OB Nopper (vorne) war in Vaihingen unterwegs und hat sich die Anliegen der Bürger angehört. Foto: Annegret Jacobs

Der OB Frank Nopper hat sich in Stuttgart-Vaihingen die drängenden Probleme angehört. Sein Erkenntnis dürfte gewesen sein: Es gibt viele.

Stuttgart-Vaihingen - Direkt zu Beginn des Stadtbezirksrundgangs versucht Stuttgarts OB Frank Nopper, einen Geist wieder in die Flasche zu bekommen. Schwungvoll führt Vaihingens Bezirksvorsteher Kai Jehle-Mungenast gerade aus, dass der OB nun „regelmäßig“ vor Ort sein werde, da unterbricht Nopper: „Also, alle zwei Jahre.“ Jehle-Mungenast lässt sich nicht aus der Fahrt bringen: „Auch das ist regelmäßig“, sagt der Bezirksvorsteher gut gelaunt. Das Publikum scheint sich an Noppers Relativierung nicht zu stören. „Alle zwei Jahre, das ist ja mal was. Den Fritze Kuhn hab ich hier in acht Jahren nicht gesehen“, brummelt einer, zustimmendes Nicken ringsherum.

Lieber Busse als Seilbahn?

Das Interesse am OB-Besuch in Vaihingen ist rege. Knapp 100 Leute sind dabei. Allein mehr als 20 Gegner einer Seilbahn durch das Rosental haben sich am Startpunkt an der Österfeldschule eingefunden. Sprecherin Eva Klingenstein überreicht Nopper eine der Jutetaschen der Initiative. Nopper fragt: „Was schlagen Sie vor?“ Klingenstein sagt, dass die Bürgerinitiative Buslinienverbindungen bevorzuge. Nächstes Thema. Jehle-Mungenast winkt Vertreter der Vaihinger Schulen herbei. Antje Rannert vom Fanny-Leicht-Gymnasium und Jochen Knapek von der Robert-Koch-Realschule sprechen von „verrottenden Gebäuden“, von der schleppenden Digitalisierung und von Sanierungsplänen, die „seit zehn Jahren in städtischen Schubladen“ liegen. Nopper kündigt für Oktober einen Vor-Ort-Termin an. „Gell, es geht Ihnen ums Voranbringen“, sagt er. „Angeschaut wurden die Pläne ja bestimmt schon zur Genüge.“

Rotes Tuch Vaihinger Markt

Am Vaihinger Markt fordern Jörg Schrempf, Vorsitzender des Verbunds Vaihinger Fachgeschäfte (VVF), und Matthias Filbinger vom Bund der Selbständigen (BDS) eine Sanierung des Platzes. Man könne nicht auf den großen Wurf in zehn Jahren warten. Die Sanierung müsse sich am Bestand orientieren. „Wenn wir nicht jetzt etwas tun, brauchen wir den großen Wurf nicht mehr, dann sind die Geschäfte und die Kunden längst weg“, sagt Schrempf.

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Im Stadtpark wartet Ivo Josipovic, sachkundiges Mitglied für Menschen mit Behinderung im Bezirksbeirat. Er sitzt im Rollstuhl. Seine Meinung zu den Sanierungen im Stadtpark: „Murks!“ Er als Sportler komme die neuen Rampen rauf, erklärt er und zeigt seine kräftigen Unterarme. „Aber das schafft doch keine Seniorin mit dem Rollator.“ Nopper wirft einen Blick zu Jehle-Mungenast. Der erläutert die Vorgeschichte. „Wenn ich es richtig sehe, liegt der Ball in unserem Spielfeld?“, fasst der OB zusammen.

Auch Aurelis-Areal und Allianz werden angesprochen

Letzter Stopp am Aurelis-Areal. Anwohner und Gewerbetreibende der Osterbronnstraße in Dürrlewang haben mehr als 700 Unterschriften gesammelt. „Wir unterschreiben nicht gegen die Pläne der Verwaltung“, betonen Elke Rahm vom Café Geiler und Anwohner Bernd Pfeiffer. Doch die meisten Anwohner hätten noch gar nicht mitbekommen, was die Stadt überhaupt plane. Man wolle informiert werden, mitreden, wenn es um eine Fahrradstraße und Parkraummanagement gehe.

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Knapp zwei Stunden hört Nopper zu, nimmt Flyer entgegen und verspricht, in der Verwaltung nachzuhaken. Nur gegen Ende fällt er aus dieser Rolle. Als sich Anwohner gegen die Ansiedlung des Allianz-Konzerns aussprechen, weil „das hier nicht nur ein Industriegebiet ist, sondern wir auch weiter hier leben können wollen“, grätscht der OB rein: „Das verstehe ich. Aber es gehört ja auch zur Wahrheit, dass die Allianz ein attraktiver Arbeitgeber ist, der Steuern bezahlt, die wir als Kommune ja brauchen.“