Firmengründer Dietrich Brennenstuhl mit „Roxanne“, der neuesten Entwicklung aus dem Hause Nimbus, eine berührungslos steuerbare Tischleuchte. Foto: Tom Bloch

In einer Serie stellen wir Firmen aus dem Stuttgarter Norden vor, die weltweit tätig sind. Heute: der LED-Leuchtenproduzent Nimbus

Stuttgart-Feuerbach - Der Geschäftsführer der Nimbus Group in Feuerbach ist ein mutiger Mann. Dietrich Brennenstuhl fährt schnittige Sportwägen und tritt bei Motorradrennen an, er steuert Hubschrauber durch die Lüfte oder stürzt sich mit dem Gleitschirm im Hochgebirge Abhänge hinab. Dieses hohe Tempo legt der 54-jährige Architekt auch in seiner Firma am Pragsattel vor, sei es bei der Entwicklung von Produkten, sei es bei der Entwicklung der Firma selber. In rund zehn Jahren stieg die Zahl der Mitarbeiter von 50 auf mehr als 150 an. Und diesen Erfolg verdankt der inhabergeführte mittelständische Betrieb neben den mutigen Visionen des Firmengründers, winzigen, aber kraftvollen elektronischen Bauteilen, den LEDs (lichtemittierenden Dioden).

Erste Experimente mit Halogenlicht

Während viele Hersteller, das Ende der klassischen Glühbirne vor Augen habend, sich mit Alternativen für die Schraubfassungen beschäftigten, erkannte Brennenstuhl schon früh die Möglichkeit, die Beleuchtung an sich zu revolutionieren, indem mit dem neuen Leuchtmittel auch die Gestaltung der Beleuchtungskörper völlig neu überdacht werden kann. „Aus diesem kleinen Etwas kommt viel Licht, ohne dass viel Strom verbraucht wird und viel Wärme produziert wird. Das hat mich von Anfang an fasziniert“, sagt Brennenstuhl, der sich noch gut an seine ersten Erfahrungen mit der Beleuchtungstechnologie erinnert. Mitte der 80er Jahre experimentierte er mit Halogenlicht; mit Seilsystemen, die durch einen Modellbautransformator mit 12 Volt versorgt worden sind. Später kamen dann die ersten Versuche mit großen Lichtwannen. Daraus folgte wenig später die Idee, LEDs in die Wannen zu implementieren. Parallel dazu wurde mit vorgeschalteten Acrylplatten samt punktuellen Kegelsenkungen experimentiert. 2006 wurde dann die Q 36 (6 Reihen à 6 LEDs) bis zur Serienreife entwickelt, die Ur-LED-Leuchte der Firma. Die Verfeinerungen folgten sukzessive und bis heute wird ständig aktualisiert: stärkere Lichtausbeute, besseres Thermomanagement, wärmere Lichtfarbe und dies integriert in ein geradliniges und schnörkelloses Design.

Erste Experimente mit Halogenlicht

Die Metamorphose vom Feuerbacher „think-tank“ zum LED-Pionier und -Spezialisten fand dann durch zwei Projekte im hohen Norden statt, zuerst im Gebäude der Handwerkskammer Hamburg vor fünf Jahren. Der Stuttgarter Architekt Stefan Behnisch baute früh auf das Potenzial des LED-Pioniers vom Pragsattel und verwendete Prototypen für fünf transparente Büroetagen („Haus in Haus“) in der klassizistischen Hamburger Börsenhalle: Das erste Bürogebäude weltweit wurde mit der innovativen und energiesparenden Technologie ausgeleuchtet und diente wenig später schon als Kulisse für eine ARD-Tatort-Verfilmung. Jeweils 400 LEDs sind in insgesamt 380 Lichtmodulplatten gebündelt. Der Clou: durch Computer können individuelle Lichtstimmungen eingestellt und automatisiert werden.

Der nächste Meilenstein in der Firmengeschichte: das Unilever-Verwaltungsgebäude in der Hamburger Hafencity. Vom Kellergeschoss bis zur Vorstandsetage erhellt Feuerbacher LED-Technologie seit 2009 rund 35.000 Quadratmeter Arbeitsfläche für 1300 Mitarbeiter. Auch hier zeigte sich wieder der Mut des Geschäftsführers. Mit der seinerzeit neuesten Entwicklung aus dem Hause – Stehleuchten für Schreibtisch-Arbeitsplätze – schaffte es die Firma in die engere Auswahl für eine Bemusterung. Die Resonanz war auf Anhieb so groß, dass die Unilever-Hauptverwaltung auch die komplette Gebäudebeleuchtung mit LED-Technologie haben wollte. Dabei gab es die notwendige Produktpalette noch gar nicht. „Wir haben gesagt, dass wir das schaffen. Nun ja, und dann haben wir innerhalb von acht Wochen 16 neue serienreife Leuchtentypen entwickelt“, erzählt Brennenstuhl mit einem Grinsen. Der 54-Jährige ist kein Freund großer Worte. Und dennoch prophezeite er bereits 2010 das Ende der Glühbirne bis 2020, was seinerzeit die Vorstände von großen Herstellern wie Philips oder Osram nur zu einem Kopfschütteln verleitete. „Heute muss ich sagen, dass meine Einschätzung noch untertrieben ist“, meint der Architekt aufgrund seiner Erfahrung. 8000 Projekte hat die Firma bislang realisiert, vor allem in Europa, aber auch in Australien, dem ersten Land, welches Glühbirnen verbannte. Das aktuellste Großprojekt war das neue Verwaltungsgebäude des ADAC in München. Dort sind zuletzt von Nimbus 4000 LED-Leuchten verbaut worden. Als nächstes soll der US-amerikanische Markt erobert werden.

Zeitloses Design wird angestrebt

Die LEDs kommen aus Fernost, der Hirnschmalz und die Produktionsleistung aus Feuerbach, wo neben der Fertigung auch eine große Präsentationsfläche im firmentypischen rauen und kantigen Stil realisiert wurde, der „Mock-Up“ im ehemaligen Gebäude des Pharmagroßhändlers Andreae Noris-Zahn AG. Außerdem gibt es Showrooms in Köln, Luzern, Shanghai, Hongkong und Sydney. Die Firma setzt auf Nachhaltigkeit bei ihren Produkten und lebt diese auch in den eigenen Gebäuden vor. So befindet sich zum Beispiel auf dem Firmendach eine riesige Solaranlage. Hier wird die Sonne angezapft für die eigene Flotte an Service- und Transportfahrzeugen für den Großraum Stuttgart.

Zeitloses Design

Nimbus hat sich in nicht einmal zehn Jahren zum derzeit einzigen Hersteller einer umfassende LED-Leuchtenserie entwickelt, mit der nahezu alle Beleuchtungsaufgaben erfüllt werden können: behagliche Beleuchtung im Wohnbereich, effiziente Ausleuchtung des Arbeitsplatzes und flächige Allgemeinbeleuchtungslösungen für Flure oder Treppenhäuser.

Und in diesem hohen Tempo geht es weiter. Das neueste Produkt ist eine berührungslos steuerbare Tischleuchte, die „Roxanne“. Wieder ein Novum in der Branche. „Neben der hohen Energieeffizienz unserer Produkte wollen wir hohe Qualität und zeitloses Design bieten, so wie vielleicht Bang & Olufson im Hifi-Bereich, oder Bulthaup mit Küchen“, definiert Dietrich Brennenstuhl. Und mit knitzem Blick in die Zukunft seiner Firma ergänzt er: „Und wir wollen uns dabei die Fröhlichkeit bei der täglichen Arbeit erhalten. Wie zum Beispiel Red Bull.“