Die Katholische Kirche gehört zu Odilo Metzler wie seine Lachfalten. Foto: Judith A. Sägesser

Der Katholischen Kirche mangelt es an Priestern, weshalb sich der Job von Odilo Metzler verändert hat. Als Pastoralreferent tourt er durch Plieningen, Birkach und Degerloch.

Filder - Die Lachfalten in Odilo Metzlers Gesicht beweisen, dass er sich den Spaß nicht verderben lässt. Auch nicht von all den Aufgaben und Zusatzaufgaben, die sich in den vergangenen Jahren in sein Leben geschlichen haben. „Man kann immer machen, was man machen kann“, sagt Odilo Metzler. Kurz vorher hat er sein Nadelstreifen-Sakko abgestreift und über die Stuhllehne gestülpt. Wenn der 59-Jährige über sich und sein Leben redet, braucht er kein Jackett.

Zu Odilo Metzler gehört die katholische Kirche wie seine Lachfalten. Was nicht heißt, dass er an gar nichts anderes denkt. Er buddelt zum Beispiel gern in seinem Garten in Möhringen. Aber die meisten Stunden verbringt er doch bei seinem Job – bei seinen Jobs. Odilo Metzler hat nämlich gleich zwei.

Ein Mann mit zwei Jobs

Zur einen Hälfte ist er Pastoralreferent bei der katholischen Seelsorgeeinheit aus Hohenheim und Degerloch. Zur anderen Hälfte ist er Seelsorge bei der ökumenischen Hochschulgemeinde Hohenheim. Auf der einen Seite die Altbekannten, meist fortgeschritteneren Semester, auf der anderen Seite die Studenten, die mal hier sind und mal dort.

Das klingt nach zwei getrennten Welten. Sie vereinen sich allerdings an der Paracelsusstraße – im Büro von Odilo Metzler. Der hat weder eine Stechuhr noch einen Strukturplan, wann wer dran ist. Es ergibt sich. Der Mann mit dem blauen Pulli und der blauumrandeten Brille ist eher der lockere Typ.

Daher passt er zu diesem Besprechungszimmer, das eher aussieht wie eine Studentenbude: rote Couch, Herzchenluftballons, Bücherregale, ein Keyboard und in der Mitte ein Tisch. Bei aller Lockerheit, was dieser Mann leistet, ist kein Pappenstiel. Die Zahl der Studenten hat sich seit seinem Arbeitsbeginn Mitte der 1990er-Jahre mehr als verdoppelt. „Früher war es überschaubarer“, sagt er.

Die Stellenbeschreibung hat sich aufgeplustert

Aber auch seine andere Arbeitsstelle ist aufwendiger geworden. Odilo Metzler hat 1995 bei der katholischen Gemeinde als Pastoralreferent angefangen. Das ist er zwar immer noch, aber seine Stellenbeschreibung hat sich mit der Zeit ziemlich aufgeplustert.

Hat Odilo Metzler früher ausnahmsweise mal eine Beerdigung übernommen, weil der Pfarrer verhindert war, gehört das letzte Geleit inzwischen zum Standardprogramm. War er früher nur in Plieningen und Birkach im Einsatz, kümmert er sich heute auch um Degerloch. Ist er früher nach Lust und Laune in den Sitzungen des Kirchengemeinderats gesessen, sind die Termine inzwischen ein Muss. Gab es früher zwei Priester, so gibt es heute gar keinen.

„Jetzt bin ich eben zuständig“, sagt er. Bis auf Weiteres. Alois Schenk-Ziegler hat sich im Herbst verabschiedet. Die Stelle soll ausgeschrieben werden, es ist aber auch ein Zusammenschluss mit den Sillenbucher Katholiken im Gespräch. Es muss sich nun weisen, wie es weitergeht.

Ein Pastoralreferent darf fast alles

Ein Pastoralreferent darf in einer katholischen Gemeinde alles tun, nur die Sakramente sind tabu. Sakramente sind die Akte, bei denen der göttliche Funke auf den Menschen überspringt, wie zum Beispiel bei der Taufe oder bei der Eheschließung. Diesen direkten Draht nach oben haben nur Priester und Diakone, denn sie sind geweiht. Odilo Metzler sieht es als Vorteil, dass er es nicht ist. „Ich bin froh, dass ich nicht alles machen muss“, sagt er und lacht. Außerdem: „Ich habe meine Frau während des Studiums kennengelernt“, sagt er. Deshalb hat sich die Frage nach einem Leben in Enthaltsamkeit gar nicht gestellt.

Odilo Metzler hat mit einem Jurastudium angefangen. Über die kirchliche Jugendarbeit hat er die Theologie für sich entdeckt. Schon damals habe sich der Priestermangel abgezeichnet. Odilo Metzler hat sich gute Jobchancen ausgerechnet. Ein Volltreffer, wie sich herausstellen sollte. Vielleicht deshalb die Lachfalten?