Will auch in Schonach jubeln: Gesamtweltcup-Sieger Eric Frenzel. Foto: Getty

Kombinierer Eric Frenzel dominiert die Konkurrenz in dieser Saison nach Belieben – den Gesamtweltcup hat er schon eingetütet. In Schonach will der 27-Jährige an diesem Wochenende den ersten deutschen Sieg seit 1987 holen.

Schonach - Es ist Eric Frenzels neues Erfolgsrezept. Im Sommer hat der 27 Jahre alte Kombinierer sein Trainingsprogramm ein wenig reduziert. Oder wie er selbst sagte: „Ich habe ein wenig dosierter trainiert.“ Dem Ergebnis hat dies nicht geschadet. Ganz im Gegenteil. Sieben Weltcups hat Frenzel in diesem Winter gewonnen, so viele wie noch nie. Seit Sonntag steht der Oberwiesenthaler als Gewinner des Gesamt-Weltcups fest. Zum vierten Mal in Serie. Anschließend prasselten wahre Lobeshymnen auf den 1,76 m großen Athleten nieder. „Ich ziehe den Hut vor Eric“, sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch und entledigte sich seiner Wintermütze, „so etwas schaffen nur die ganz Großen.“

Die Quadriga ist bislang nur dem Finnen Hannu Manninen gelungen. Rekordmann Frenzel blieb trotz des Lobes bescheiden. „Die Freude wird wohl erst in den nächsten Tagen so richtig kommen, wenn etwas Zeit zum Nachdenken bleibt“, sagte er. Zumal er in Schonach beim Weltcup-Abschluss an diesem Wochenende noch ein großes Ziel hat. Allzu gerne würde er erstmals den Schwarzwald-Pokal gewinnen. Der letzte Erfolg eines Deutschen stammt aus dem Jahr 1987, Sieger war damals Hubert Schwarz.

Die Erfolge von Eric Frenzel sind eng mit dem Namen Akito Watabe verbunden. Mit dem 27-jährigen Japaner lieferte sich der Deutsche in diesem Winter packende Zweikämpfe. Watabe war als besserer Springer meist mit etwas Vorsprung in die Loipe gestartet, doch Leichtgewicht Frenzel (57 kg) überholte ihn regelmäßig. Elf Mal stand der Sportler aus Nagano in diesem Winter auf dem Podium, zum Sieg hat es nie gereicht. Sieben Mal hieß der Gewinner Eric Frenzel. „Ich finde es sehr beeindruckend, wie er mit der Situation umgeht“, sagte Frenzel anerkennend, „ich weiß nicht, ob ich immer so nett und angenehm zu jemandem wäre, wenn die Situation umgekehrt wäre.“

Seit der Junioren-WM 2006 haben die zwei fast jeden Wettkampf gegeneinander bestritten, daraus ist über die Jahre eine enge Freundschaft entstanden. Ungewöhnlich? Nicht für Frenzel. „Eric ist bodenständig und mental stabil – das macht ihn so herausragend“, charakterisiert Bundestrainer Weinbuch seinen Vorzeigeathleten. Der Kombinierer selbst sagt: „Meine Familie macht mich stark.“

Bereits mit 18 Jahren ist Frenzel Vater geworden, Freundin Laura war damals 15. „Natürlich musste ich erst mit der Situation klarkommen“, sagt er , „aber so habe ich früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen.“ Das hat auch im Sport geholfen. Seit dem vergangenen Herbst gehört noch Söhnchen Leopold zur Familie. Diese begleitet den sportelnden Vater immer wieder zu den Wettkämpfen. Sohn Philipp ist sein größter Fan, er reckt oft ein Plakat mit „Papa Nr. 1“ in die Luft. Das spornt den Olympiasieger und dreifachen Weltmeister zusätzlich an.

Bevor Frenzel im Sommer sein Trainingsprogramm reduzieren konnte, hat er über viele Jahre eine gute Basis gelegt. Dies geschah mit Weitblick. „Wir wollen die allgemeine Athletik aufbauen, um für die nächsten Jahre gerüstet zu sein“, sagte er 2011 nach seinem ersten WM-Titel. Bis zu 6000 km auf Skirollern und im Schnee wurde das Pensum kontinuierlich erhöht. „Das ist ziemlich viel für einen Kombinierer, aber ich habe es gut verkraftet“, sagte er 2013.

Die Kugeln für die Gesamtsiege im Weltcup sind breit gestreut

So souverän Frenzel auf Schanze und Loipe in diesem Winter unterwegs ist, am Wochenende könnte er in Schonach in die Bredouille kommen – wenn die Fotografen ein historisches Bild mit den vier großen Kristallkugeln machen möchten. Denn Frenzel hat sie verteilt. Eine steht in seinem Holzhaus in Flössenburg in der Oberpfalz, Kugel Nummer zwei hat ein Zuhause bei seinen Eltern in Geyer im Erzgebirge gefunden, die dritte schmückt das Oberwiesenthaler Skimuseum. Vielleicht schafft Frenzel es ja, dass am Sonntag alle Kugeln in den Schwarzwald kommen. Zuzutrauen wär’s ihm.