Der Samstags-Flohmarkt am Karlsplatz. Foto: 7aktuell.de/Andreas Friedrichs/www.7aktuell.de/Andreas Friedric

Veronika Kienzle hat die Verwaltung um Prüfung gebeten, ob und wann der Flohmarkt wieder auf dem Karlsplatz stattfinden könne. Dieses Kleinod sei in den vergangenen 30 Jahren zu einem wichtigen Teil der Stadtgesellschaft geworden.

Stuttgart - Für das Zoon politikon, wie der antike Philosoph Aristoteles den Menschen als soziales, politisches Wesen nannte, sind die Verordnungen zur Corona-Pandemie eine harte Prüfung. Sich nicht im Sinne des Gemeinwesens auf einem Forum austauschen und die Dinge voranbringen zu können, ist diese Zeit in der Coronakrise eine politische Durststrecke. Das spürte die Bezirksvorsteherin Mitte, Veronika Kienzle, ebenso wie ihr Gremium. Um den gegenseitigen Kontakt nicht ganz zu verlieren, hat sich der Bezirksbeirat daher schon dreimal per Telefonkonferenz ausgetauscht.

Stand der Tafel auf dem Wochenmarkt?

„Das war sehr wertvoll“, urteilt die SPD-Rätin Mihaela Manachidis, „jeder ist zu Wort gekommen, und viele haben gute Anregungen gegeben“. Auch Fragen, wie es um die Obdachlosen, die Drogenabhängigen oder die Prostituierten im Leonhardsviertel bestellt sei, wurden diskutiert. Aber auch die Sorgen um Kleinstunternehmer, die Gastronomie und die Tafel spielten in den Diskussionen eine Rolle. „Teilweise haben wir gute Ansätze diskutiert“, sagt Manachidis und nennt die Ideen ihrer Kollegen. Darunter war auch der Vorschlag, dass die Tafel einen Platz auf dem Wochenmarkt haben sollte.

Beschlossen wurde freilich noch nichts. Doch das soll sich am Montag, 25. Mai, ab 18 Uhr ändern. Dann tritt der Bezirksbeirat Mitte zum ersten Mal nach langer Zeit auch wieder physisch im Rathaus zusammen. „Allerdings werden wir nicht in kompletter Stärke zusammenkommen, um die nötigen Abstände im Sitzungssaal einhalten zu können“, sagt Veronika Kienzle, „auch die Tagesordnung wird ein wenig ausgedünnt sein“.

Mehr Platz für Außengastronomie

Neben Alltagsthemen wird es dann auch um zwei wichtige Punkte gehen: die Außengastronomie in Zeiten der Krise und den Flohmarkt. Bereits Mitte April hatte Veronika Kienzle darüber gesprochen, der Außengastronomie mehr Platz in der Stadt zu geben, um so die Innenstadt-Gastronomie zu unterstützen. Und schon vor der Sitzung hat Veronika Kienzle die Verwaltung um Prüfung gebeten, ob und wann der Flohmarkt wieder auf dem Karlsplatz stattfinden könne. Ihr geht es in erster Linie um die Dauerhändler, die sich dort neben einer schmalen Rente oder einem kargen Lohn etwas dazu verdienen. „Zur Not könnte man sich auch ein rollierendes System vorstellen“, sagt Kienzle, die von den Marktbeschickern in der Vergangenheit bereits als „Schutzpatronin des Flohmarkts“ genannt wurde. In dieser Rolle hält die OB-Kandidatin den Flohmarkt sogar für „systemrelevant“. Natürlich weiß Veronika Kienzle, dass dies ihre subjektive Sicht auf den Flohmarkt ist. Aber dennoch sei dieses Kleinod am Karlsplatz in den vergangenen 30 Jahren zu einem wichtigen Teil der Stadtgesellschaft geworden.