Meister-Trainer mit Normannia Gmünd: Trainer Holger Traub. Foto: Baumann

Manchmal muss er sich noch kneifen – doch der Traum wird wahr: In der neuen Saison trifft Holger Traub, der Trainer von Fußball-Oberliga-Aufsteiger 1. FC Normannia Gmünd, in einem Punktspiel auf seinen Ex-Verein Stuttgarter Kickers.

Schwäbisch Gmünd - Holger Traub ist weit davon entfernt, dass er den Stuttgarter Kickers etwas Böses gewünscht hätte. Aber dass der ehemalige Jugendtrainer der Blauen nun mit seinem 1. FC Normannia Gmünd in der Fußball-Oberliga auf seinen Ex-Verein trifft, ist für den 38-Jährigen schlicht und ergreifend „Wahnsinn, ein absoluter Traum.“ Manchmal müsse er sich immer noch kneifen, um das Ganze zu realisieren.

Mit seinem Heimatverein SV Grün-Weiß Sommerrain war Traub zu Beginn seiner Trainerkarriere in die Bezirksliga aufgestiegen, auch den FC Stuttgart hatte er schon trainiert, ehe er von 2013 bis 2016 für die U 16 und U17 der Kickers verantwortlich war. Den Jahrgang mit Spielern wie Manuel Schneck, Felix Gerber oder Roman Kasiar führte er in die B-Junioren-Bundesliga. Im WFV-Pokal-Finale setzte es gegen die von Domenico Tedesco und Andreas Hinkel trainierte U 17 des VfB ein 3:4 nach 3:1-Führung. Das waren bisher die Besonderheiten in der Laufbahn des Inhabers der Junior-Elite-Lizenz.

Ursprüngliches Ziel Klassenverbleib

Das hat sich seit vergangenen Samstag geändert. Mit dem 2:0 beim TSV Essingen machte er mit Normannia Gmünd den Sprung in die Oberliga perfekt. Ein Höhepunkt für den Trainer und für den ganzen Verein. Aus einer Runde, in der man mit dem Klassenverbleib zufrieden gewesen wäre, wurde eine Saison der Superlative.

Dabei war alles nicht besonders glücklich los gegangen. 1:4 beim SSV Ehingen-Süd und 3:4 gegen die TSG Tübingen hießen die ersten beiden Punktspielergebnisse. Danach verpflichtete Normannia den ehemaligen Profi Andreas „Bobo“ Mayer. Am vierten Spieltag war der torgefährliche Mittelfeldspieler erstmals am Ball, trieb sein Team immer wieder an. Am Ende kam der 37-Jährige, der seinen Vertrag um zwei Jahre verlängert hat, auf 15 Saisontreffer. „Er ist ein liebenswerter Mensch mit Ecken und Kanten und war unseren jungen Spielern mit seiner riesigen Erfahrung immer ein Vorbild“, lobt Traub den Motor des Aufstiegs . Mayer selbst hat es vor allem der Teamgeist angetan: „Es hat keine Stinkstiefel gegeben, und die Mannschaft hat sich brutal weiterentwickelt.“

Klare Philosophie des Duos Traub/Dreher

Die Handschrift von Traub und seinem Assistenten Tobias Dreher (mit dem er auch schon bei den Kickers zusammenarbeitete) wurde im Lauf der Saison immer deutlicher. Die junge, fußballerisch gut ausgebildete Mannschaft setzte die Philosophie um: Sie spielte dominant, mutig, suchte mit viel Ballbesitz immer die spielerischen Lösungen. Und: Das Team um die Spielführer Marcel Funk und Stephan Fichter, der 2017 mit der TSG Backnang ebenfalls von der Verbandsliga in die Oberliga aufgestiegen war, behielt stets die Nerven.

Funk wird in der Oberliga nicht mehr zur Verfügung stehen. Der Innenverteidiger hört auf. Aufstiegs-Experte Fichter witzelte zwar: „Eigentlich müsste ich jetzt wieder zu einem Verbandsligisten wechseln...“ Doch der Routinier bleibt. Genauso wie das Gerüst der Mannschaft. „Es werden noch Zugänge kommen, aber wir tätigen keine Panikkäufe“, stellt Traub klar. Auch er selbst wird sich nach wie vor nicht nur auf die Traineraufgabe konzentrieren, der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann geht weiterhin seinem Beruf als Vertriebsleiter nach.

Glückwunsch von Alex Zorniger

Aktuell sieht er keine Perspektive, eine Karriere im Profibereich einzuschlagen, wie es der ehemalige Normannia-Trainer Alexander Zorniger tat. Findige Gmünder Statistiker haben übrigens ausgerechnet, dass Traubs Punkteschnitt besser war als der des damaligen Normannia-Trainers Zorniger. „Die Spiele von Alex waren ja in der Oberliga, das ist Äpfel mit Birnen verglichen“, sagt Traub dazu, der vom aktuellen Coach von Bröndby Kopenhagen übrigens ein Glückwunsch-SMS bekam. Auch das hatte er sich vor kurzem kaum vorstellen können, genauso wie ein Punktspiel gegen die Stuttgarter Kickers.