Der IC-Bus der Deutschen Bahn fährt nur noch bis Ende des Jahres. Die Bahn stellt das teuer ausgebaute Fernbusangebot ein. Foto: dpa

Der verlustreiche Staatskonzern stellt seine IC-Busse ein. Auch der Konkurrent Blablabus stoppt das Angebot. Marktführer Flixbus wird damit fast zum Monopolisten – leidet aber ebenfalls unter schwindender Nachfrage und klagt über Dumpingpreise der Bahn.

Berlin - Die Deutsche Bahn AG gibt ihre IC-Fernbusse zum Jahresende komplett auf. Schon zuvor waren zahlreiche Linien eingestellt worden. Als Alternative gebe es inzwischen attraktive und schnelle Zugverbindungen, teilte der Staatskonzern auf Anfrage mit und bestätigte den Ausstieg.

Zu Beginn der Woche hatte bereits Konkurrent Blablabus angekündigt, wegen der Corona-Pandemie von 26. Oktober an alle Verbindungen vorläufig zu stoppen, Ticketpreise zu erstatten und die geplante Expansion zu verschieben.

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Längere Zeit hatte die Deutsche Bahn AG das Fernbusgeschäft teuer ausgebaut. Vor vier Jahren gab es noch neben 18 IC-Buslinien auch 40 Verbindungen des Ablegers Berlin-Linienbus (BLB). Die Gesellschaft agierte mit Tiefpreisen und ging aggressiv in Konkurrenz zu den Bahn-Angeboten, expandierte stark und fuhr dabei Verluste ein. 2015 übernahm die Deutsche Bahn, die nur eine Beteiligung hatte, die Berlin Linien Bus GmbH vollständig. Ende 2016 stellte der Staatsunternehmen auch wegen politischen Drucks die Angebote der Konzerntochter BLB ein und kürzte in den Jahren darauf zudem das Netz der IC-Busse, deren Tickets ähnlich bequem wie Zugfahrkarten online im DB-System gebucht werden können.

Flixbus hat inzwischen fast alle anderen Wettbewerber verdrängt

Nun fallen auch die letzten Linien weg. Darunter sind die Verbindungen vom ZOB Mannheim nach Prag über Heidelberg, Frankfurt, Würzburg und Nürnberg sowie vom ZOB München nach Zürich und von Leipzig nach Prag. Die Fernbusse sind vor allem auf Strecken unterwegs, auf denen die Fahrt mit der Bahn bisher länger dauerte und Fahrgäste umsteigen müssen. Inzwischen gebe es aber Züge nach Prag ab Berlin und Bayern im Zweistundentakt, sagte ein Sprecher der Bahn.

Marktführer Flixbus wird mit dem Wegfall der IC-Busse nun fast zum Monopolisten, es gibt kaum noch andere Angebote. Das Start-up aus München hat in den knapp acht Jahren, seit das Fernbusgeschäft liberalisiert wurde, inzwischen alle anderen Wettbewerber verdrängt oder etwa die Busse der Deutschen Post übernommen. Das Unternehmen leidet aber ebenfalls unter einer schwindender Nachfrage wegen der Corona-Pandemie. Flixbus fährt deshalb aktuell nur noch ein Drittel des Angebots und klagt über Dumpingpreise der Deutschen Bahn.

„Private Busunternehmen leiden massiv unter der Krise, während die Deutsche Bahn weiterhin einseitig bezuschusst wird“, sagte Flixbus-Gründer André Schwämmlein unserer Zeitung. Die gesamte Mobilitätsbranche stehe vor großen Herausforderungen, es gehe auch um den Erhalt des Wettbewerbs. Schwämmlein wirft dem verlustreichen Staatskonzern vor, mit Dumpingpreisen für die Zugfahrten die Fernbusse zu attackieren und dabei regelwidrig staatliche Finanzhilfen zu nutzen.

Die Bahn soll fünf Milliarden Euro als Ausgleich für Corona-Einbußen erhalten

Die DB AG soll allein in diesem Jahr noch mehr als fünf Milliarden Euro vom Eigentümer Bund als Ausgleich für Corona-Einbußen erhalten. Die Subventionen sind von der Bundesregierung bereits vor Monaten beschlossen, aber von der EU-Kommission in Brüssel noch nicht genehmigt worden. Die DB-Konkurrenten auf der Schiene und auf der Straße verlangen strenge Auflagen, damit die Staatshilfen nicht dem Wettbewerb schaden.

Im Fernbusgeschäft hat Flixbus mit üppigem Kapital von internationalen Finanzinvestoren den Markt erobert. Erfolgsgarant ist das schlanke Geschäftsmodell, das auf digitale Technik, massiven Online-Ticketvertrieb, starke Vernetzung und leistungsbereite Subunternehmen setzt. Flixbus selbst hat weder Busse noch Fahrer, sondern kooperiert mit zahlreichen mittelständischen Busfirmen, mit denen die Konditionen für den Betrieb von Linien ausgehandelt werden.

Viele der Partner stecken wegen der Pandemie aber in großen Problemen, weil die Menschen wegen Corona viel weniger reisen und sie den öffentlichen Verkehr wegen möglicher Ansteckungsgefahren meiden. Weitere Angebotskürzungen werden auch bei Flixbus nicht ausgeschlossen, nachdem die Fernbusverbindungen bereits auf ein Drittel des vorigen Niveaus zusammengestrichen wurde. Auch das Bahnangebot von Flixtrain wurde zeitweise eingestellt. Die Linie Berlin–Stuttgart fiel sogar erst mal ganz weg, der Partner Leo Express ist pleite und macht Flixtrain schwere Vorwürfe.