Der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, Wolfgang Drexler, am Eingang des Landtags Foto: dpa

Die Polizei hat am Montag vor dem Landtag zu Beginn des NSU-Untersuchungsausschusses verstärkt kontrolliert. Die Gründe waren Erkenntnisse aus dem Umfeld eines Zeugen und ein Drohbrief.

Stuttgart - Vor Beginn des NSU-Untersuchungsausschusses im Landtag mussten die Zuhörer am Montagmorgen Geduld haben: Die Polizei hat am Eingang verstärkt kontrolliert. Der Grund dafür waren Vorkommnisse im Umfeld eines Zeugen aus Thüringen. Es habe dadurch aber in Stuttgart keine Gefahr bestanden, sagt der Polizeisprecher Stefan Keilbach. Später am Vormittag meldete das Wahlkreisbüro des Ausschussvorsitzenden Wolfgang Drexler, das dort ein Drohbrief eingegangen sei. Auch darauf reagierte die Polizei. Sie sperrte die Tiefgarage des Landtags ab und durchsuchte diese.

Die Ursache für die intensiveren Kontrollen vor Beginn der Sitzung sei ein Fund in Thüringen gewesen, im Umfeld eines Zeugen, der dort lebt: „Dort wurde ein verdächtiger Gegenstand gefunden“, sagt Keilbach. Um was es sich dabei handelte, teilte die Polizei nicht mit. Offenbar war es eine Patrone für eine Schusswaffe. Die Polizei machte deutlich, dass sich im Umkreis des Landtages in Stuttgart keine gefährliche Lage abgezeichnet habe. „Das war alles in Thüringen, und auch nicht bei dem Zeugen direkt“, sagt Keilbach.

Drohbrief wird erst nach Sitzungsbeginn bekannt

Von dem Drohbrief gegen den Ausschuss und dessen Vorsitzenden erfuhr die Polizei kurz nach 10 Uhr, als die Sitzung des Gremiums bereits begonnen hatte. Der Brief sei ursprünglich an die Geschäftsstelle des Ausschusses im Landtag adressiert gewesen, sagte ein Sprecher Drexlers. Von dort habe man ihn, da das Büro nicht besetzt gewesen sei, nach Esslingen in Drexlers Wahlkreisbüro weitergeleitet. Dort sei der Brief dann am Montagmorgen geöffnet worden. Kurz nach 10 Uhr habe man von dort aus dann sofort die Polizei alarmiert.

Der Untersuchungsausschuss geht der Frage nach, welche Verbindungen des „Nationalsozialistischen Untergrundes“ (NSU) zu Baden-Württemberg bestanden und ob es hier Unterstützer gab. In dem Bundesland wird die Terrorzelle mit der Erschießung der Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn in Verbindung gebracht. Am Mittag wird als Zeuge der Neonazi und ehemalige Vizevorsitzende der NPD in Thüringen, Tino Brandt, erwartet.