Frisches Trinkwasser ist lebensnotwendig für Menschen. Im Strohgäu müssen die Bürger im kommenden Jahr dafür mehr Geld ausgeben. Foto: dpa

Die Stadt Ditzingen steht finanziell besser da als geplant. Dennoch bittet sie die Einwohner vom nächsten Jahr an stärker zur Kasse. Auch die anderen Kommunen im Strohgäu ziehen bei den Gebühren fürs Trinkwasser nach – bis auf eine.

Strohgäu - Die Veränderung ist auf den ersten Blick beachtlich. Statt wie geplant 34 nimmt Ditzingen nächstes Jahr wohl 46 Millionen Euro ein – allein aus Gewerbesteuern der örtlichen Unternehmen. Damit geht es der Stadt deutlich besser als vor wenigen Jahren in der Wirtschafts- und Finanzkrise. Die Ditzinger werden davon aber nichts merken. Im Gegenteil. Sie werden 2019 noch stärker zur Kasse gebeten. Die Frischwassergebühr steigt um fast sechs Prozent auf 2,03 Euro je Kubikmeter Trinkwasser – zuzüglich sieben Prozent Mehrwertsteuer. Somit muss der Bürger 2,17 Euro berappen. Auch bei der Grundgebühr muss er bald tiefer in die Tasche greifen: Sie steigt von 9,63 auf 12,84 Euro. Immerhin bleiben die Abwassergebühren stabil bei 2,30 Euro.

Einwohner einer Kreiskommune träumen wohl von Preisen wie im Strohgäu

Zwar hat das letzte Wort am Dienstag der Gemeinderat. Doch es gilt als sicher, dass er der Erhöhung zustimmen wird. Dass das Wasser trotz steigender Steuereinnahmen teurer wird, ist keine böse Absicht von Verwaltung und Rat. Denn rechtlich dürfen die Gebühren für Wasser und Abwasser nicht mit den anderen Einnahmen – eben etwa aus Steuern – vermengt werden. Der Oberbürgermeister Michael Makurath (parteilos) begründet die Erhöhung unter anderem mit Investitionen für 2019 und den steigenden Wasserbezugskosten: Strohgäuwasserversorgung wie Bodenseewasserbesorgung verkaufen das Wasser teurer.

Mit einer Ausnahme ziehen alle Kommunen im Strohgäu bei den Gebühren fürs Trinkwasser nach. Korntal-Münchingen will am Dienstag beschließen, dass Bürger künftig 2,20 statt 2,05 Euro zahlen. Ob in den Jahren darauf weitere Erhöhungen nötig werden, lässt sich laut Verwaltung noch nicht abschätzen. Derzeit hält sie dies zumindest für 2020 für „eher unwahrscheinlich“. Immerhin: Die Abwassergebühren sinken von 1,61 auf 1,44 Euro. In Gerlingen kostet Frischwasser von Januar an wohl 1,95 Euro, noch sind es 1,82 Euro. Nur Hemmingen belässt alles beim Alten: Die Frischwassergebühr bleibt bei 1,84 Euro. Aber auch hier sinken die Gebühren fürs Abwasser – von 1,99 auf 1,84 Euro. Von solchen Preisen träumen übrigens die Markgröninger: Fürs Trinkwasser verlangt die Kommune so viel wie kaum eine andere im Kreis Ludwigsburg: 2,38 Euro.

Hunderte Euro Kosten für das Betätigen der Klospülung

Auch bei den Abwassergebühren gibt es gewaltige Unterschiede. Je nach Größe zahlen Haushalte rasch mehrere Hundert Euro im Jahr – dafür, dass sie die Klospülung drücken oder Badewasser ablassen. Was aber eher wenig Beachtung findet – anders als die rege diskutierten Strompreise. Mit einer Studie hat der Zentralverband der Deutschen Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer (Haus & Grund) deshalb voriges Jahr auf die Abwasserkosten aufmerksam gemacht. Das Ergebnis war für Ludwigsburg sehr erfreulich: Die Stadt belegte hier den Spitzenplatz. Auf der Basis eines Musterhaushalts hat der Verband errechnet, dass eine vierköpfige Familie im Jahr 2016 im Schnitt eine Abwassergebühr von 260 Euro zahlte. Auf dem letzten Platz des Rankings landete Potsdam mit einem Betrag von mehr als 910 Euro.

Wie Unterschiede von fast 650 Euro zustande kommen? Die Abwassergebühren hängen von mehreren Faktoren ab wie den Höhen, die die Pumpen überwinden müssen, der Dimensionierung der Kanäle oder vom Alter des Kanalnetzes. Die strukturellen Unterschiede zwischen den Kommunen sind laut Haus & Grund allein aber keine Erklärung für die „gewaltige Spreizung“. Die Topografie in der Barockstadt sei auch nicht gerade einfach. Ihr sei es aber gelungen, die Kanalisation und alle Anlagen über Jahrzehnte zu pflegen. Und durch die steigenden Einwohnerzahlen würden die Leitungen besser ausgenutzt.

Mehrausgaben von knapp zwei Millionen Euro

Zurück zum Ditzinger Haushalt 2019. Selbst wenn die Stadt die steigenden Einnahmen in vielen anderen Bereichen einsetzen könnte: Mit vollen Händen hat der Gemeinderat das Geld nicht ausgegeben im Rahmen der zweitägigen Haushaltsberatungen. Die Ausgaben erhöhten sich um 1,9 Millionen Euro. Darin enthalten ist etwa der Zuschuss für die digitale Fahrgastinformation und die Unterstützung für den Tennisclub zum Bau seiner Halle. Zudem hat das Gremium zwischenzeitlich Beschlüsse gefasst, die zu weiteren Mehrausgaben führen. So wurde die Sanierung des Bestandsgebäudes der Theodor-Heuglin-Schule um 200 000 Euro auf 4,5 Millionen Euro nach oben korrigiert. An der Höhe der Kredite änderte dies freilich nichts: Die Verwaltung wird Kredite in Höhe von bis zu 5,8 Millionen Euro aufnehmen.

Das Parkhaus am Bahnhof kommt schlecht an

Die Debatte über den Haushalt glich eher einer Besprechung als einer Diskussion. Die Themen, die zur Sprache kamen, beschäftigen einzelne Räte freilich seit Jahren. Ganz oben auf der Agenda steht der Verkehr. Dazu zählen die Verkehrsführung in der Kernstadt und die Parkplatzsituation. Zudem beschäftigt die Räte, wie das Parkhaus am Bahnhof attraktiver werden kann. Es wird bisher kaum angenommen – obwohl die Stadt rund 100 000 Euro Miete jedes Jahr dafür bezahlt. Der OB bestätigte zwar, dass das kostenpflichtige Parkhaus auch aus seiner Sicht besser angenommen werden müsste. „Aber es hat Ihnen keiner erzählt, dass sich das rechnen wird“, sagte er an die Räte gewandt. Im Übrigen sei es ein „völlig normales schwäbisches Verhalten: Geparkt wird, wo es nichts kostet“.