Autofahrer automatisch nach hinten und sieht so, ob ein Radfahrer auf ihn zukommt oder nicht. Auf der Rückseite von Parkscheiben soll die Funktionsweise des „Holländischen Griffs“ erklärt werden.

Spielerisches Umdenken

Kein erhobener Zeigefinger, sondern spielerisches Lernen und Umdenken sind das Geheimrezept der Veranstalter. Dazu passt ein selbst kreiertes Umweltspiel, das auf die Straße gemalt werden soll. Auf Actionfeldern müssen Teilnehmende Farbe bekennen: Wer zum Beispiel duscht statt zu baden oder beim Verlassen eines Raumes das Licht abdreht, darf als ökologisch Vorbildlicher einige Felder vorgehen. Und auf die Straße von der Maille her wird am Veranstaltungstag zudem ein „Sensory Path“ aufgezeichnet, auf dem Passanten verschiedene Dinge wie Hüpfen auf einem Bein erledigen können.

Nachhaltige Aktionen

Ein starkes Programm, das allerdings bei schlechtem Wetter schwächelt. Die Aktion fällt bei Regen ins Wasser, warnt Julia Fülle vor. Die 27-Jährige aus Blaubeuren im Alb-Donau-Kreis im Osten Baden-Württembergs hat Molekulare Ernährungswissenschaft an der Universität Hohenheim studiert und parallel zum Schreiben ihrer Master-Thesis mit der Arbeit für das „forum für internationale Entwicklung und planung e. V.“ (finep) auf 50-Prozent-Basis begonnen. Ein Teil ihrer Arbeitskraft fließt in das Nachbarschaftsprojekt „Kleine Schritte im Großen“, das vom Bundesministerium für Umwelt und der Stadt Esslingen gefördert wird. Es ist zunächst auf den Zeitraum zwischen September 2019 und August 2021 befristet und möchte mit verschiedenen Kooperationspartnern acht Alltagsbereiche wie Mobilität, Warenkonsum oder Ernährung durch Aktionen ummodeln. Zusammen mit der Katharinenschule in Esslingen wurde etwa das Umweltspiel ausgetüftelt, das am Freitag, 18. September, vorgestellt wird. Oberstes Ziel von „Kleine Schritte im Großen“ ist die Einsparung von 10 000 Tonnen CO2. Und Julia Fülle ist niemand, der Wasser predigt und Wein trinkt. Nach dem Gespräch schwingt sie sich auf ihr Fahrrad, mit dem sie die meisten Termine erledigt.

Infos

Mehr dazu unter www.kleineschritte-es.de und https://finep.org/.

Der „Parking Day“

Der „Parking Day“ wird seit 2005 jährlich und international meist am dritten Freitag im September organisiert. Ziel ist die Re-Urbanisierung der Innenstädte durch eine alternative Nutzung von Parkplätzen. Es soll gezeigt werden, wie Stadträume ohne parkende Autos aussehen können.