Severin Freund will zu Gold springen Foto: Bongarts

Springt Severin Freund zu Gold? Räumt Eric Frenzel alles ab? Fahren die deutschen Langläufer wieder nur hinterher? Unser Medaillencheck zur Nordischen Ski-WM.

Falun - Kaum ist die Alpine Ski-WM in den USA beendet, werden an diesem Mittwoch die nordischen Titelkämpfe im schwedischen Falun eröffnet. In Vail gab es drei Medaillen für Deutschland, bei der anstehenden WM sollen es viel mehr werden. Zwölf hat der Deutsche Skiverband (DSV) für die Nordische Ski-WM und die nachfolgende Biathlon-WM in Kontiolahti (Finnland) als Ziel ausgegeben.

Zumindest achtmal Edelmetall scheint für das deutsche Team in Falun möglich. Die größten deutschen Goldfavoriten sind Skiflug-Weltmeister Severin Freund und Kombinierer-Olympiasieger Eric Frenzel.

Skispringen

Es war eine perfekte Generalprobe für die WM. Der deutsche Vorflieger Severin Freund feierte am Sonntag bei der Weltrekord-Show in Vikersund seinen fünften Saisonsieg. Gekrönt von einem spektakulären deutschen Rekord von 245 Metern. „Ich werde diese positiven Emotionen nach Falun mitnehmen und dort angreifen“, sagt Freund. Er ist zweifellos einer der Goldkandidaten in den beiden Einzelspringen. Zumal er dort auf der Großschanze im vergangenen Jahr im Weltcup triumphiert hat.

Auch wenn der 26-jährige Freund die Vierschanzentournee wieder einmal verpatzt hat, hat er schon gezeigt, dass er ein Mann für Großereignisse ist. Im vergangenen Winter führte er das deutsche Team als Schlussspringer zu Olympiagold, danach folgte der WM-Titel im Skifliegen. „Der erste Einzeltitel wird hoffentlich nicht der letzte sein“, sagt Freund: „Es wäre ein schönes Ding, wenn ich zumindest eine Einzelmedaille gewinnen würde. So eine Medaille bei einer Nordischen Ski-WM habe ich noch nicht.“ Den letzten WM-Einzeltitel holte Martin Schmitt – vor inzwischen 14 Jahren.

"Er kann ja nur gewinnen"

Für eine große Überraschung könnte Andreas Wellinger sorgen. Der 19-Jährige war zu Saisonbeginn gestürzt und musste am Schlüsselbein operiert werden. Pünktlich zur WM ist er wieder fit und zeigte zuletzt mit zwei Silbermedaillen bei der Junioren-WM seine starke Form. „Es kann gut sein, dass er eine Super-WM hinlegt. Er kann ja nur gewinnen“, sagt Freund. Eigentlich auch nur gewinnen kann Olympiasieger Deutschland im Mannschaftswettbewerb. In den bisherigen drei Weltcup-Teamspringen gab es zwei Siege und einen zweiten Platz – hier ist also eine Medaille Pflicht. Das gilt auch für den Mixed-Teamwettbewerb mit Olympiasiegerin Carina Vogt.

Die eröffnet am Freitag übrigens bei der Frauen-Entscheidung die deutsche Medaillenjagd im Skispringen. Nach ihren ersten beiden Weltcup-Siegen in diesem Winter natürlich als Mitfavoritin. Prognose: Drei bis vier Medaillen für Deutschland sind drin. Nordische Kombination

Für den zweiten deutschen Goldkandidaten neben Severin Freund lief die WM-Generalprobe gründlich schief. Kombinierer-Olympiasieger Eric Frenzel wurde beim letzten Weltcup vor der WM disqualifiziert, weil beim Fliegen ein Reißverschluss an seinem Sprunganzug geöffnet war. Der 26-Jährige konnte das Missgeschick allerdings locker verschmerzen, schließlich führt er trotzdem die Gesamtweltcup-Wertung souverän an. Schließlich hat er im Januar sechs Weltcups binnen 14 Tagen gewonnen.

Eric Frenzel ist die deutsche Goldbank

„Wenn der Eric einen guten Sprung hat, dann ist er schwer zu schlagen. Läuferisch ist er noch stärker als vor den Olympischen Spielen, und taktisch hat er sich weiter verbessert“, sagt Bundestrainer Hermann Weinbuch: „Außerdem lässt sich Eric nicht aus der Ruhe bringen. Unter Druck wird er noch stärker.“ So holte er bei den letzten beiden Weltmeisterschaften (2011 und 2013) jeweils genauso einen Titel wie bei den Olympischen Winterspielen von Sotschi. Keine Frage: Eric Frenzel ist die deutsche Goldbank bei der WM in Falun.

Aber beileibe nicht die einzige deutsche Medaillenhoffnung. Als Frenzel wegen der Reißverschluss-Affäre ausfiel, stürmte Fabian Rießle aufs Podest. Er führte in diesem Winter ebenfalls schon die Gesamtweltcup-Wertung an und ist neben Johannes Rydzek ebenfalls jederzeit für eine Medaille gut. „Wir gehen mit dem Ziel zur WM, drei Medaillen in den vier Wettbewerben zu holen. Das ist für ein starkes Team wie unseres nicht überzogen“, sagt Weinbuch.

Er hofft zumindest auf einen deutschen Titel – und der wäre ihm am allerliebsten im Teamwettbewerb. Seit 28 Jahren wartet Deutschland hier auf eine WM-Goldmedaille, damals stand Weinbuch im Team. Der Chefcoach weiß, wie sich so ein Sieg anfühlt: „Gemeinsam feiern ist am schönsten.“

Prognose: Drei bis vier Medaillen für Deutschland sind möglich.

Skilanglauf

Beim letzten Weltcup vor der WM landete Nicole Fessel auf Platz sechs und sorgte für den einzigen deutschen Lichtblick. Dieses Ergebnis zeigt, wie schwierig es für die deutschen Skilangläufer bei der WM im Kampf um Medaillen wird. Die Zeiten, in denen Läufer wie René Sommerfeld oder Tobias Angerer Gesamtweltcup-Sieger oder Axel Teichmann Weltmeister (2007) wurden, sind längst vorbei. Angerer ist zwar bei der WM dabei, aber nur als TV-Experte für das ZDF.

Trotzdem geht das deutsche Team nicht chancenlos in die zwölf Entscheidungen, in denen sich Gastgeber Schweden und die überragenden Norweger vor Tausenden Fans um die Titel duellieren werden. „Es ist unser erklärtes Ziel, bei den Großen anzuklopfen. Die beste Gelegenheit bieten sicher die Staffelrennen und die Teamsprints, bei den Damen hoffen wir auch auf den Sprint“, sagt Frank Ullrich, Bundestrainer in der deutschen Sorgendisziplin.

Durchaus für ein (Medaillen-)Wunder gut

Wenn alles perfekt zusammenpasst – gute Form, Selbstbewusstsein, perfektes Material –, sind deutsche Skilangläufer durchaus für ein (Medaillen-)Wunder gut. Das haben die Podestplatzierungen von Nicole Fessel und Steffi Böhler im Weltcup in diesem Winter und der sensationelle Etappensieg von Tim Tscharnke bei der Tour de Ski bewiesen. Oder auch der sensationelle Bronzegewinn der deutschen Frauen-Staffel bei den Winterspielen von Sotschi.

Mit in der Staffel stand damals Steffi Böhler, die im Vorfeld von Olympia den Kampf gegen den Krebs gewonnen hatte. Solche Geschichten machen den Skilangläufern Mut, dass sie diesmal nicht wie nach der WM 2013 ohne Edelmetall nach Hause fahren müssen. Ullrich:: „Zwei Medaillen wären grandios. Besonders bei den Herren wäre Edelmetall ein Signal für die Zukunft. Was so eine Medaille bei einem Großereignis bewirken kann, hat man ja in diesem Winter bei den Frauen erlebt. Nach Staffel-Bronze bei den Winterspielen entwickelte sich eine unglaubliche Eigendynamik.

Prognose: eine Medaille.