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Der grüne Oberbürgermeister prescht vor und gibt jetzt schon bekannt, dass er wieder Antritt. Die Wahl ist erst im kommenden Jahr.

Freiburg - Das Timing ist perfekt: Dieter Salomon, seit fast 15 Jahren Oberbürgermeister in Freiburg lädt für 12 Uhr am Montag der zweiten Januarwoche zu einem Pressegespräch in eigener Sache ein. Es ist die Woche der großen Neujahrsempfänge von Behörden, Verbänden und Vereinen. Und es ist eine „nachrichtenarme Zeit“, wie der 56-jährige Grünen-Politiker verschmitzt den großen Auftrieb an Medienschaffenden kommentiert, weshalb das Gespräch in die Aula des Rathauses verlegt werden muss.

Dabei sei es doch gar nicht „spektakulär“, was er zu verkünden habe, verkündet der Medienprofi Salomon gelassen, dass er im nächsten Jahr für seine dritte Amtsperiode kandieren werde. Weil er „noch jeden Tag gerne ins Rathaus“ gehe, weil ihm die Arbeit nach wie vor Spaß mache und weil er immer noch „neugierig“ sei auf die Stadt, die er regiere. Und „weil es vieles gibt, was angestoßen wurde und noch zu Ende gebracht werden muss.“

Die Glocken erklingen wie aufs Stichwort

Dass inmitten der Aufzählung der ehrgeizigen Projekte, die im Werden sind, nun auch noch die Glocken des nahen Münsters das Mittagsgeläut beginnen, ist auch Timing, das geschieht jeden Tag. Salomon nennt den Neubau des Rathauses, die Fertigstellung einer neuen Straßenbahnlinie, die Erschließung eines neuen Stadtteils und den Bau des neuen Stadions für den Bundesligisten SC Freiburg als sichtbare Zeichen der Veränderung einer beliebten, weil attraktiven und daher wachsenden Universitätsstadt mit mehr als 220 000 Einwohnern. Doch bei aller Veränderung sei für die Stadt auch „Kontinuität“ wichtig, auch darum kandidiere er noch einmal.

Dass auch 16 Jahre Amtszeit keine Garantie für die Wiederwahl sind, weiss Salomon sehr gut. Die erste Wahl im Jahr 2002 hat er als Nachfolger von Rolf Böhme (SPD) im zweiten Wahlgang gegen die damalige Lörracher Oberbürgermeisterin Gudrun Heute-Blum (CDU) mit 64 Prozent zwar souverän gewonnen. Doch die Wiederwahl 2010 fand nach einer durchwachsenen ersten Amtszeit statt, in der Salomon mit dem Plan scheiterte, die städtische Wohnbaugesellschaft zu verkaufen. Ein Bürgerentscheid vereitelte 2006 den Verkauf, der den Haushalt entschulden sollte. Von diesem schweren Debakel erholte sich Salomon nur langsam, heute ist die städtische Wohnbaugesellschaft ein Vorzeigeunternehmen, und die städtischen Schulden sind ist dank sprudelnder Steuereinnahmen um 60 Prozent zurückgegangen – trotz hoher Investitionen.

Beste Ergebnisse in ländlichen Stadtteilen

Der OB-Wahlkampf 2010 stand teilweise noch im Schatten dieser Kontroversen. Salomons Gegenspieler im Bürgerentscheid, der parteilose Hochschullehrer Günter Rausch, errang 20 Prozent der Stimmen, der SPD-Kandidat Ulrich von Kirchhof knapp 30 Prozent. Salomon gewann mit 50,5 Prozent. Seine besten Ergebnisse holte er nicht in grünen Hochburgen, sondern in den Domänen der CDU in den ländlichen Stadtteilen, die keinen eigenen Kandidaten aufgestellt und diskret den Grünen unterstützt hatte, mit dem sie gut zusammenarbeitet.

„Mit den Stimmen der Grünen allein wird es nicht reichen“, blickt Salomon auf den kommenden Wahlgang im Frühjahr 2018. „Oberbürgermeisterwahlen sind Persönlichkeitswahlen, es geht um Sachthemen, nicht um Parteien.“ Die Frage sei, ob die Freiburger ihn noch einmal wollen, sinniert der Grüne, den nach früheren Reibereien inzwischen nicht nur die Gemeinderatsfraktion, sondern auch der Kreisverband seiner Partei unterstützt.

Ob er (noch) eine Vision habe? „Eine nachhaltige Stadt“, bejaht Salomon ohne zu zögern. Das, was in Freiburg vielen selbstverständlich erscheine, aber nach wie vor mit viel Arbeit verbunden sei.