An der Theodor-Eisenlohr-Schule muss der Brandschutz verbessert werden. Foto: Horst Rudel

In Nürtingen ist der Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft unterbesetzt. Verzögerungen bei Sanierungsprojekten sind die Folge. Das Problem besteht landesweit.

Nürtingen - Dem Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft (GWN) der Stadt Nürtingen fehlen 15 Stellen. Das hat eine Untersuchung der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement ergeben, die das Nürtinger Rathaus in Auftrag gegeben hat. Der Personalmangel ist neben der Finanzierung der Hauptgrund dafür, dass der Sanierungsstau bei kommunalen Gebäuden nicht so schnell abgebaut werden kann wie gewünscht.

Beim Brandschutz muss nachgebessert werden

Allein das Nürtinger Schulsanierungsprogramm hat ein Volumen von rund 30 Millionen Euro. Dabei könnte die Stadt beim Land neun Millionen Euro an Zuschüssen abrufen. Die Förderzusagen sind aber mit der Auflage verbunden, dass die Sanierungen bis Ende 2022 abgeschlossen sein müssen. Angesichts des Personalmangels in der GWN ist dies ein großes Problem. Nürtingen hofft nun auf eine Fristverlängerung seitens des Landes.

Die Sanierung des Hölderlin-Gymnasiums (14,3 Millionen), der beiden Realschulen (14,4 Millionen) und der Friedrich-Glück-Schule (1,5 Millionen) sollte in dieser Reihenfolge in Angriff genommen werden. Wie der GWN-Geschäftsführer Eckart Krüger am Dienstagabend im GWN-Ausschuss erklärte, muss nun allerdings die Sanierung der Theodor-Eisenlohr-Schule vorgezogen werden, weil dort der Brandschutz im Argen liegt.

Bezahlbarer Wohnraum ist weiter Mangelware

Ein Aufschub ist nach dem Ergebnis eines Brandschutzgutachtens nicht möglich: „Für das Schulgebäude kann aufgrund der Rettungswegesituation eine konkrete Gefahr für Leib und Leben festgestellt werden.“ Mit rund zwei Millionen Euro Kosten rechnet Eckart Krüger. Die gute Nachricht: Die Schule muss nicht geschlossen werden, die Sanierung kann innerhalb der nächsten drei Jahre bei laufendem Betrieb erfolgen. Wegen der Theodor-Eisenlohr-Schule werden die Realschulen nach hinten geschoben. Die Sanierung des Hölderlin-Gymnasiums hingegen soll weiterhin wie vorgesehen im nächsten Jahr beginnen.

Die Personalknappheit bei der GWN ist bereits seit längerem bekannt. Zum Oktober wird ein Architekt und zum November ein Bauprojektmanager das Team verstärken. Doch besteht der Engpass weiterhin. Der Mangel an Fachleuten im technischen wie auch im kaufmännischen Bereich macht sich auch beim Wohnungsbau bemerkbar. Wie in anderen Kommunen gibt es in Nürtingen einen großen Nachholbedarf bei der Schaffung vor allem von günstigem Wohnraum. Dass sich viele die Mieten auf dem Wohnungsmarkt nicht mehr leisten können, macht sich durch einen Anstieg der von Obdachlosigkeit bedrohten Bürger bemerkbar. Angesichts dieser Lage plant Nürtingen nun für das kommende Jahr den Bau einer Obdachlosenunterkunft in der Max-Eyth-Straße für circa 75 Bewohner. Für das Vorhaben sind 3,5 Millionen Euro im Planentwurf vorgesehen.

Die Obdachlosenunterkünfte sind voll

Dass die Schaffung von günstigem Wohnraum nicht so recht in die Gänge kommt, bemängelten in der Sitzung mehrere Stadträte. Auch die Sozialbürgermeisterin Annette Bürkner hält es für „ganz kritisch, dass Wohnungsbau geschoben wird“. Betroffene kämen aus den Obdachlosenunterkünften nicht heraus, „weil es für sie auf dem Wohnungsmarkt keine Alternativen gibt“.

An Personal in den Fachabteilungen für Hochbau fehlt es indessen nicht nur in Nürtingen. Das sei landesweit „ein großes Problem“, sagt Norbert Brugger vom Städtetag Baden-Württemberg. Gelder für Sanierungen kommunaler Gebäude könnten vielerorts nicht abgerufen werden, weil zu wenig Personal vorhanden sei.

Der Landtag befasst sich mit dem Thema Schwimmbäder

Beim Städtetag lenkt man den Blick nicht nur auf die Sanierung von Schulen, sondern auch auf Schwimmbäder. In einer Landtagsanhörung geht es diesen Donnerstag um das Schwimmen in Grundschulen. Norbert Brugger zufolge ist es so, „dass bei fast der Hälfte der Bäder in den nächsten Jahren Investitions- beziehungsweise Sanierungsbedarf besteht, bei 15 Prozent der Bäder gar eine Schließung zur Diskussion steht“. Laut einer Umfrage erteilten im Regierungsbezirk Stuttgart 22 Prozent der Grundschulen zuletzt keinen Schwimmunterricht, im Bezirk Freiburg waren es sogar 44 Prozent.