Notarzt und Rettungswagen müssen immer häufiger ausrücken. Foto: /Lichtgut/Achim Zweygarth

Viele Einsätze im vergangenen Jahr haben die gesetzlich vorgeschriebenen Zeiten nicht erreicht. Nächste Woche soll ein Gutachten vorliegen, das die Struktur der Luftrettung untersucht.

Stuttgart - Rettungswagen und Notärzte in Baden-Württemberg sind auch im vergangenen Jahr häufig später am Einsatzort eingetroffen als gesetzlich vorgeschrieben. Nur acht der 35 Rettungsdienstbereiche im Land haben bei den Rettungswagen die Vorgaben erfüllt, bei den Notärzten waren es sogar nur drei, nämlich Stuttgart, Mannheim und Ludwigsburg. Karlsruhe bildet in beiden Statistiken das Schlusslicht. Das Innenministerium hat diese Bilanz kommentarlos auf seiner Internetseite veröffentlicht.

Damit verbessert sich das Rettungswesen im Land kaum. Zwar sind in verschiedenen Städten und Landkreisen zusätzliche Fahrzeuge in Betrieb genommen worden, allerdings steigen zugleich die Einsatzzahlen und die Personalsuche gestaltet sich schwierig. So hinken die Retter vielerorts dem tatsächlichen Bedarf hinterher.

Die unabhängige Qualitätssicherungsstelle für den Rettungsdienst sieht in ihrem Bericht vor allem „Strukturmängel“ im ländlichen Raum. Dort sind die Wege oft weit. Außerdem schließen immer mehr Krankenhäuser. Das bedeutet, dass die Einsatzfahrzeuge lange unterwegs sind und bei weiteren Notfällen Kollegen mit größeren Anfahrtswegen einspringen müssen. Die Qualitätssicherungsstelle hat 17 der 35 Rettungsdienstbereiche wegen Auffälligkeiten in den Fahrzeiten zu Stellungnahmen aufgefordert und beobachtet laut Bericht bereits erste Gegenmaßnahmen.

Hubschrauber-Standorte untersucht

Im Blickpunkt steht auch die Luftrettung. Die acht im Land stationierten Hubschrauber haben im vergangenen Jahr zwar etwas weniger Einsätze verzeichnet, allerdings wird fast ein Fünftel der Flüge von Stationen in Bayern oder der Schweiz aus geflogen. Das entspricht umgerechnet etwa zwei zusätzlichen Hubschraubern im Land. Über das Thema wird bereits seit Jahren diskutiert. Nach Informationen unserer Zeitung will das Land in der nächsten Woche die Ergebnisse eines lange erwarteten Strukturgutachtens zur Luftrettung veröffentlichen. Darin werden die Standorte unter einsatztaktischen, aber auch wirtschaftlichen Gesichtspunkten überprüft.

Ein Ministeriumssprecher betont, man werte jeden Teilprozess aus, „um die richtigen Optimierungen vornehmen zu können und die notfallmedizinische Versorgung unserer Bevölkerung weiter zu verbessern.“