Die Kreuzungen entlang der Nord-Süd-Straße sind der Knackpunkt. An ihnen soll sich etwas ändern, damit sie künftig besser funktionieren.. Foto: Archiv Alexandra Kratz

Bis 2030 könnte sich Schätzungen zufolge die Zahl der Beschäftigten im Synergiepark in Stuttgart auf fast 40 000 erhöhen. Für die städtischen Verkehrsplaner ist dies eine echte Herausforderungen. Wir erklären, was sie vorhaben.

Möhringen - Die Kreuzungen und Ampeln entlang der Nord-Süd-Straße sind der Knackpunkt. An diesen Stellen gerät der Verkehr gerne ins Stocken. Mit dem Ausbau des Synergieparks – die Zahl der Beschäftigten wird sich Schätzungen nach auf annähernd 40 000 bis zum Jahr 2030 erhöhen – werden auch mehr Autos die Verbindung zwischen der Autobahn und dem Gewerbegebiet nutzen. Die Verwaltung will deswegen sowohl den Zubringer Nord-Süd-Straße als auch einige Streckenabschnitte im Synergiepark umgestalten. Der öffentliche Nahverkehr und die Radinfrastruktur sollen ausgebaut werden, um die Beschäftigten zum Umstieg auf den Umweltverbund zu bewegen.

Wie die Kapazität der Nord-Süd-Straße gesteigert werden soll

Viele der Maßnahmen, wie der Komplettausbau der Nord-Süd-Straße, werden sich noch hinziehen. Es gibt allerdings auch Dinge, die kurz- bis mittelfristig umgesetzt werden sollen. Dazu zählt die Umgestaltung der Knotenpunkte der Nord-Süd-Straße mit der Heilbrunnenstraße, der Vaihinger Straße und der Zusestraße. „Diese Knoten sollen leistungsfähiger werden“, sagte der städtische Verkehrsplaner Andreas Hemmerich am Mittwoch im Möhringer Bezirksbeirat. Teilweise sollen Abbiegestreifen in Geradeausfahrstreifen auf der Nord-Süd-Straße umgewandelt werden, sodass zwei Spuren in eine Fahrtrichtung über die Kreuzungen geführt werden können. Die umfassenden Pläne können im Internet abgerufen werden: www.stuttgart.de/external/show/ratsdokumente. Über die Suchfunktion findet man die Gemeinderatsdrucksache 152/2020 zum Verkehrskonzept Synergiepark vom 10. März 2020, wie sie im Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik sowie im Bezirksbeirat präsentiert wurde. Die Planung steht am 24. März auf der Tagesordnung des Vaihinger Bezirksbeirats, der nach aktuellem Stand stattfindet.

„Insgesamt können wir mit den Maßnahmen die volle Kapazität der Nord-Süd-Straße ausnutzen“, sagte Hemmerich. Darüber hinaus gehende Kapazitätssteigerungen erfordern den Ausbau der Nord-Süd-Straße auf zusätzliche Fahrstreifen im Bereich zwischen der A 8 und der Breitwiesenstraße. Die Voruntersuchung ist bereits an ein Planungsbüro vergeben.

Im Zuge der Umbauten soll auch der geplante Radschnellweg von Leinfelden-Echterdingen nach Stuttgart berücksichtigt werden. Im Bereich der Unterführung der Stadtbahngleise soll dafür ein Durchlass für Radfahrer parallel zur Nord-Süd-Straße geschaffen werden.

Entscheidung zulasten der Schüler

Die Planungen haben einige Diskussionen im Bezirksbeirat ausgelöst. Vor allem die Umbauten an der Zufahrt zum Hengstäckerschulzentrum kamen nicht gut an. Hier will die Stadt das Linksabbiegen von den Schulen Richtung Hengstäckertunnel untersagen. Zählungen im Jahr 2019 hätten ergeben, dass täglich nur etwa 240 Fahrzeuge vom Schulzentrum links abbiegen. Durch Aufgabe der Abbiegemöglichkeit könnte die Nord-Süd-Straße in Fahrtrichtung Hengstäckertunnel aus der Ampelsteuerung herausgenommen und die Kapazität damit deutlich erhöht werden, sagt die Stadt.

„Diese Entscheidung wurde zulasten von Personen getroffen, die unseres besonderen Schutzes bedürfen, nämlich der Schüler des Hengstäckerschulzentrums“, kritisierte Bezirksbeirat Björn Hermann (CDU). Denn die Maßnahme hätte längere Fahrwege zur Folge. Dieser Meinung waren auch andere Bezirksbeiräte. Andreas Hemmerich entgegnete: „Wir sind so sehr unter Druck, dass wir jede Kapazität ausnutzen müssen.“ Aus Sicht der Verwaltung sei der Schritt notwendig, auch, wenn es sich um eine starke Einschränkung für die Schulen handle. Letztlich sei es eine „politische Entscheidung“. Die Lokalpolitiker votierten mit deutlicher Mehrheit für die Umgestaltung der Knotenpunkte an der Nord-Süd-Straße, allerdings mit der Maßgabe, die Ausfahrt aus dem Schulzentrum noch einmal zu überarbeiten.

Bessere Wege für Radfahrer

Nicht nur die Nord-Süd-Straße, auch die mittlere Industriestraße, die Ruppmannstraße und die Schockenriedstraße stehen auf der Agenda der Stadtverwaltung. Vor allem für Radfahrer soll hier etwas getan werden. Derzeit kämen etwa fünf Prozent der Beschäftigten mit dem Rad zur Arbeit, das Ziel seien 20 Prozent, erläuterte Hemmerich. Es gehe darum, perspektivisch zu planen, „ein gutes Angebot zu schaffen“. So wolle man mehr Beschäftigte aufs Rad locken. Geplant sind unter anderem Radfahrstreifen beziehungsweise -schutzstreifen sowie „Minikreisverkehre“ (wir berichteten). Alle Maßnahmen zusammengenommen würden einen Wegfall von 120 Parkplätzen im Synergiepark bedeuten. Um den zu kompensieren, soll neben dem Radverkehr auch der ÖPNV verbessert werden. „Wir haben hier ein sich sehr dynamisch entwickelndes Gewerbegebiet“, sagte Hemmerich. Die Zahl der Beschäftigten werde sich bis 2030 annähernd verdoppeln. „Eine Verlagerung zum Umweltverbund ist dringend nötig“, sagte Hemmerich.

Die Möhringer Bezirksbeiräte stimmten mit knapper Mehrheit für die Pläne zur Industrie-, Ruppmann- und Schockenriedstraße, allerdings unter der Maßgabe, die für den Radverkehr beste Lösung mit breiteren Radfahrstreifen umzusetzen. Diese brauchen allerdings mehr Platz. Von jetzt 198 Bestandsparkplätzen würden dann 175 entfallen. Diese Variante hatte die Fachverwaltung eigentlich schon verworfen.